Wir wissen nicht, ob Lutz Wagner (46) eine Frau an seiner Seite weiß. Diego Klimowicz (35), so viel ist bekannt, hat eine - und dazu eine Familie, die ihm viel bedeutet.
Dass ein und derselbe Wagner, einer der erfahrensten deutschen Schiedsrichter, den Argentinier Klimowicz, einen der erfahrensten Bundesliga-Spieler, beim 1:1 in Stuttgart zum nun vierten Mal in dessen Karriere vom Platz gestellt hatte, veranlasste Klimowicz' Bochumer Mitspieler Marcel Maltritz zu diesem Statement: „Man könnte meinen, dass Diego ihm (Wagner) mal die Frau ausgespannt hat.”
„Nein, da bin ich mir sicher”, antwortete Klimowicz später gewohnt trocken. Der Stürmer, der sich auf seine alten Tage in Bochum gesundheitsbedingt richtig quälen muss, kann der ganzen Angelegenheit nichts Humoriges abgewinnen. Dass alle vier Tickets für den ersten und besten Platz unter der Dusche seit seiner Ankunft 2001 in Deutschland ein Herr namens Wagner ausgestellt hat, der im Auftrag eines Klubs mit dem für argentinische Ohren etwas seltsamen Namen SV 07 Kriftel unterwegs ist, deutete Klimowicz nach seiner nur 13 Minuten umfassenden Kurzarbeit in Schwaben per Fingerspiel an. Dann war er auch schon weg. Theaterdonner liegt dem preußischen Südamerikaner nicht.
Als Klimowicz wieder auftauchte, wirkte er allerdings angefressen. „Allenfalls Gelb” sei sein Foul an Serdar Tasci wert gewesen, sagte der Stürmer, der nun nicht mehr wird stürmen dürfen für den VfL Bochum in diesem Jahr. Einmal in Fahrt, erinnerte der 35-Jährige daran, dass man ihm im Spiel gegen Freiburg ein reguläres Tor „gestohlen” und in der Partie gegen Köln einen „Elfmeter verweigert” habe. Müssen wir also von einem Komplott sprechen - gegen Klimowicz persönlich oder gar gegen den kompletten VfL Bochum, der sich gelegentlich ungeliebt fühlt in der Welt des aufgeblasenen Balles?
Aber vielleicht hat Lutz Wagner ja auch nur den idealen Partner gefunden, um seine Fußball-Pädagogik zu vermitteln. Als Frankfurter Standort-Betreuer bei der WM 2006 hatte der hessische Lehrwart gesagt: „Ich bin der Meinung, die Gelbe Karte verliert ihre Wirkung, wenn sie zu oft gezeigt wird.” Wagners Leitmotiv ist eindeutig: „Lieber weniger Gelb, dafür konsequent Rot.”