Dass vier Spieler einer U19-Mannschaft beim VfL Bochum einen Profivertrag unterschreiben, hat es in der jüngeren Geschichte noch nicht gegeben.
„Wir haben uns vor geraumer Zeit zum Ziel gesetzt, die eigene Ausbildung in den Vordergrund zu stellen und unsere Nachwuchskräfte aus dem Talentwerk möglichst früh an Profibedingungen heranzuführen.“ Das hat Sebastian Schindzielorz gesagt, als der VfL sich mit drei weiteren Jugendspielern einig geworden war. Dass mit Jan Wellers, Armel Bella-Kotchap, Paul Grave und Moritz Römling gleich vier Spieler einer U19-Mannschaft beim VfL Bochum einen Profivertrag unterschreiben, hat es in der jüngeren Geschichte noch nicht gegeben.
Wenn es suboptimal läuft, wird immer viel diskutiert. Ist die Mannschaft zu alt, zu langsam, zu satt, zu träge - man kann viele Fragen stellen. Für die Verantwortlichen in den Klubs gibt es jedoch grundsätzlich keine alten oder jungen Spieler, sondern nur gute und weniger gute. Wer aber die Zukunft plant, muss einerseits Qualität und andererseits Werte schaffen. Nur wer auf dem Transfermarkt etwas anzubieten hat, Spieler mit Perspektive also, wird Erfolg haben in diesem Geschäft. So gesehen, spielt die Musik schon geraume Zeit ohne den VfL Bochum.
2016, vor fast drei Jahren, ging der bislang letzte etwas größere Talente-Transfer des VfL über die Bühne - mit Onur Buluts Wechsel zum SC Freiburg. 2014 hatte RB Leipzig für Lukas Klostermann eine nennenswerte Summe an den VfL überwiesen. Ein Jahr vorher garantierte Leon Goretzkas Pakt mit dem FC Schalke 04 sogar das Überleben des Bochumer Zweitligisten. Und 2012 gingen Kevin Vogt sowie Matthias Ostrzolek, die inklusive ihrer späteren Wechsel auch für Millionensummen gut waren. Gar nicht zu reden von Ilkay Gündogan, der 2009 zwar, wie später Klostermann, noch als A-Junior Bochum verließ, dem VfL aber in seinem weiteren Werdegang immer wieder ein nettes siebenstelliges Zubrot bescherte.
Die Goretzkas und Gündogans wachsen nicht auf Bäumen
Das waren noch Zeiten. Und nach 2016? Kam praktisch nichts mehr. Henrik Gulden, Gökhan Gül, Joel Reinholz, Cagatay Kader und andere - sie alle spielen, wenn sie denn überhaupt noch am Ball sind, inzwischen unterklassig. Die Goretzkas und Gündogans wachsen halt nicht auf Bäumen. Die meisten Jungprofi-Verträge sind Wetten auf die Zukunft. Und manchmal fehlt nur ein winziges Detail. Was vielleicht auch für Görkem Saglam gilt. Er wird sich wohl mit dann immer noch frischen 21 im Sommer verändern müssen, um woanders eventuell doch noch die Kurve zu kriegen. Jüngere Hoffnungsträger rücken nach.