Die Sperre hat er abgesessen, ab sofort darf Silvère Ganvoula wieder spielen. Ob der VfL Bochum aber langfristig auf ihn setzt, ist die Frage.
Ein kurzer Moment der Unbeherrschtheit hat Silvère Ganvoula zwei Spiele gekostet und 3000 Euro, weil der VfL Bochum die vom DFB verhängte Geldstrafe, so wie es üblich ist, an den Verursacher weitergeleitet hat. Den Schubser von Sandhausen, wo die VfL-Welt allmählich aus den Fugen geriet, ordnet der junge Stürmer aus dem Kongo selbst in die Rubrik Erfahrung ein. 22 ist Ganvoula erst, das sollte man nicht vergessen. Er werde „daraus lernen“, sagt er, und es klingt wie: Das passiert mir so schnell nicht noch einmal.
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Mit 18 hat Ganvoula die Heimat verlassen, ist über Marokko, die Türkei und Belgien schließlich nach Deutschland gekommen. Eine regelrechte Odyssee in jungen Jahren. Ständig neue Eindrücke, ständig neue Menschen, Mitspieler, Trainer. Warum ist er nicht länger in Belgien geblieben? „Ich wollte unbedingt nach Deutschland. Hier ist die Konkurrenz groß, hier kann der Sechste auch den Ersten schlagen. In Belgien ist das nicht so“, sagt die Leihgabe des RSC Anderlecht.
Ganvoula bleibt beim VfL oft nur die Rolle der Alternative
Der VfL griff im vergangenen Sommer vor allem deshalb zu, weil Silvère Ganvoula ein Kerl wie ein Baum ist. „Er hat eine große physische Präsenz und ist kopfballstark“, sagte Bochums Sportchef Sebastian Schindzielorz damals. Wie zur Bestätigung legte der Mann aus dem Kongo vielversprechend los. Tor in Duisburg am zweiten Spieltag, Tor in Paderborn am vierten Spieltag - viel besser hätte es nicht beginnen können in Bochum. Aber es ist schwer regelmäßig zu treffen, wenn man nicht in den Spielrhythmus kommt und meistens eingewechselt wird - für 20, 25 Minuten oder sogar noch weniger.
So lange der VfL Bochum mit nur einer zentralen Spitze spielt und für den Verzicht auf den Angreifer Nummer zwei lieber die Flügel stärkt, bleibt einem wie Silvère Ganvoula nur die Rolle der Alternative. Aus genau diesem Grund hat Janni Serra ja Bochum im Sommer verlassen. Am Samstag wird Serra, mit einer ähnlichen Physis wie Ganvoula ausgestattet, im Trikot von Holstein Kiel zurückkehren an die Castroper Straße.
Wie alle Profis, so druckst auch Ganvoula ein bisschen herum, wenn er nach seinen Ambitionen und den in der Summe überschaubaren Einsatzzeiten befragt wird. „Natürlich will ich spielen“, sagt er schließlich. Und: „Ich kann mich praktisch nur im Training beweisen.“ Das tue er aber mit der gebotenen Ernsthaftigkeit, schiebt er nach und sagt: „Ich spüre, dass ich hier akzeptiert werde. Das gibt mir ein gutes Gefühl.“
VfL hat mit Anderlecht eine Kaufoption vereinbart
Wie ein Fremdkörper wirkt der 22-Jährige tatsächlich nicht unter den Bochumer Profis. Ob das aber reicht, um aus dem Leihvertrag einen regulären Kontrakt zu machen am Saisonende, weiß Silvère Ganvoula derzeit nicht. „Darüber“, sagt er, „habe ich mir noch keine Gedanken gemacht“. Beim VfL muss man sich entscheiden, ob man die mit Anderlecht vereinbarte Kaufoption ziehen möchte oder nicht. Der Spieler, so ist herauszuhören, würde gerne bleiben. Vielleicht geht ja alles ganz schnell, wenn wahr wird, was er verspricht: „Ich werde noch Tore schießen.“