Bochum. Das in der Hinrunde oft vorgeführte Bochumer Aufbauspiel ist kaum noch zu sehen. Verschiedene Spieler schießen von Woche zu Woche neue Böcke.
Die Tordifferenz spricht eine deutliche Sprache. Nach dem 21. Spieltag trennt den SC Paderborn zwar nur ein Tabellenplatz vom VfL Bochum, doch die Ostwestfalen weisen eine um 15 Treffer bessere Tordifferenz auf, sind also in dieser Hinsicht weit voraus. Heißt übersetzt: Paderborn hat – im Gegensatz zu den Bochumern – die Mittel, einen Gegner richtig auseinanderzunehmen, und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder. Führt man sich das einmal vor Augen, darf man sich eigentlich gar nicht mehr ärgern über die 1:2-Niederlage des VfL am Samstag.
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Momentan kommen bei den Bochumern zwei Dinge zusammen: Da wären die gravierenden individuellen Fehler, die von Woche zu Woche wechselnden Spielern unterlaufen, da ist aber auch ein spürbarer Verlust an Sicherheit in der gesamten Mannschaft. Im Vergleich zur Hinrunde läuft der Ball nicht mehr so richtig durch die eigenen Reihen, funktionieren die Automatismen zu selten, klappt auch das Umschaltspiel – in beide Richtungen – nicht mehr so oft. Die Folge: Das vor gar nicht so langer Zeit durchaus gepflegte Aufbauspiel ist Geschichte, der Ball wird zunehmend auf Verdacht lang nach vorne geschlagen. Ohne nun Lukas Hinterseer aus der Verantwortung nehmen zu wollen: Diese Spielweise ist ein gefundenes Fressen für routinierte und groß gewachsene Innenverteidiger wie zum Beispiel Paderborns Kapitän Christian Strohdiek.
Immerhin stimmte das Engagement
Es stimmt schon bedenklich, wenn eine Mannschaft, die um die Stärken des Gegners weiß oder wissen sollte, diesem Gegner mit einem Ballverlust in der eigenen Spielhälfte bereits wenige Sekunden nach dem Anpfiff in die Karten spielt. Dass Kai Pröger, fixer Wegbereiter des 0:1 durch Ben Zolinski, vor dem Jahreswechsel noch für RWE in der Regionalliga gespielt hat, ist ein Beleg dafür, dass man in Paderborn ein Konzept konsequent durchzieht. Beim SCP geht es um eine aggressive Zweikampfführung und maximales Tempo im Umschaltspiel. Und da leisten alle Beteiligten eine gute bis sehr gute Arbeit.
Es ist nicht so, dass die Bochumer diesmal nicht wollten. Im Gegensatz zur 0:3-Schlappe in Sandhausen, bei der die Konzentration irgendwann komplett flöten gegangen war, stimmte das Engagement diesmal. Aber wenn man es dem Gegner so leicht macht wie Dominik Baumgartner beim 0:2 durch Sven Michel, dann ist die Gefahr groß, am Ende ganz unter die Räder zu geraten. So ist auch der Kommentar von VfL-Trainer Robin Dutt zu verstehen. Er sprach davon, dass die „Mentalität okay“ gewesen sei und die Mannschaft den „Charaktertest bestanden“ habe, also nicht die Nerven verloren habe. Das ist nicht falsch, hilft aber wenig, denn der Bochumer Fußballlehrer legte am Samstag ja auch den Finger in die Wunde: „Das Offensivspiel war fahrig. Es war eine verdiente Niederlage, an unserem Spiel gibt es viel zu kritisieren.“ Dass Simon Zoller und Lukas Hinterseer noch den Anschlusstreffer produzierten, spricht mehr für den Willen der Gastgeber als für eine überzeugende Offensivleistung.
Am Samstag geht's für den VfL nach Ingolstadt
Nun gilt es, wieder dorthin zu kommen, wo man schon einmal war. Simon Zoller und der erneut zurückhaltende Sebastian Maier müssen besser eingebunden werden, Unglücksrabe Baumgartner muss der Rücken gestärkt werden. Denn die Aufgaben werden nicht leichter. Der bisher so enttäuschende FC Ingolstadt, am kommenden Samstag Gastgeber für den VfL Bochum, hat sich mit einem 3:0 in Aue warm geschossen, womöglich frei gespielt.