Bochum. Torfestival an der Castroper Straße: Der VfL Bochum schlägt Ingolstadt 6:0 und schießt sich in einen Rausch. Mann des Tages: Lukas Hinterseer.
Mit einer Gala hat der VfL Bochum seine Fans begeistert und die Zweitliga-Gegner beeindruckt. Nach dem 6:0-Heimsieg gegen den völlig überforderten FC Ingolstadt ist der VfL ein heißer Aufstiegskandidat. In dieser Form und Spielfreude jedenfalls hat man Bochum lange nicht gesehen. Die Treffer der wie im Rausch auf spielenden Gastgeber erzielten Lukas Hinterseer (3), Robbie Kruse, Tom Weilandt und Anthony Losilla.
VfL-Trainer Robin Dutt nahm im Vergleich zum 2:2 in Paderborn zwei Wechsel in der Startelf vor. Für Kapitän Stefano Celozzi durfte erstmals seit dem Auftaktmatch gegen Köln wieder Rechtsverteidiger Jan Gyamerah von Beginn an auf den Rasen. Und für den am Kreuzband verletzten Milos Pantovic feierte Neuzugang Sebastian Maier im zentralen offensiven Mittelfeld sein Startelf-Debüt. Der unter Robin Dutt bisher gesetzte Sidney Sam indes nahm nach abgegoltener Rot-Sperre zunächst nur auf der Bank Platz, ebenso wie der südkoreanische Neuzugang Chung Yong Lee. Seinen Platz im Kader räumen musste Vitaly Janelt.
Der VfL legte fulminant los. Hoch konzentriert, enorm engagiert setzte Bochum den potenziell spielstarken Gast unter Druck. Der VfL ließ Ball und Gegner laufen, wie man es selten gesehen hat in den letzten Jahren an der Castroper Straße. Ingolstadt fand 20, 25 Minuten praktisch gar nicht statt - Bochum spielte sich in einen Rausch.
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Begünstigt sicherlich durch das frühe 1:0. Nach Pass von Robbie Kruse drehte sich Tom Weilandt im Strafraum, Galvao da Costa Sousa wusste sich nur mit einem Foul zu helfen. Elfmeter. Lukas Hinterseer verwandelte sicher, es war der erste Saisontreffer des Ex-Ingolstädters (4.).
Weiter ging es nur in eine Richtung. Nach perfekter Flanke von Danilo Soares stieg Hinterseer hoch und köpfte den Ball an den Pfosten (5.). Geradlinig, spielfreudig legte der VfL nach, schon jetzt dröhnte die Ostkurve: “Steht auf für den VfL.” Weilandt bediente Kruse, der aus rund 18 Metern einen Flatterball aufs Tor brachte. Ingolstadts Torwart Marco Knaller sah beim Einschlag nicht gerade gut aus, dem Australier im Bochumer Trikot war das herzlich egal. Drin. 2:0. 12. Minute. Auch Kruse feierte sein erstes Saisontor.
Drei Tore nach nicht einmal zwanzig Minuten
Noch schöner herausgespielt war das 3:0. Über Gyamerah und Kruse landete der Ball auf der Brust von Hinterseer. Der ließ ihn gekonnt am Sechzehner abtropfen, Weilandt nahm volley Maß und ließ Knaller mit einem platzierten Schuss ins linke Eck keine Chance. Weilandt war damit an allen drei Treffern beteiligt.
Erst nach rund einer halben Stunde drosselte Bochum ein wenig das Tempo, ohne ernsthaft in Gefahr zu geraten. Von der hochgelobten Offensive der Ingolstädter war nichts zu sehen. “Das ganze Stadion hüpft”, sangen die Fans.
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Nach der Pause passierte erst einmal wenig Spektakuläres, ehe sich einige Ultras-Fans Gehör verschafften. “Hey Villis, Deine Zeit wird kommen” stand auf einem Banner, begleitet von “Villis raus” rufen. Hans-Peter Villis ist Vorstandsvorsitzender des Vereins und war, damals als Aufsichtsrats-Vorsitzender, eine treibende Kraft der Ausgliederung. Hintergrund sind diese mittlerweile vollzogene Ausgliederung der Profiabteilung und die Mitgliederversammlung am kommenden Dienstag. Die große Mehrheit im Stadion, insbesondere die meisten Fans in der Ostkurve, reagierten auf die Ultas-Forderung prompt mit Gegenpfiffen, “Ultras raus” Rufen und später “Wir sind alle Bochumer Jungs”. Eine Reaktion, die sich bei weiteren Banner im Verlaufe des Spiels wiederholte.
Dabei gab die Partie auf dem Rasen genug Stoff her, sie nahm wieder Fahrt auf. Und wie! Erst scheiterte der starke Robert Tesche nach Pass von Hinterseer an Torwart Marco Knaller, auf der Gegenseite parierte Manuel Riemann glänzend gegen den frei vor ihm auftauchenden Benschop (53.). Ein Lebenszeichen des FCI, das der VfL schnell wieder im Keim erstickte. Zunächst sah Galvao nach einem Foul am emsigen Robbie Kruse die Gelb-Rote Karte, und in Überzahl spielte der VfL seine Kombinationsfreude an diesem Sonntag weiter aus. Die Gegenwehr des FCI, sofern je vorhanden, war endgültig gebrochen.
Kruse flankte präzise, Hinterseer stand mutterseelenallein im Fünfmeterraum und köpfte ein. 4:0 (62.). Wieder nur drei Minuten später foulte Ananou Bochums Feinfuß Danilo Soares im Sechzehner, und den Strafstoß verwandelte erneut Hinterseer. 5:0 Bochum. Damit nicht genug: Erst wurde, nach Sam und Ganvoula, der dritte eingewechselte Spieler mit Applaus gefeiert, denn Lee gab sein Debüt. Dann traf Losilla nach Lees Ecke zum 6:0. Das halbe Dutzend war voll, und die Fans sangen: “O wie ist das schön.”