Anthar Yahia und Zlatko Dedic haben Algerien und Slowenien zur WM geschossen - und VfL-Trainer Heiko Herrlich hofft, dass sie diesen Schwung mitbringen und die Bochumer Kollegen mitreißen. Gestern Abend berichtete Algeriens Vereinsarzt Dr. Joachim Schubert von Riesenjubel beim Empfang in Algier.

Training beim VfL Bochum, und am Rande gibt es (fast) nur ein Thema: Anthar Yahia bei der WM. Zlatko Dedic bei der WM. Beide haben sie das Tor geschossen, das entscheidende 1:0, der Innenverteidiger für Algerien gegen Ägypten, der Stürmer für Slowenien gegen Russland. Da sich auch Stanislav Sestak mit der Slowakei bereits für die WM 2010 in Südafrika qualifiziert hatte (und beim 1:2 im Testspiel am Dienstag gegen Chile übrigens auch getroffen hat), fährt ein Bochumer Trio zur Weltmeisterschaft. Das, so ist man sich einig, gab es noch nie beim VfL. Und Heiko Herrlich liefert prompt den Spruch des Tages, als er die erhofften Folgen dieser internationalen Glanzstücke für die in der Bundesliga zuletzt so arg geprügelten Bochumer in diesen schönen Satz packt: „Die sollen ihren Erfolgsbazillus bei uns in die Kabine reinniesen und alle damit anstecken.”

Der Trainer erwartet, dass die drei WM-Fahrer „den Schwung mitbringen” nach Bochum, dieses „Selbstvertrauen auch ausstrahlen” beim schweren Spiel beim Hamburger SV am Sonntag (17.30 Uhr) und vielleicht darüber hinaus, dass „sie die anderen mitreißen”. Jedenfalls habe er sich „riesig gefreut” mit Yahia, mit Dedic.

Aber was ist diese Freude schon gegen die in Algerien nach dem skandalösen 0:2 in Ägypten in einer mehr als vergifteten Atmosphäre, als Spieler von geworfenen Steinen verletzt worden waren. „Das Gefühl, dass man uns töten will, habe ich noch nie vorher gehabt”, hatte Yahia drastische Worte gefunden für diese hässlichen Begleitumstände. Dann, im Hochsicherheitstrakt von Khartum im Sudan, zog er am Mittwochabend aus kurzer Distanz ab, ein Kracher unter die Latte ins Netz, das 1:0. Tumultartiger Jubel nach dem Schlusspfiff, ein restlos begeisterter Yahia: „Das ist der beste Tag meines Lebens”, sagte der 27-Jährige. Und am frühen Donnerstagabend, als die Maschine in Algier gelandet war, noch viel mehr Tumult. „Wir sind hier inmitten hunderttausender im positiven Sinne durchgeknallter Fans”, berichtete Dr. Joachim Schubert der WAZ. Der ehemalige Vereinsarzt des VfL ist als Teamarzt der algerischen Nationalmannschaft mittendrin. „Wir wollen zum Empfang beim Präsidenten”, so Schubert. „Aber die Straßen sind alle dicht, wir kommen kaum einen Meter voran.”

Ähnlich ausgelassen, wenngleich in etwas kleineren Dimensionen im von der Einwohnerzahl her kleinsten WM-Land Slowenien, wo Dedic, nach Kurzeinsätzen zuvor erst unter Herrlich zum vermeintlichen Stammspieler beim VfL aufgestiegen, seinem Kölner Sturmkollegen Novakovic einmal die Show gestohlen hatte, als er sich zwischen zwei Russen drängte und den Ball zum Siegtor gegen den hohen Favoriten ins Netz gespitzelt hatte. Ein Riesending.

Party, Freudentaumel – aber beide, sagt Herrlich, werden „schon rechtzeitig wieder da sein, keine Sorge.” Sestak übrigens fuhr schon gestern wieder vor, wollte mittrainieren, Herrlich schickte ihn aber zum 20-minütigen Auslaufen. Sein Trainingswille aber, auch das sei „ein gutes Zeichen”.