Bochum. Das Beben beim Zweitligisten VfL Bochum nimmt gewaltige Ausmaße an. Christoph Wortmann könnte der Nachfolger von Wilken Engelbracht werden.

Das Beben beim VfL Bochum nimmt gewaltige Ausmaße an. Der Rücktritt der Aufsichtsratsmitglieder Frank Goosen und Matthias Knälmann ein paar Stunden vor Heiligabend war ja auch noch garniert mit dem angekündigten Rückzug von Wilken Engelbracht, dem Finanzvorstand des Zweitligisten. Während Goosen und Knälmann ehrenamtlich dem Kontrollgremium angehörten, ist Engelbracht einer von zwei bezahlten Vorständen.

Der 44-Jährige ist bundesweit vielleicht nicht so bekannt wie Sportvorstand Christian Hochstätter, war aber in den letzten Monaten praktisch das Gesicht des VfL in der Ausgliederungsdebatte. Mit rhetorischem Geschick hat er die Debatte gelenkt, hat auch die Opposition zu Wort kommen lassen und schließlich die Abstimmung zu einem positiven Ende für die Ausgliederungsbefürworter gebracht. Momentan allerdings tut sich in dieser Angelegenheit nichts: Gerade erst habe man, so Aufsichtsratschef Hans-Peter Villis, die neue Rechtsform eintragen lassen. Ob mit oder später ohne Engelbracht, so Villis weiter, werde sich aber „nichts an der Philosophie ändern“. Man sucht also die passenden Investoren, um den Finanzrahmen zu erweitern. Schaut man sich die Schlagzeilen an, die der VfL Bochum seit geraumer Zeit macht, könnte die Suche ein wenig länger dauern.

Hatte einiges zu erzählen: Wilken Engelbracht mit Ex-Trainer Gertjan Verbeek.
Hatte einiges zu erzählen: Wilken Engelbracht mit Ex-Trainer Gertjan Verbeek. © Udo Kreikenbohm

Villis räumt ein, dass Engelbracht, der im Sommer 2014 beim VfL den scheidenden Ansgar Schwenken abgelöst hatte, einen „guten Job“ gemacht hat, betont aber, dass der Klub „nicht von einer Person abhängt“. Warum Engelbracht, in Bochum mit einem Vertrag bis 2020 ausgestattet, die Brocken hinwirft, wird nicht erklärt. Der Finanzvorstand bittet um Verständnis, sich daüber öffentlich nicht zu äußern, verspricht aber im Gespräch mit dieser Zeitung, „die Geschäfte sauber und ordentlich zu übergeben“ und „so lange der Verein mich braucht“ präsent zu sein.

Wortmann kommt von Lagardère Sports Germany

Er wird also seinen Nachfolger einarbeiten. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird das Christoph Wortmann sein, der ab Januar 2018 die Geschäftsfelder Vermarktung, Einkauf und Drittveranstaltungen verantwortlich führt. Wortmann (41) kommt von Lagardère Sports Germany, früher Sportfive, und hat zuletzt Bayer Leverkusen unter seinen Fittichen gehabt. Noch ist Wortmann nicht inthronisiert, aber der Sportwissenschaftler dürfte erster Kandidat für die Engelbracht-Nachfolge sein.

Der noch amtierende Finanzvorstand ist vermutlich im Verlauf der letzten Monate zu der Überzeugung gelangt, dass der sportliche Misserfolg und der anhaltend schwache Auftritt des Klubs in der Öffentlichkeit seine Maßnahmen konterkarierten und sah sich womöglich bereits um die Früchte seiner Arbeit gebracht. Dass sich Engelbracht schon im Juni in den Trainingsstreit um Gertjan Verbeek eingemischt hatte, löste bei professionellen Betrachtern Verwunderung aus. Was hat ein Finanzvorstand, öffentlich lautstark auf den Cheftrainer einredend, auf dem Rasen zu suchen, fragte man sich?

Pressekonferenz kritisch gewürdigt

Verbeek ging, der nächste Pannenauftritt kam. Diesmal war es Christian Hochstätter mit seiner Pressekonferenz zum Thema Felix Bastians, die „wir“, so AR-Chef Hans-Peter Villis, anschließend „kritisch gewürdigt haben, mehr gibt es dazu nicht zu sagen“. Engelbracht, so sieht es aus, genügte diese „kritische Würdigung“ mitsamt Aufforderung an Hochstätter, allmählich auch seine kommunikativen Aufgaben wahrzunehmen, durch den Aufsichtsrat nicht. Einst war Engelbracht noch nach seinem forschen Amtsantritt inklusive Mittelkürzung bei den Fußballfrauen vehement von Christian Hochstätter verteidigt worden, nun haben sich die Vorstände wohl nicht mehr viel zu sagen.