Bochum. Der VfL Bochum ist nach dem 1:1 gegen Fürth im Abstiegskampf angekommen, im Zentrum der Kritik steht Interimstrainer Jens Rasiejewski.
- 1:1 gegen Fürth war nicht nur enttäuschend, sondern auch in weiten Teilen unansehnlich
- Kritik an Interimstrainer Jens Rasiejewski, es wird wohl kaum mit ihm in 2018 weiter gehen
- Zu viele Spieler werden von Woche zu Woche hin- und hergeschoben, die Automatismen fehlen
Die Reaktion war heftig. Pfiffe begleiteten die Mannschaft des VfL Bochum am Samstag in die Kabine, die Kommentare der Fans zeugen von Unverständnis, Enttäuschung und Wut. Beißender Sarkasmus ist auch dabei. Der Zweitligist hat schon einiges durchgemacht in dieser Saison, das Ende der Fahnenstange scheint aber noch nicht erreicht zu sein. Wann, fragt man sich ein wenig ängstlich, wird es wieder aufwärts gehen?
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Im Zentrum der Kritik steht nach dem 1:1 gegen Fürth Jens Rasiejewski, der Trainer auf Abruf. Der 42-Jährige betreibe Fußball wie ein strategisches Brettspiel, so sehen es nicht wenige frustrierte VfL-Anhänger. Bei Rasiejewski werden Außenverteidiger zu defensiven und offensiven Mittelfeldspielern, Innenverteidiger zu verkappten Linksaußen, Mittelfeldspieler zu Innenverteidigern. Heißt: Kein Stein bleibt auf dem anderen, Automatismen können nicht entwickelt werden, die Verunsicherung greift um sich. Dass jeder alles können muss, ist eine Vorstellung, die angesichts der in der 2. Liga zu besichtigenden Qualität eher Wunschdenken entspricht.
Bochums Tüftler-Trainer Rasiejewski denkt lösungsorientiert
Dabei kann man dem Fußball-Tüftler Rasiejewski im Ansatz gar keinen Vorwurf machen. Er denkt halt lösungsorientiert. Hat die Mannschaft ein Offensiv-Problem und fehlt ein kreativer Spieler wie der gesperrte Kevin Stöger, dann zieht er eben Danilo Soares nach vorne, weil er sich von dem Brasilianer, der dribbeln kann und über einen guten Distanzschuss verfügt, „dynamische Aktionen Richtung Tor erhofft“. So geschehen am Samstag. Dass die vielen Spieler- und Positionswechsel im Umkehrschluss eine Mannschaft überfordern können, wird in Kauf genommen. Und dann kommt womöglich so ein Grottenkick wie gegen Fürth dabei heraus.
Fehlende Automatismen sind ein Problem, Überschätzung ist ein anderes. Nach den beiden frühen Toren von Marco Caligiuri und Lukas Hinterseer - jeweils nach einer Standardsituation - blieb dem VfL ja noch genug Zeit, der Partie den Stempel aufzudrücken. Soares fand nach ein paar Minuten des Femdelns auch ganz gut in die neue Rolle hinein, aber der rechte Flügel lahmte gewaltig, und Dimitrios Dimantakos, sozusagen die Speerspitze des VfL, blieb stumpf. Seine Qualitäten liegen im sofortigen Abschluss innerhalb des Strafraumes, läuferisch und in Sachen Zweikampfverhalten ist er deutlich schwächer als Hinterseer; beiden geht wiederum die filigrane Technik ab.
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Dass Selim Gündüz den Vorzug vor Luke Hemmerich bekommen hatte, war nach Hemmerichs Auftritt in Kaiserslautern, wo er nahezu unsichtbar geblieben war, nachvollziehbar. Dass Gündüz diesmal aber - ohne Wirkung zu erzielen - 90 Minuten gegönnt wurden, während Sidney Sam auf der Reservebank hocken bleiben musste, darf man getrost hinterfragen. Und warum Außenstürmer Robbie Kruse, der eingewechselte Hoffnungsträger, andauernd in der Mitte zu finden war, ist eine andere offene Frage.
Am Ende blieb bei Jens Rasiejewski ein „mittelmäßiges Gefühl“ übrig, während die VfL-Anhänger in der Mehrzahl regelrecht bedient waren. Die Hoffnung auf eine Trendwende war enttäuscht worden, am kommenden Wochenende in Aue geht es um nichts anderes als um Punkte gegen den Abstieg. Was für eine Entwicklung.