Nürnberg. . Das VfL-Spiel sieht oft gut aus - und bringt keinen Punkt. Weil die Konsequenz fehlt. Eine Analyse nach Nürnberg - und vor Ingolstadt.

  • Das Spiel im letzten Drittel gefällt Bochums Trainer Ismail Atalan nicht
  • Gegen Ingolstadt muss der VfL mehr Entschlossenheit im Abschluss zeigen
  • Hoogland und Bastians könnten zurückkehren

Es war spät am Donnerstagabend, als Ismail Atalan sein Fazit zog auf der obligatorischen Pressekonferenz vor laufender Kamera. Es fiel diesmal kurz aus. Nicht, weil der Bus vor dem Max-Morlock-Stadion zur Abfahrt bereit stand in der herbstlichen Nacht, am Sonntag geht es ja schon weiter, rund 63 Stunden nach dem Abpfiff in Nürnberg ist Anpfiff im Ruhrstadion gegen Ingolstadt (13.30 Uhr/live in unserem Ticker).

Es steht viel auf dem Spiel.

„Im Endeffekt hat Nürnberg aus drei Chancen drei Tore gemacht, wir haben ein Tor erzielt”, sagte Atalan nach der 1:3-Pleite ernüchtert. „Es geht nicht, sehr guten Fußball zu zeigen bis zum Sechzehner und danach nicht mehr. Deshalb ist der Sieg für Nürnberg verdient.”

Atalan wirkte frustriert in diesem Moment, ein wenig später, im kleinen Kreis, ballte er sprichwörtlich wieder die Fäuste, auch wenn der ganze Schlamassel an ihm nagt. Klar ist: Gegen Ingolstadt muss Zählbares her, mit nur sieben Punkten aus sieben Partien hinkt der VfL den eigenen Ambitionen weit hinterher.

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Das Kernproblem derzeit ist erkannt - aber es muss auch gebannt werden. Es ist die mangelnde Torgefahr, der inkonsequente Abschluss, der fehlende Zug zum Tor, die Entschlossenheit. Das war gegen Heidenheim so und es war, sogar noch deutlicher, gegen Nürnberg so. „Mit dem Spiel im letzten Drittel sind wir nicht zufrieden”, kleidete Atalan das Dilemma noch in vergleichsweise sanfte Worte. Um deutlicher nachzuschieben: „Uns fehlt die Durchschlagskraft.”

Hinzu kommt: Bochum führte in den zwei verpatzten Spielen der englischen Woche jeweils mit 1:0 - und verlor. Einige Spieler, meint Atalan, wiegen sich offenbar zu schnell, zu sehr in Sicherheit. Ein trügerisches Gefühl.

Der Ausgleich, das Produkt einer Fehlerkette

Beispielhaft der Ausgleich, das Produkt einer Fehlerkette mit einer ganzen Reihe Beteiligter. Ballverlust im Mittelfeld, und der Nürnberger Tim Leibold darf durch den Raum marschieren als gebe es nur Stangen und keine Fußballer als Gegenwehr. „Das müssen wir besser verteidigen”, kritisierte Atalan. Mikael Ishak darf dann ungestört schießen, und am Ende kann Torwart Felix Dornebusch, der wie schon gegen Heidenheim nicht den sichersten Eindruck machte, den Ball nur nach vorne abklatschen. Beim Abstauber ist der Club gedankenschneller, genau wie später beim Elfmeter, den Ishak erst im Nachschuss verwandelt.

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Und beim 1:2 lässt der beim Stand von 1:1 womöglich zu oft zu weit aufgerückte Linksverteidiger Danilo Soares, der defensiv zuletzt einige Schwächen offenbarte, Enrico Valentini seelenruhig flanken.

Celozzi: Wir müssen liefern

Es sind diese entscheidenden Momente, die eine erste Halbzeit zerstören, in der Bochum attraktiven Fußball zeigte. Bis zum Strafraum. Nach dem Rückstand indes kam nicht mehr viel von Bochum.

Unterm Strich spielt der VfL gefällig - aber nicht gut. So brachte es ein langjähriger Beobachter nach der Niederlage im Frankenland auf den Punkt. Der letzte Biss in der Schönheit des Spiels, er fehlt. Aber er ist entscheidend in dieser Liga.

Im „mentalen, psychologischen Bereich” will Atalan nun arbeiten in der Kürze der Zeit bis zum Spiel gegen Ingolstadt, in der es ansonsten ja nur um Regeneration gehen kann. Stefano Celozzi, in Nürnberg VfL-Kapitän, sagt: „Wir haben guten Fußball gespielt, aber wir haben es versäumt, uns für den Aufwand zu belohnen. Gegen Ingolstadt müssen wir ein Resultat liefern.”

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Hoogland und Bastians könnten zurückkehren

Gegen Ingolstadt könnten die Innenverteidiger Tim Hoogland und Felix Bastians zurückkehren, wobei Patrick Fabian und vor allem der junge Maxim Leitsch ihren Job in Nürnberg gut meisterten. Auch Thomas Eisfeld und eventuell Torwart Manuel Riemann (nach Muskelfaserriss) sind wieder eine Option, sagte Trainer Ismail Atalan vor der Abreise aus Nürnberg.

Wohl wieder zur Startelf zählen dürfte Robert Tesche. Der Neuzugang gab im Mittelfeld ein ordentliches Debüt, auch wenn er sich nach der Niederlage naturgemäß nicht wirklich freuen konnte. Der 30-Jährige hat sicherlich noch Luft nach oben, zeigte aber gleich Führungsqualitäten in den starken 40 Minuten, in denen der VfL alles im Griff hatte, Ball und Gegner laufen ließ. Nach rund einer Stunde nahm ihn Trainer Ismail Atalan vom Feld, aus Kraftgründen und um die Offensive zu stärken.

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Mit Johannes Wurtz, der allerdings einmal mehr keine Impulse geben konnte. Auch Dimitrios Diamantakos, der erstmals von Beginn an ganz vorne ran durfte, überzeugte nur in Ausnahmefällen wie bei seinem verwandelten Elfmeter. Während der unermüdliche Kevin Stöger und Robbie Kruse zu den Aktivposten zählten im Angriffsspiel, hat Sidney Sam nach vorne und erst Recht in der Rückwärtsbewegung noch Steigerungsbedarf.