Nürnberg/Bochum. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft beim VfL Bochum eine große Lücke. Vor dem Spiel gegen den FC Ingolstadt ist das Selbstbewusstsein weg.

Sportvorstand Christian Hochstätter sprach warnend davon, den Blick in der Tabelle nach unten richten zu müssen. Trainer Ismail Atalan forderte, dass seine Mannschaft mal ein Spiel gewinnt – oder zumindest einen Punkt holt. Am besten schon im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky). Aussagen, die einfach nicht zu einem Aufstiegskandidaten passten. Aussagen, die allerdings treffend die Situation des mit großen Ambitionen in die Saison gestarteten Zweitligisten kennzeichnen.

Vor der Partie gegen den Bundesliga-Absteiger ist klar: Beim VfL klafft zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine beachtliche Lücke. Jüngster Beweis: die 1:3-Niederlage beim 1. FC Nürnberg.

Auch interessant

Hochstätter: Nach unten orientieren

Es war die vierte Pleite im siebten Saisonspiel – für Sportvorstand Hochstätter war damit die zu Beginn der Spielzeit ausgegebene Kampfansage für den Moment zu den Akten gelegt: „Das dürfen wir nicht schönreden. Fakt ist: Wir sind angetreten, um oben mitzuspielen. Im Moment sieht es nicht danach aus.“ Der 53-Jährige fasste die Realität in Worte: „Wer vier von sieben Spielen verliert, muss sich eher nach unten orientieren als nach oben.“

Die Niederlage in Nürnberg war bereits die zweite in der Englischen Woche – und erneut verlor der VfL nach einer 1:0-Führung. „Es ist bei uns im Grunde immer das Gleiche. Wir sind phasenweise die bessere Mannschaft, gehen in Führung und verlieren“, klagte Hochstätter. Die Ursache? „Wir sind in der Offensive trotz unserer fußballerischen Überlegenheit zu harmlos.“

Auch interessant

Trainer Atalan hat ein Problem bei der Einstellung ausgemacht: „Wir müssen uns hinterfragen, ob wir im Angriff noch mehr geben können. Die Jungs können das, sie wissen das. Aber sie brauchen eine Situation, in der sie den Bock umstoßen können.“ Die Konsequenzen? „Es ist wichtig, dass wir im mentalen, psychologischen Bereich was tun.“

Nach unten orientieren. Aufbauarbeit. Den Bock umstoßen. So klingen sonst meist Verantwortliche von Abstiegskandidaten. Das vor der Saison an der Castroper Straße omnipräsente Selbstbewusstsein – es ist dahin. „Wir müssen uns die Tabelle erst einmal nicht anschauen“, betonte Atalan.

Der erst kurz vor dem Saisonstart aus Lotte geholte Trainer gab auch zu, dass ihn die Enttäuschungen persönlich treffen: „Die Situation nagt an mir.“ Zumal bei den VfL-Fans die Erwartungshaltung an die mit qualitativ durchaus guten Zweit- und ehemaligen Bundesligaspielern besetzte Mannschaft gleichbleibend hoch ist. Doch der Druck, behauptet Atalan, spiele keine vorrangige Rolle: „Darüber sollten wir uns momentan keine Gedanken machen. Wir sollten uns vielmehr darauf konzentrieren, ein Spiel zu gewinnen, einen Punkt zu holen.“

Auch interessant

Bochumern bleibt wenig Zeit für Erholung

Bis zum Spiel gegen Ingolstadt bleibt den Bochumern jedoch nur wenig Zeit für Erholung. Nur 63 Stunden liegen zwischen dem Abpfiff in Nürnberg und dem Anpfiff in Bochum. Sportvorstand Hochstätter fordert: „Wir müssen wieder Boden unter die Füße bekommen.“ Doch wie soll das so schnell funktionieren? „Wir müssen uns regenerieren und versuchen, mit viel Energie und Enthusiasmus gegen Ingolstadt zu gewinnen.“

Ein selbst auferlegtes Druckmittel hat der VfL indes selbst entfernt. Der VfL hat den Schriftzug „Punktelieferant“ von der Rückwand der Gästebank entfernt. Alles andere hätte wohl nach Realitätsverweigerung ausgesehen.