Bochum. Nach der 0:1-Niederlage gegen St. Pauli lautete der Bochumer Tenor, von Trainer Ismail Atalan formuliert: „Wir müssen noch viel mehr arbeiten.“

  • Es gibt noch viel zu tun für die Mannschaft des VfL Bochum und ihren neuen Trainer Ismail Atalan
  • Dass man St. Pauli in der Schlussphase nicht mehr unter Druck setzen konnte, stimmt bedenklich
  • Nur in Sachen Tormöglichkeiten befanden sich die Bochumer auf Augenhöhe mit dem Gegner

Die Enttäuschung war groß am Freitagabend bei den Bochumer Spielern. Vor vollem Haus wollte die Mannschaft ihren Anspruch, in der neuen Saison um den Aufstieg mitzuspielen, untermauern. Am Ende stand nach dem ersten Spiel die erste Niederlage und eine Startphase, in der die Gäste vom FC St. Pauli die Szenerie klar beherrschten. Das Gute am Schlechten: Kapitän Felix Bastians und Co. wussten genau, wie sie diesen Dämpfer einzuordnen hatten. Der Tenor lautete, von Trainer Ismail Atalan formuliert: „Wir müssen noch viel mehr arbeiten und investieren, um als Sieger vom Platz zu gehen.“

Und Stefano Celozzi wies indirekt darauf hin, wo der Hase im Pfeffer lag und wohl auch noch liegt. „Wir sind noch dankbar für jede Trainingseinheit, die wir haben“, sagte der 28-Jährige, der Dreh- und Angelpunkt seiner Mannschaft war, auch wenn er vor dem einzigen Tor des Tages den entscheidenden Zweikampf verlor. Was Bastians Celozzi überhaupt nicht ankreiden wollte: „Es waren da noch 50 Meter bis zu unserem Tor, das muss man halt verteidigen.“

Wirkte in der schwachen ersten Helbzeit isoliert auf der linken Seite: Neuzugang Danilo Soares (rechts).
Wirkte in der schwachen ersten Helbzeit isoliert auf der linken Seite: Neuzugang Danilo Soares (rechts). © Udo Kreikenbohm

Aber zurück zu den fehlenden Trainingseinheiten. Atalan und die Bochumer Mannschaft hatten ja nicht einmal drei Wochen Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen und die Dinge einzuschleifen, die dem Trainer wichtig sind. Außerdem, so der neue Mann an der Seitenlinie, war am Freitag vielleicht auch etwas „zu viel Wollen“ im Spiel. Die Balance zwischen Motivation und selbstbewusster Ruhe stimmte nicht ganz, während der Gegner genau dort seine Stärken hatte. Dass es die Bochumer Außen den Hamburgern ermöglichten, zentral immer wieder Überzahl herzustellen, kam hinzu. Besonders Selim Gündüz war viel zu weit von seinen Mitspielern weg, um das Spielfeld zu verdichten, aber auch Danilo Soares wirkte oft wie ein Solitär auf der linken Seite.

Atalan war versucht, schon während der ersten Halbzeit mit einer personellen und taktischen Rochade gegenzusteuern, aber, so der VfL-Trainer, „das mache ich nicht so gerne“. So veränderte erst eine Video- und Taktik-Kurzschulung in der Halbzeitpause System, Personal und Auftritt des Gastgebers. Mit dem nun praktizierten 4-3-3 kam die Mannschaft ganz offensichtlich besser klar, hatte in der zweiten Halbzeit erheblich mehr Spielanteile und kam folgerichtig auch zu Chancen.

Eine Entwicklung, die Ismail Atalan als positiv empfand: „Dass wir in der Lage waren, das System zu verändern und uns anschließend Torchancen herauszuspielen, macht Mut.“ Es gehe jetzt darum, so schnell wie möglich zwei Systeme so weit einzupauken, dass man damit erfolgreich sein könne.

Wenn man gewinnen will, muss man allerdings auch Tore schießen. Zwar wirkte St. Pauli insgesamt reifer und stabiler, doch in Sachen Tormöglichkeiten bewegte man sich immerhin in etwa auf einem Niveau. Mit dem Unterschied, dass die Gäste aus ihren drei, vier Chancen ein Tor herausfilterten, während die Hausherren in ihren guten Szenen ausschließlich an Schlussmann Robin Himmelmann scheiterten.

Keine Impulse beim VfL Bochum durch Einwechselungen

Eine Beschreibung, die maximal bis zur 70. Minute zutreffend ist, denn in der Schlussphase passierte nichts mehr, gelang es dem VfL nicht mehr Druck aufzubauen und damit die Hamburger in Schwierigkeiten zu bringen. Weder die Einwechselung von Peniel Mlapa noch die von Görkem Saglam sorgte für neue Impulse, das Offensiv-Spiel der Bochumer erzielte überhaupt keine Wirkung mehr und hinterließ einen schalen Beigeschmack. Man kann auch in den letzten Spielminuten noch ein Tor erzwingen und damit punkten. Oft genug hat der VfL ja in der jüngeren Vergangenheit zurückgelegen und sich dann doch wieder aufgerappelt.

Es wäre „ein Wunder gewesen“, wenn schon alles geklappt hätte, sagte Stefano Celozzi, wollte diese Aussage jedoch „nicht als Ausrede nehmen für die erste Halbzeit“. Wenn es so deutlich in die falsche Richtung laufe, müsse die Mannschaft früher darauf reagieren und den Kurs korrigieren, lautete die einhellige Meinung.

Felix Bastians ordnete die Niederlage schließlich so ein: „Am ersten Spieltag ist sicher nichts entschieden.“