Bochum. Missglückter Auftakt beim VfL Bochum. Verbeek schickte seine Spieler zu früh auf den Rasen. Der Verein entschuldigte sich. Der Coach nicht.
- Statt wie verkündet um 15 Uhr legte der VfL Bochum bereits um 14 Uhr mit dem Training los am Montag
- Folge: Viele Fans kamen in der Hitze umsonst zum Trainingsgelände - und waren stocksauer
- Vorstand sieht den ganzen Verein in der Pflicht
Der Mann schwitzt. Wegen der Hitze nach seiner Fahrt auf dem Rad von Weitmar bis zum Trainingsgelände des VfL Bochum.
Der Mann kocht. Innerlich.
Es ist kurz nach 15 Uhr. Jetzt sollte das Training des VfL Bochum beginnen, das erste nach der Sommerpause. Es ist auch ohne Imbissbude und Bierstand stets ein kleines Event für einen echten Fan.
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Jetzt aber, um 15 Uhr, ist das Training gerade beendet statt begonnen worden. „Das ist eine Riesensauerei“, schimpft Rolf Fernholz. Die Dauerkarte werde er sich jetzt schenken. Fernholz sagt: „So vergrault man die Leute.“
Auch Galgenhumor unter den Fans
Wie der VfL-Fan aus Weitmar reagieren viele. Kinder ziehen enttäuscht davon, Ältere ärgern sich, dass sie eher Feierabend gemacht haben. Andere reagieren mit Galgenhumor: „Wir sind doch nichts anderes gewöhnt“, sagt eine, die fast immer da ist. „So ist dieser Trainer, weiß man ja“, sagt ein anderer.
Der Grund für den Frust: Trainer Gertjan Verbeek hat den seit Wochen auf der VfL-Homepage für 15 Uhr angesetzten Trainingsauftakt kurzerhand um gut eine Stunde vorverlegt. Die meisten der traditionell 200 bis 300 Fans - eine Schätzung für den Auftakt 2017 fällt aufgrund des Zeit-Chaos ja schwer - kommen pünktlich. Und doch zu spät.
Vorstand und Mitarbeiter sind überrascht
Auch die Vereinsmitarbeiter, von der Medienabteilung bis hinauf zum Vorstand, sind, gelinde gesagt, überrascht. „Unglücklich“ nennt Sportvorstand Christian Hochstätter den Frühstart in einer ersten Reaktion noch beim Training auf Nachfrage der WAZ. Später lässt er über die Online-Medien des VfL eine offizielle Entschuldigung des Vereins verbreiten.
Auch der kaufmännische Vorstand Wilken Engelbracht, der derzeit besonders engagiert um Zuneigung für den VfL auch mit Blick auf die geplante Ausgliederung wirbt, ist sauer. „Wir haben das alle verbaselt“, sagt Engelbracht mit ein wenig Abstand, nachdem er auf dem Platz noch sichtlich bedient auf Gertjan Verbeek eingeredet hatte. Nach interner Gesprächsrunde im Büro will er den Niederländer nicht (mehr) alleine lassen. Es sei ja „keine Einzelaktion, kein Alleingang“ von Gertjan Verbeek gewesen.
Engelbracht nimmt alle In die Pflicht
Auch andere - Mitarbeiter, Funktionsteam - hätten es besser wissen müssen, sagt Engelbracht. „Es macht mich wütend, dass wir es als VfL Bochum nicht hinbekommen haben, dass der Trainingsauftakt pünktlich beginnt. Es tut uns Leid für die angereisten Anhänger.“
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Klar ist: Treffpunkt mit der Mannschaft war um 13 Uhr. Absprachen, Vorstellungen, erste Begrüßungen, all das ging schnell. Daher habe das Training eher begonnen. „Wir waren fertig und sind dann raus auf den Platz“, sagte Verbeek. Engelbracht: „Das darf uns beim Auftakt aber nicht passieren.“
Verbeek zeigt keine Einsicht
Anders als der Verein zeigte Verbeek, der als Cheftrainer ja auch der Chef-Verantwortliche für das Training ist, keine Einsicht. „Ich bin keine Erklärung schuldig“, sagte er im Gespräch mit den Medienvertretern hinterher. „Ich weiß nicht, wie das kommuniziert wurde. Ich rede mit meiner Mannschaft.“
Die Anhänger könnten ja jetzt noch ganz oft kommen. „Wir trainieren acht Mal, neun Mal, zehn Mal pro Woche, da kann man jeden Tag gucken“, sagt Verbeek. Spiele in Bochum habe man jetzt auch. Das erste am Mittwoch in Grümerbaum. Geplanter Anpfiff: 18.30 Uhr.