Gut 1,2 Millionen Euro stehen auf dem Spiel, das Stadion ist ausverkauft: Bochum freut sich auf St. Pauli. Zwei Spieler werden verabschiedet.

  • Erstmals seit vier Jahren ist ein Zweitliga-Spiel des VfL Bochum ausverkauft
  • Gegen den FC St. Pauli geht es am Sonntag um Geld und um die Stimmung - auch für die nächste Saison
  • Nils Quaschner und Pawel Dawidowicz verlassen den Verein

Es ging - gegen die Bayern. Im DFB-Pokal-Viertelfinale. Februar 2016.

Es ging - um die Existenz. Gegen Köln. Mai 2013. Die Domstädter hatten noch leise Aufstiegshoffnungen - und die Bochumer ganz große Abstiegssorgen. In der 2. Liga. 2:1 gewann der VfL.

Was diese Duelle eint: Es waren die letzten beiden Pflichtspiele des VfL, die in einem ausverkauften Ruhrstadion stattfanden, das damals noch rewirpower-Stadion hieß. Wenn am Sonntag (15.30 Uhr) der FC St. Pauli kommt, jährt sich das Kölner Beben, als Marcel Maltritz zum 2:1 einköpfte, bereits zum vierten Mal.

27600 feiern den Saisonausklang mit

Das Stadion ist, endlich muss man sagen: mal wieder ausverkauft. Wobei aus Sicherheitsgründen nur noch 27600 Fans den Saisonausklang mitfeiern dürfen.

Dabei geht es nicht mehr um den Klassenerhalt, schon gar nicht um den Aufstieg. Es geht um eine gute Abschluss-Platzierung, um ein versöhnliches Ende einer holprigen Saison. Es geht um Geld aus dem TV-Vertrag, gut 1,2 Millionen mehr sind möglich. Zumindest für knapp die Hälfte davon kann der VfL selbst sorgen mit einem Sieg gegen St. Pauli - dann würde man vermutlich mindestens drei Plätze vor den Hamburgern landen.

Es geht um die Perspektive für die nächste Spielzeit

Zusammengefasst geht es um die Perspektive für die nächste Spielzeit. Die auch Gertjan Verbeek im Blick hat. Natürlich freut sich der Trainer, freut sich die Mannschaft auf diese „gute Atmosphäre“. Verbeek sagt: „Wir müssen nächste Saison dafür sorgen, dass möglichst jedes Mal 25000 Leute kommen.“

Lienens Zukunft beim FC St. Pauli gilt als offen

1:1 endete das Hinspiel, es war die letzte Partie des Jahres 2016, Weihnachten stand vor der Tür. Und der FC St. Pauli lud seine Stamm-Journalisten am Tag darauf zur außerordentlichen Pressekonferenz.

War es das für Ewald Lienen?

Diese Frage waberte durch die Räume des Hamburger Stadions am Millerntor. Doch diejenigen, die nah dran sind am Kult-Klub, waren sich sicher: Nein. Lienen bleibt.

Tatsächlich ging es in der PK unterm Strich nur um eine Analyse, einen Ausblick, wie man das Unmögliche möglich machen will. Den Klassenerhalt. St. Pauli lag nach diesem eher glücklichen Remis gegen Bochum auf Rang 18. Mit elf Punkten aus 17 Partien, auch wegen eines Umbruchs nach der starken Saison zuvor.

Doch der FC St. Pauli kam nach der Winterpause zurück. Mit Trainer Ewald Lienen, mit Co-Trainer Olaf Janßen, dem man ihn zur Seite stellte nach der Hinserie, und mit einem Team, das vorher auch schon gut gekämpft hatte, jetzt aber auch noch das Tor traf. 31 Punkte sammelte St. Pauli ein in der Rückserie, nur Stuttgart und Hannover, die potenziellen Aufsteiger, waren besser. Ein Garant ist Stürmer Aziz Bouhaddouz, der im Hinspiel sein fünftes Saisontor erzielte und in der Rückserie gleich zehn Treffer draufpackte.

Nach dem Spiel in Bochum wird es auf Pauli wesentliche Änderungen geben: Andreas Rettig, der Interims-Sportchef, wird künftig wieder „nur“ Geschäftsfüher sein am Millerntor, ein Nachfolger wird gesucht. Und: Möglich, dass auch Lienen, dessen Vertrag bis 2018 läuft, nach dieser Saison kürzer treten wird. Er selbst hat seine Zukunft zuletzt offen gelassen. (Ralf Ritter)

Dafür müssen, da herrscht Konsens zwischen Trainer und Vorstand, Verstärkungen her. Und dafür müssen eben auch Spieler gehen, um Platz zu schaffen. Am Sonntag werden Nils Quaschner und Pawel Dawidowicz offiziell verabschiedet. Der Verein verzichtete auf seine Kaufoption für die für ein Jahr ausgeliehenen Spieler.

Trennung ist keine Überraschung

Eine Überraschung ist diese Entscheidung längst nicht mehr: Lediglich die Verträge dieser beiden Spieler beim VfL laufen aus. Stürmer Nils Quaschner (23) steht bei RB Leipzig noch bis Juni 2018 unter Vertrag. Innenverteidiger Pawel Dawidowicz (21) zählt zum Kader von Benfica Lissabon (2019).

Sportvorstand Christian Hochstätter erklärte die Entscheidungen so: „Bei Pawel Dawidowicz steht eine Kaufoption in einer Größenordnung im Raum, die wir nicht bezahlen können. Bei Nils Quaschner haben wir lange überlegt, ob wir ihn weiterbeschäftigen, haben uns am Ende aber dagegen entschieden. Unterm Strich ist die Saison nicht so gelaufen, wie sich beide Seiten das vorgestellt haben.“

Dawidowicz und Quaschner werden verabschiedet

Quaschner brachte es in bisher 25 Zweitliga-Einsätzen, teils auf der für ihn ungewohnten linken Seite, auf drei Tore. Dawidowicz kam 17 Mal zum Zug, immer wieder warfen ihn Verletzungen zurück. Auch gegen Pauli fällt er wegen eines Muskelfaserrisses aus.

Quaschner kehrt indes in den Kader zurück, der in München ja auf 16 Mann geschrumpft war. Zudem darf Verteidiger-Talent Maxim Leitsch auf der Bank Platz nehmen. An der Startelf wird sich im Vergleich zum 2:1-Sieg beim TSV 1860 München nichts ändern.

Auch, weil Jan Gyamerah nur „mit hohem Risiko“, so der Coach, hätte spielen können. Die weiteren angeschlagenen und verletzten Spieler sind noch nicht weit genug. Wie Vitaly Janelt. Das Talent hat Probleme im Knie, in zwei Wochen soll ein MRT gemacht werden.