Bochum. Der VfL Bochum präsentierte am Dienstag sein Konzept zur gewünschten Ausgliederung des Profiteams. Die Skeptiker zeigten sich gut vorbereitet.

Anderthalb Stunden lang hatte Bochums Wilken Engelbracht seinen großen Auftritt. Im Bochumer Ruhrcongress durfte er den Vereinsmitgliedern des VfL Bochum vorstellen, wie sich der Zweitligist die geplante Ausgliederung der Abteilung Profifußball vorstellt. Und der Finanzvorstand des VfL machte seine Sache gut. Bei einer Nachfrage während der anschließenden Diskussionsrunde war allerdings auch der 44-Jährige baff.

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Die Frage kam von Stephan Berger, einem der Mit-Initiatoren des Fan-Zusammenschlusses „echt VfL“. Er wollte wissen, was geschieht, wenn sich der VfL mit seinem potentiellen Investor überwerfen sollte. Schließlich habe es der Klub in seiner Eigenschaft als eingetragener Verein derzeit sehr leicht, Mitglieder auszuschließen. Dafür reiche ein unkompliziertes Verfahren. Bei einem Investor sähe das anders aus.

"echt VfL"-Initiatoren zeigten sich gut vorbereitet

Die Antwort der Verantwortlichen: Langes Schweigen. Auch im Saal wurde es erst still, dann waren einige Lacher, schließlich Applaus zu hören. Berger hatte einen Nadelstich gesetzt. Diese Situation zeigte: Die Initiatoren von „echt VfL“, einer der geplanten Ausgliederung kritisch gegenüberstehende Kampagne, hatten sich nicht nur oberflächliche Gedanken gemacht. Jedes Szenario war in mühevoller und leidenschaftlicher Kleinarbeit gedanklich durchgespielt worden.

Berger begründete seine Sorge damit, dass Finanzvorstand Engelbracht zuvor gesagt hatte, dass sich der VfL im Falle einer Ausgliederung eine Haltefrist für den potentiellen Investor zusichern lassen wolle. Das hätte zur Folge, dass ein Geldgeber, der seine Anteile zum Beispiel schon nach zwei statt nach fünf Jahren verkaufen wolle, dies nicht tun könnte.

Von der anderen Seite hatte es aber wohl noch niemand so recht betrachtet. Denn auch das Szenario, dass der Investor sich nicht wie gewünscht verhalte oder durch eine eventuelle Neuausrichtung seines Kerngeschäfts nicht mehr zum Leitbild des VfL Bochum passen könnte, ist durchaus denkbar. Engelbracht hatte zuvor klargestellt, dass es menschlich zwischen dem VfL und seinem Geldgeber passen müsse. Fürwahr: Diese Frage zu beantworten, war nicht einfach.

"Die Braut muss attraktiv sein" für den VfL

Als die erste Irritation über diese Frage gewichen war, ergriff der Finanzvorstand das Wort. Die Anteile, so Engelbracht, könne man dem Investor nicht einfach so wieder wegnehmen. „Das wäre dann eine Enteignung“, entgegnete der 44-Jährige und schob nach: „Das wäre schlichtweg verboten.“ Grundsätzlich gelte: Der Investor hätte kein Mitspracherecht, was das Tagesgeschäft betrifft. Auch in dem Fall, dass sich der Klub mit dem Geldgeber überwerfen sollte.

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Noch einmal versicherte der Funktionär, dass sich der VfL ausschließlich mit Investoren unterhalten werde, die zum Klub passen würden. Und auch Hans-Peter Villis, der Aufsichtsrats-Vorsitzende der Bochumer, hatte bereits vor einiger Zeit im Interview mit dieser Redaktion gesagt: „Die Braut muss attraktiv sein.“

Engelbracht, der dieses Zitat vermutlich nicht in diesem Augenblick im Kopf gehabt hatte, stellte noch einmal klar, dass er sich nicht vorstellen könne, dass der Menschenverstand der Verhandlungsführer versagt. Er witzelte: „Wenn es dann aber hieße, dass der Investor Herrn Villis zum Beispiel die Frau ausgespannt hat, müsste man noch einmal darüber nachdenken.“ Der Aufsichtsrats-Chef nahm es mit reichlich Humor. Um dennoch Missverständnisse zu vermeiden, griff er zum Mikro und sagte: „Ich möchte klarstellen, dass ich seit 29 Jahren sehr glücklich verheiratet bin.“ Allgemeines Gelächter im Saal. Villis nahm das Mikrophon noch einmal auf: „Mit nur einer Frau. Das war mir noch wichtig zu erwähnen.“