Einmal mehr hat der VfL Bochum seinem Ruf alle Ehre gemacht und einen angeschlagenen Gegner wieder aufgerichtet - diesmal Fortuna Düsseldorf.
- Düsseldorfer überraschen die Elf von Gertjan Verbeek mit ihrer relativ offensiven Ausrichtung
- Wie so oft in der jüngeren Vergangenheit versuchte es der VfL vor allem mit langen Bällen
- Wydra und Gündüz fehlt in der Schlussphase die Cleverness, einen Punkt nach Hause zu bringen
„Unverdient war es nicht“, sagte Friedhelm Funkel, „aber wenn das entscheidende Tor so spät fällt, ist es schon auch ein wenig glücklich.“ So fasste der Trainer der Düsseldorfer Fortuna den Freitagabend im Ruhrstadion zusammen. Der 2:1-Erfolg war gleichwohl für die Gäste eine Art Befreiungsschlag nach langer Durststrecke, während die Gastgeber die Hoffnung ihrer Fans auf eine kleine, aber feine Erfolgsserie enttäuschten.
Kein konstruktives Spiel beim VfL Bochum
Fast immer wenn das Stadion gut gefüllt ist und die Chance besteht, positiv auf sich aufmerksam zu machen, geht beim VfL Bochum der Schuss nach hinten los - diesen Eindruck wird man als langjähriger Beobachter einfach nicht mehr los. Kommt auch noch ein Gegner, der schon ewig kein Erfolgserlebnis mehr feiern durfte, ist die Niederlage fast schon programmiert.
Andererseits: Die tatsächliche Qualität der Düsseldorfer hat nur wenig mit ihrer Misserfolgs-Kette zu tun. Funkel war sich auch sicher, die aktuelle Mannschaft seines Ex-Klubs mit seiner relativ offensiven Ausrichtung überrascht zu haben. Denn nach einer kurzen Phase des Abwartens versuchte die Fortuna, den Spielaufbau der Bochumer mit drei nach vorne verschobenen Akteuren zu stören. Mit Erfolg. Von konstruktivem Spiel war beim VfL nichts zu spüren und zu sehen, der Strafraum der Gäste war zu diesem Zeitpunkt fast schon terra incognita (unbekanntes Land). Wie so oft in der jüngeren Vergangenheit wurde vorwiegend Langholz produziert in der vagen Hoffnung auf den zweiten, zu kurz abgewehrten oder abgelegten Ball.
Das ist weder sonderlich attraktiv noch grundsätzlich erfolgversprechend, und dass der VfL am Freitag dennoch durch Peniel Mlapa in Führung ging, entsprach nicht dem Geschehen auf dem Rasen in der ersten Halbzeit. Eigentlich hatten die Hausherren nur eine richtig gute Phase, nämlich nachdem sie den Ausgleichstreffer durch Rouwen Hennings verdaut hatten und für kurze Zeit mit viel Willen und Engagement zum Gegenangriff bliesen. In dieser guten Phase hatte der VfL Pech. Vielleicht wäre den Bochumern die hektische und schließlich üble Schlussphase erspart geblieben, hätte Pawel Dawidowicz nicht den Pfosten getroffen, sondern ins Netz.
Stiepermann gegen Stuttgart dabei
„In so einer engen Partie müssen wir cleverer sein und mit Köpfchen agieren“, sagte Anthony Losilla anschließend, während VfL-Trainer Gertjan Verbeek klagte, dass man sich gegen Ende der Partie zu sehr „mit sich selbst beschäftigt“ habe. Gemeint waren vor allem Dominik Wydra, der sich - mit Gelb vorbelastet - den Schubser, der zum Platzverweis führen sollte, locker hätte ersparen können. Gemeint war natürlich auch Selim Gündüz. Der kleine Dynamiker legte sich mehrfach mit dem Schiedsrichter an und konnte deshalb keine Gnade erwarten, als er Ihlas Bebou im Strafraum an der Torauslinie von den Beinen holte. Damit hatte der VfL auch noch den einen Punkt, mit dem man nach diesem Spiel durchaus zufrieden hätte sein können, aus der Hand gegeben.
Die Frage wird nun sein, ob die Mannschaft, die sich bislang mit allen Top-Teams auf Augenhöhe befunden hatte, nun auch in Stuttgart wird dagegen halten können. Weil Wydra gesperrt fehlt, wird Marco Stiepermann wieder ins Team kommen. Weitere personelle Veränderungen sind momentan nicht zu erwarten.