Bochum. . Die Konkurrenz im Abstiegskampf hat Federn gelassen. Nach dem 2:1 gegen Würzburg kann sich Bochum entspannen. Doch es gibt viel zu verbessern.
- Eine Stunde lang zeigte der VfL Bochum gegen die Würzburger Kickers eine belanglose Leistung
- Taktische Umstellungen, Jokertore und eine Energieleistung bescherten den wichtigen 2:1-Sieg
- Der formschwache Marco Stiepermann wird in Nürnberg wegen seiner fünften Gelben Karte fehlen
Es war in der öffentlichen Erörterung kein Thema, denn offiziell schaut ja von den Verantwortlichen des VfL Bochum angeblich niemand nach unten, und trotzdem dürfte sich am Samstagnachmittag eine gehörige Portion Erleichterung eingestellt haben in der Chefetage des Zweitligisten. Der 2:1-Erfolg gegen die Würzburger Kickers sorgt für einen beruhigenden Abstand zu den Abstiegsplätzen und lässt immerhin auch die Hoffnung zu, vielleicht doch noch ein wenig klettern zu können in der Tabelle.
Der Spielplan meinte es gut mit den Bochumern, die am Sonntag in aller Ruhe zuschauen konnten, wie sich Arminia Bielefeld und der FC St. Pauli um die Punkte stritten und wie sich der KSC gegen Union Berlin zu behaupten versuchte. Am Ende gelang weder Bielefeld noch St. Pauli noch Aue noch dem KSC ein Sieg. Acht Punkte trennen den VfL von diesem Quartett, das sollte zumindest die Nerven beruhigen.
Erst belangloser Fußball - dann eine Energieleistung
Aber was soll man nur zu diesem Spiel gegen Würzburg sagen? Muss man den komplett harm- bis belanglosen Fußball der ersten Stunde in den Vordergrund stellen oder die Energieleistung der letzten halben Stunde? Bis zur Umstellung auf eine Dreierabwehrkette war die Bochumer Offensive weniger als ein laues Lüftchen.
Die Kickers hatten, gestützt auf das unglückliche Eigentor von Tim Hoogland, keinerlei Probleme, den VfL zu kontrollieren. Und hätte nicht Manuel Riemann einen seiner besseren Tage erwischt und ein mögliches zweites Gegentor verhindert, dann wäre wohl der Sturmlauf der Gastgeber zum Ende des Spiels ausgeblieben.
Losilla wurde zur Schaltzentrale
Aber es war auch nicht nur Gertjan Verbeeks taktischer Schachzug, die Außenverteidiger auszuwechseln und mit Tom Weilandt und dem nun nach vorne neben Peniel Mlapa gezogenen Nils Quaschner eine breite Offensiv-Front aufzumachen, der die Wende brachte und dem ebenfalls ersatzgeschwächten Gegner die Ordnung und Orientierung raubte. Denn auch Anthony Losilla, der Vorbereiter des Ausgleichstores, rückte nun immer mehr hinten heraus und wurde damit zur entscheidenden Schaltstelle.
Verbeek will seinen Anteil am Sieg nicht überbewerten
Dass mit Weilandt und Dominik Wydra zwei eingewechselte Spieler die Bochumer Treffer erzielten, spricht für Verbeek, der seinen Anteil am dringend benötigten Erfolg anschließend aber nicht überbewerten wollte: „Ich muss Entscheidungen treffen und werde gut dafür bezahlt. Aber die Mannschaft hat gezeigt, dass sie gewinnen wollte.“
Eine Mannschaft, die sich gerade in Nuancen etwas zu verändern scheint. Selim Gündüz, dessen kompromissloser Einsatz erst das zweite Tor ermöglichte, spielte zum ersten Mal nach seiner Gesundung wieder durch, und Wydra, aus der Distanz durchaus torgefährlich, kommt allmählich ins Rollen - auf der Mittelfeld-Position, auf der ihn das Trainerteam ursprünglich nicht gesehen hatte.
Stiepermann verliert an Bedeutung
Womit Marco Stiepermann, der exzellent Fußball zu spielen vermag, etwas an Bedeutung für den VfL verliert. Stiepermann, so sieht es jedenfalls aus der Entfernung aus, hat inzwischen nahezu jegliches Selbstvertrauen verloren. Dass die Partie erst kippte, nachdem er den Rasen verlassen hatte, wird seine mentale Verfassung sicher nicht verbessern. In Nürnberg wird Stiepermann wegen der fünften Gelben Karte fehlen.
In der Summe aber dürfte die Mannschaft sich an dem Erfolgserlebnis aufrichten. Bereits zum sechsten Mal gelang es Felix Bastians und Co. in dieser Spielzeit, einen Rückstand noch aufzuholen.