Essen. Die Sehnsucht nach glorreichen, alten Zeiten ist auch im Ruhrgebiet groß. Den Weg dorthin mit einem Investoren zu gehen, ist nur unter gewissen Voraussetzungen empfehlenswert.
Beim VfL Bochum ist die Idee bereits formuliert worden. Und es ist ja nicht abseitig, dass sie auch beim MSV Duisburg oder bei Rot-Weiss Essen eines Tages darauf kommen könnten: Ob beim Versuch, vergangene Bedeutung zurückzuerlangen und wieder in der großen Welt des Fußballs mitzuspielen, besser ein Investor behilflich sein könnte? Klubs mit Tradition, das sind sie drei allemal; sie haben Fans, die mit ihnen feiern und leiden; nur mit dem Geld für die Erstliga-Rückkehr, daran hapert's im Ruhrgebiet gewaltig.
Mit RB Leipzig (Dietrich Mateschitz), der TSG Hoffenheim (Dietmar Hopp), dem Hamburger SV (Klaus-Michael Kühne) und 1860 München (Hasan Ismaik) hätten die Revierklubs genügend Beispiele zur Orientierung. Man muss als Fan für keines der vier Geschäftsgebilde ein Faible haben, weiß Gott nicht. Nur erscheinen manchen Vereinen die Geldberge erfolgreicher Businessmänner inzwischen als einziger Ausweg, um zu den guten, alten Zeiten zurückzukehren.
Bei den Löwen kommen Fußballromantiker zwar voll und ganz auf ihre Kosten, indem bei ihrem Verein das Chaos Tradition hat. Die Sechziger mit Hasan Ismaik an der Spitze dienen aber zuallererst als abschreckendes Beispiel für alle Nachahmer. Der Jordanier mag bei seinem Einstieg vor fünfeinhalb Jahren an Paris St. Germain und Champions League gedacht haben, bekam aber den TSV 1860 und Zweitliga-Abstiegskampf. Er hat den Klub tatsächlich zunächst vor dem wirtschaftlichen Ruin bewahrt, dann aber auch als allwissender Alleinherrscher mit einem immensen Verschleiß an Trainern und Sportdirektoren zum steten Verfall des Traditionsklubs beigetragen. Auch wenn er vor zwei Monaten noch im Kicker tönte, „wir sind auf dem richtigen Weg, aus 1860 einen der besten Vereine Europas zu machen“.
Wer Geld von Investoren annimmt, sollte damit umgehen können
Auch in Hamburg hat Klaus-Michael Kühnes Geld allein keinen Nutzen gebracht, weil die sportliche Führung unterklassig ist. Leipzig und Hoffenheim dagegen machen gerade vor, welche Rahmenbedingungen (unter anderem die, dass sich der Finanzier aus dem Alltagsgeschäft heraus hält) für erfolgreiches Arbeiten unabdingbar sind. Mag Bochums, Duisburgs und Essens Sehnsucht nach Erstligafußball noch so groß sein: Wer Geld von Investoren annimmt, sollte auch damit umgehen können.