Bochum. Nach dem mitreißenden Spiel des VfL Bochum gegen Stuttgart gilt die Konzentration dem nächsten Auswärtsspiel. Am Freitag tritt der VfL in Aue an.

  • Die Mischung stimmte beim temporeichen, intensiven Spiel des VfL Bochum gegen den VfB Stuttgart
  • Die Talente überzeugen mit Mut und Klasse, und die Führungsspieler um Kapitän Bastians dirigieren sie
  • Marco Stiepermann führt glänzend Regie und fordert diese Leistung auch auf fremdem Platz ein

Es war ein fast perfekter Abend. Tolle Stimmung auf den Rängen. Temporeiches Spiel. Hohe Intensität. Viele Chancen. Talente im Rampenlicht. Ein Joker-Tor. Nur der Treffer zum Sieg fehlte noch zum ganz großen Glück.

In all dem fröhlichen Trubel vergaßen die Spieler des VfL Bochum nicht, dass es schon am Freitag weitergeht. Nicht gegen den großen VfB Stuttgart mit seinen zehn Nationalspielern, mit Großkreutz, Maxim, Gentner, vor 22000 Anhängern im Vonovia-Ruhrstadion. Sondern beim Aufsteiger FC Erzgebirge Aue. „Dort“, sagte Torschütze Johannes Wurtz, „müssen wir wieder voll dagegenhalten“, und der glänzend Regie führende Marco Stiepermann erklärte drei Tage nach dem 0:3 in Düsseldorf selbstkritisch und sich selbst fordernd: „Wenn wir jetzt auch auswärts nur ansatzweise das zeigen, was wir zuhause anbieten, dann können wir eine gute Rolle spielen.“

Wie jetzt gegen Stuttgart, als sich der VfL reinwarf bis zum Schluss und den Sieg am Ende verdient gehabt hätte - getragen auch, wie Johannes Wurtz erklärte, vom bestens aufgelegten Publikum, das gerade nach dem 0:1-Rückstand die Bochumer mächtig antrieb. „Das trägt einen auch, da läuft man automatisch“, lobte Wurtz die Fans.

Die Mischung stimmt

Er selbst hatte diese beglückt mit seinem Schuss zum hochverdienten Ausgleich, aber der 24-jährige Neuzugang aus Fürth war nicht der einzige, dem die große Bühne gehörte an diesem leidenschaftlich geführten Fußballabend.

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Die Mischung stimmte beim VfL: Man sah erfahrene Spieler, die diese Rolle annahmen und die Jungen führten. Anthony Losilla zum Beispiel und Marco Stiepermann, selbst erst 25. Und vor allem Felix Bastians, der in der zweiten Halbzeit drei 21-Jährige neben sich versammelte in der Viererkette, die zusammen erst acht Zweitliga-Spiele absolviert hatten. Nun sind es elf. „Heute haben einige Spieler richtig die Leitung übernommen“, lobte Trainer Gertjan Verbeek und nannte seinen Kapitän, der „sehr präsent war und mutig gespielt“ habe.

Mut, den zeigten auch die Jungen. Nico Rieble spielte überhaupt erst zum zweiten Mal in der 2. Liga, er erledigte seinen Job in der Defensive auf der linken Seite ausgezeichnet, im Spiel nach vorne gibt es natürlich auch noch Steigerungspotenzial. „Ich bin zufrieden“, sagte der von Hoffenheims U23 geholte Heimspiel-Debütant. Im Zentrum findet der schnelle, von Benfica Lissabon mit Kaufoption ausgeliehene Pawel Dawidowicz immer besser rein in die Art des VfL-Spiels in seinem dritten Startelf-Einsatz in Folge. Und nach der Pause ersetzte Jan Gyamerah mit einer verblüffenden Ruhe den ja bereits angeschlagen ins Spiel gegangenen Stefano Celozzi (Adduktorenprobleme). Gyamerah ist schon lange Profi, aber er war ja bekanntlich fast immer verletzt. Bleibt er frei von diesen Sorgen, dürfte der VfL noch viel Freude an dem hoch veranlagten und flexibel einsetzbaren Rechtsverteidiger haben, der zudem weiter vorne und im Zentrum eine Alternative sein kann.

Aber auch Görkem Saglam, der A-Jugendliche mit dem feinen Fuß aus dem eigenen Haus, spielt nach seinen Einwechslungen, wie schon gegen Hannover, unbekümmert auf. „Dieses Spiel“, blickte Routinier Losilla zuversichtlich auf die nahe Zukunft, „ist auch super für die jungen Spieler.“ Und Stiepermann schwärmte von einer „hohen Qualität, die wir haben, auch bei den jungen Spielern“.

Zu den Hauptdarstellern an diesem Remis-Abend der Gewinner zählte aber auch Peniel Mlapa. Der Stürmer kommt immer besser in Fahrt, auch konditionell. Wie er in den Schlussminuten gleich zweimal Stuttgarts Sunjic abschüttelte, mit der ganzen Kraft seines Körpers, mit höchstem Tempo und Dynamik, war erste Klasse. Auch wenn Mlapa im Abschluss glücklos blieb, zeigt seine Formkurve klar nach oben.

Auswärts fehlt noch die Konstanz

Dieses gesamte Potenzial gelte es verstärkt zu nutzen, sagte Stiepermann - auch auswärts. Zunächst in Aue, wo erneut zahlreiche Talente die weiter fehlenden Stammkräfte wie Hoogland und Perthel ersetzen werden. „Auswärts fehlt uns leider noch die Konstanz. Aber die Saison ist noch jung“, bilanzierte Anthony Losilla. „Wenn wir weiter so spielen, werden wir auch auf fremdem Platz wieder mehr Punkte holen.“