Bochum. Die Zuschauer im Ruhrstadion bekommen ein Offensiv-Fest mit neun Treffern zu sehen. Beide Teams offenbaren aber auch eklatante Defensivschwächen.

  • Der VfL Bochum hat den 1. FC Nürnberg mit 5:4 geschlagen.
  • Die Zuschauer im Ruhrstadion bekamen ein Offensiv-Fest mit neun Treffern zu sehen.
  • Beide Teams offenbarten aber auch eklatante Defensivschwächen.

VfL-Trainer Gertjan Verbeek: Wir haben kritische Journalisten im Ruhrgebiet, die sehen immer das Problem, ich denke in Lösungen. Vor allem war das vorher die Offensive, und man sieht, wir haben das Problem gelöst. Ich hoffe, ich habe auch eine Lösung für die Standards, dass wir es besser machen. Wir haben noch ein Problem, die Stabilität. Die haben wir noch nicht, um die Führung auszuspielen. Nürnberg hatte die richtige Mentalität. Das können wir lernen vom Gegner.“

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Peniel Mlapa: Wir führen mit 2:0 und mit 3:1 und sitzen dann in der Kabine und wissen gar nicht so recht, wie die das 3:3 gemacht haben. Man hat viel gehört, die Stürmer treffen nicht, heute haben wir es den Kritikern gezeigt. Aber bei diesem Spiel hatte ich nie das Gefühl, dass es abgehakt ist. Siege bringen immer Schwung, wir haben Zeit zu regenieren, um am Dienstag wieder anzugreifen.“

Felix Bastian: "Wir sind sehr gut gestartet, haben es aber nicht geschafft, danach die Ruhe ins Spiel zu bringen. Natürlich ist es schade, dass wir vier Tore kriegen, da müssen wir kompakter verteidigen. Aber ehrlich gesagt: Wir haben fünf erzielt, da ist mir das heute egal. Es ist wichtig, in die englische Woche gut reinzukommen. Wir haben jetzt noch zwei weitere schwere Spiele vor uns in den nächsten sieben Tagen.“

Der Spielbericht vom verrückten VfL-Sieg 

Was für ein irres Spektakel, ein fesselndes Spiel ohne die Fesseln von Abwehrriegeln. Und am Ende tanzte der VfL Bochum mit seinen Fans ins Wochenende. 5:4 (3:3) gewann das Team von Gertjan Verbeek gegen den 1. FC Nürnberg, und unterm Strich stand das Fazit: Wer nicht zu den 16 000 Zuschauern im Ruhrstadion zählte, hatte eine aufregende Show verpasst.

Wie erwartet gab der polnische Neuzugang Pawel Dawidowicz sein Heimdebüt, der Innenverteidiger rotierte ebenso in die Startelf wie Stefano Celozzi und Peniel Mlapa, der sich diesmal wieder als Spitze beweisen durfte. Doch anders als zuletzt befürchtet war es nicht die Offensive, die schwächelte - sondern das Defensivverhalten. Was beiderseits galt.

Zuerst sichtbar beim Club, der VfL begann furios: Flanke Weilandt, Volleyschuss Stöger - 1:0 nach nicht einmal vier Minuten. Mlapa versucht’s (5.), dann Losilla (auch 5.), ehe Eisfeld einen Kontakt von Torwart Kirschbaum nach starkem Pass von Weilandt dankend annimmt. Elfmeter VfL, das tat der Seele doch gut nach den Diskussionen um nicht gegebene Strafstöße in Würzburg eine Woche zuvor. Bastians läuft an - der Kapitän trifft. 2:0. Nach sechs Minuten.

Nürnberg am Boden nach zuvor zwei Pleiten samt 1:6 in Braunschweig? Denkste. Der Club rappelte sich sofort auf, spielte volles Risiko, attackierte früh - und der VfL tat den Gästen den Gefallen, auf eine Ballkontrolle, auf ein abgesichertes Spiel mit viel Zirkulation und einzelnen Nadelstichen zu verzichten. Nichts für Taktiker - aber für Fans des Fußballs.

Obendrein leistete sich Bochum aber zu viele leichte Ballverluste, verlor Zweikämpfe defensiv zu einfach. Mühl (Latte/12.) und Salli (14.) scheiterten noch, ehe Edgar Salli per Kopf traf. 1:2. Bochums Antwort folgte prompt, Weilandt holte sich den Ball von Sepsi zurück, seine Flanke fand präzise den Kopf von Mlapa, und der Stürmer erzielte sein so ersehntes erstes Saisontor. 3:1. Das sollte doch beruhigen, endgültig?

Ein Spiel ohne Grenzen

Nicht an diesem Abend, an dem nichts planbar schien. Es gab schlicht kein Mittelfeld in diesem Spiel ohne Grenzen, Bochums Abwehrverhalten offenbarte - ebenso wie das des Clubs - eklatante Schwächen, nicht erst am eigenen Strafraum. Kopfballspiel, das Zweikampfverhalten allüberall, das Verteidigen von Standards - es gibt viel zu tun. Riemann verhinderte zweimal glänzend das 2:3, ehe er machtlos war gegen Bulthuis’ Kopfball - 2:3 (32.). Und ehe Schiedsrichter Koslowski bei seinem Zweitliga-Debüt zur Pause pfiff, zeigte er nochmal auf den Punkt. Der VfL zauderte erneut im Strafraum, bekam den Ball nicht weg, Losilla traf Teuchert, Salli verwandelte den Strafstoß in der Nachspielzeit. Gütiger Himmel, was für eine verrückte Aufführung.

Nach dem Wechsel ging es munter weiter, es wurde gerannt und gegrätscht, gefoult und geschimpft, geschossen und gar nicht mal so gut verteidigt. Bastians zog unbedrängt ab, der Ball prallte vom Pfosten zurück, und Mlapa, der Ex-Nürnberger, schnürte im Nachsetzen seinen Doppelpack vor den tosenden Ostkurven-Fans. 4:3 (55.).

Ein wenig beruhigte sich die Partie, der VfL mühte sich nun um mehr Kontrolle, leistete sich aber doch immer noch und immer wieder Fehlpässe. Weilandt verzog hier (64.), Salli dort (70.), Mlapa musste dann verletzt vom Feld und Quaschner kam, später auch Gyamerah für den entkräfteten Celozzi. Nürnberg steckte nicht auf - und Riemann rettete nach Tim Matavz’ Schuss. Eine spektakuläre Tat, aber immer noch nicht das Finale grande. Nils Quaschner durfte sich feiern lassen, das 5:3 - und Nürnberg machte es nochmal spannend mit einem abgefälschten Schuss von Parker. 5:4. Der Schlusspunkt? Ja, tatsächlich. 120 Sekunde später rissen die Bochumer die Arme Richtung Himmel an diesem denkwürdigen Abend.