Würzburg/Bochum. Keine Elfmeterpfiffe, ein Pfostenschuss, Ballverluste, zu wenig Torgefahr: Es gibt Gründe für die Niederlage des VfL in Würzburg. Eine Analyse.

  • Keine Elfmeterpfiffe, ein Pfostenschuss, Ballverluste, zu wenig Torgefahr
  • Es gibt Gründe für die Niederlage des VfL in Würzburg
  • Eine Analyse

Johannes Wurtz blutete, als er den engen Kabinentrakt mit vorgelagerter Interwiezone in Würzburg betrat, der ja längst nicht so schnell mitwachsen kann wie die Würzburger Kickers Erfolge feiern. Einen Schlag hatte er abbekommen im Gesicht, ein Cut am Auge war die Folge, ein Pfiff des Schiedsrichters aber war ausgeblieben.

Der Offensivspieler des VfL musste rund eine Viertelstunde vor Schluss das Feld verlassen, er war sauer und enttäuscht, und irgendwie war Wurtz damit ein Bochumer Sinnbild dieses Abends der ersten Saisonniederlage. Sie hatten viel investiert, sie hatten nach anfänglichen Problemen auch gut gespielt - aber sie hatten nichts gewonnen.

Und unterm Strich konnte man am Ende den Bewertungen beider Trainer folgen, weil sie ja beide diese großen Linien dieser Partie berücksichtigten. Hier, bei den Würzburgern, war es die unbedingte Leidenschaft und Kunst des Verteidigens, gepaart mit stark herausgespielten Treffern, die den Sieg zwar „glücklich“ erscheinen ließ, so der eigene Trainer Bernd Hollerbach, aber auch „nicht unverdient“. VfL-Coach Gertjan Verbeek lobte daher auch den Aufsteiger: „Sie haben es auch gut gemacht.“

Vier elfmeterreife Szenen

Dort, bei den Bochumern, bestach die spielerische Dominanz ab Minute 20, die aber nur einen Pfostenschuss und vier elfmeterreife Szenen hervorbrachte, von denen zumindest zwei - nach Foulspielen an Kevin Stöger - einen Pfiff sicherlich verdient gehabt hätten.

In der zweiten Halbzeit jedenfalls, lobte der in Würzburg verehrte Hollerbach, habe man gesehen, dass Bochum eine „sehr gute Mannschaft hat mit tollen Fußballern“. Dass es dennoch nicht reichte, hatte durchaus etwas mit Pech zu tun und fehlenden Elfmeterpfiffen - und mit zwei hausgemachten Problemen.

Punkt eins: Ballverluste in der Vorwärtsbewegung, wie ihn sich Tom Weilandt leistete, gleichen bei dieser Ausrichtung einem Eigentor, auch wenn Würzburg den Konter perfekt ausspielte.

Punkt zwei ist eine altbekannte Schwäche: die mangelnde Konsequenz. Der VfL zeigt zu wenig Durchschlagskraft in der Gefahrenzone, im und direkt um den Strafraum der beherzt, kompakt verteidigenden Kickers blieb Bochum zu harmlos. „Wir haben zu wenig Zwingendes aus unserer Dominanz gemacht. In diesen Situationen müssen wir zielstrebiger und klarer werden“, brachte Kapitän Felix Bastians das Dilemma auf den Punkt. Auch Linksverteidiger Timo Perthel, der nach seiner frühen Gelben Karte erst mit ein wenig Glück und später mit gewiefter Zurückhaltung den Platzverweis vermieden hatte, sprach davon, dass man energischer werden müsse im Strafraum.

Es ist ja bezeichnend, wenn Bochum mit einem Marco Stiepermann, der glänzend die Bälle verteilte aus dem Zentrum heraus, eine seiner besten Torchancen kurz vor Schluss einmal mehr durch Felix Bastians hat; durch den Innenverteidiger, der am Ende auch vorne mitwirkte, als Trainer Verbeek auf volles Risiko umschaltete. Es war sozusagen Phase drei dieser Partie, die mit einem 15-minütigen Sturmlauf der Würzburger begonnen hatte, nach dem sich der VfL schüttelte, befreite und dominierte, ehe er auf „Alles oder Nichts“ setzen musste.

Angesprochen fühlen müssen sich aber beim Thema Abschluss nicht nur Nils Quaschner, der Pech hatte beim Pfostenschuss und sich deutlich verbessert präsentierte, oder der eingewechselte Peniel Mlapa. Sondern auch Kevin Stöger; der technisch hochbegabte, aber oft zu zaghafte Tom Weilandt; Johannes Wurtz; Thomas Eisfeld; Marco Stiepermann. Es wird sicher keinen 20-Tore-Plus-Mann geben beim VfL in dieser Saison, insofern müssen alle ein paar Treffer drauflegen. Träumerei? Oder realistisch?

Eine junge Offensive

Schaut man auf das Alter der genannten Spieler, die alle erst zwischen 22 und 25 sind, darf man Hoffnung haben, dass sie auch vor dem Tor noch zulegen können.

Am besten gleich gegen Nürnberg. Beim Heimspiel am Freitag. Dass fehlender Ertrag auf Dauer einen Keil in alle Bemühungen der Attraktivitäts-Steigerung treibt, ist längst Teil des schnelllebigen Fußball-Geschäfts.