Bochum. Es klingt paradox, aber auch nach Unentschieden kann es Gewinner geben. Im Fall des 1:1 beim KSC war das beim VfL Bochum ohne Zweifel Jan Gyamerah.

  • Der 21-Jährige Jan Gyamerah stand nach zweieinhalbjähriger Zwangspause erstmals wieder auf dem Rasen
  • Siegtorschütze Stefano Celozzi unterstützte Gyamerah in seiner Offensivarbeit
  • Vor dem Highlight gegen Hannover 96 ist die Pokalhürde in Walldorf zu nehmen

Es klingt paradox, aber auch nach Unentschieden kann es Gewinner geben. Im Fall des 1:1 in Karlsruhe war das beim VfL Bochum ohne Zweifel Jan Gyamerah. Zweieinhalb Jahre lang war er praktisch raus aus dem Business und zwischenzeitlich fast in Vergessenheit geraten. Am Samstag beim KSC aber lächelte Gyamerah beim Gang in die Kabine geradezu glücklich. Eine Stunde lang hatte er als Vertreter des erkrankten Tom Weilandt durchgehalten.

21 Jahre alt ist der gebürtige Berliner erst, aber gefühlt schon eine halbe Ewigkeit Profi, ohne dass man ihn auf dem Platz gesehen hätte. Im Februar 2014 spielte er mal ein paar Minuten in Dresden, danach war er ein Fall für Ärzte und Physiotherapeuten. Als er dann doch wieder in der Lage war, mitzutrainieren, machte er seine Sache offenbar so gut, dass man ihn - zur Probe - mit einem Einjahres-Vertrag ausgestattet hat. Weil Gyamerah nicht gerade der Langsamste ist, wurde er nun bei seinem Comeback sogar auf einer Position eingesetzt, die ihm nicht so vertraut ist. „Leider habe ich nach der ersten Halbzeit etwas nachgelassen“, sagte Gyamerah nach seinem ersten Startelf-Einsatz, wirkte dabei aber alles andere als betrübt. Für ihn, der wohl kaum beim KSC auf den Rasen gekommen wäre, stünden Selim Gündüz oder Arvydas Novikovas zur Verfügung, könnte es jetzt erst so richtig losgehen mit dem Profifußball.

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Dabei ist die Variante mit einem etwas defensiveren Spieler auf dem rechten Flügel, wenn auch aus der Not geboren, gar nicht so abwegig. Stefano Celozzi, nominell hinter Gyamerah verortet, ist ohnehin eine Art verkappter Spielmacher, der in seinen Aktionen dem unvergleichlichen Philipp Lahm immer ähnlicher wird. In Karlsruhe drängte er noch mehr als sonst in die Offensive, abgesichert von Gyamerah. Dass Celozzi bei einem seiner Vorstöße ein wunderbares Tor gelang, das erste in seiner Profikarriere, muss man nun aber nicht zwingend mit dieser taktischen Marschroute in Verbindung bringen.

Am Sonntag tritt der VfL im Pokal in Walldorf an

Celozzi ist lange genug dabei und erfahren genug, selbstkritisch das Geschehen zu reflektieren. Ihm gefiel nicht, dass der VfL nach einer beeindruckenden ersten Halbzeit nach dem Seitenwechsel für eine Zeitlang den Faden verlor und den Gegner damit zum Leben erweckte. „Viel zu wenig agiert“ habe man in dieser Phase. Und Marco Stiepermann, dem erneut das Glück im Abschluss versagt blieb, beklagte, dass man „zwei Punkte liegen gelassen“ habe.

Auch weil Nils Quaschner in der Schlussphase KSC-Torhüter Rene Vollath nicht überwinden konnte, und Timo Perthel fälschlicherweise vom Schiedsrichtergespann im Abseits gesehen wurde. Dass Thomas Eisfeld, von dem man sich in der Summe mehr Strafraumaktionen wünschen würde, kurz vor Toresschluss etwas unsanft im KSC-Strafraum gebremst wurde, sorgte ebenfalls für Ärger beim VfL-Tross. Andererseits ist ja nicht viel passiert. Wie hatte Gertjan Verbeek kürzlich gesagt: „Wenn man seine Heimspiele gewinnt und auswärts einen Punkt holt, spielt man oben mit.“

Auf geht’s also gegen Hannover 96. Der Bundesliga-Absteiger, mit zwei deutlichen Siegen extrem gut gestartet, spukt womöglich schon in den Köpfen der Bochumer Spieler herum, die zunächst aber mit einer anderen Aufgabe konfrontiert sind: Am kommenden Sonntag ist Pokalzeit, dann geht’s zum Regionalligisten FC-Astoria Walldorf.