Bochum. Ein Absturz ist es noch nicht, aber so allmählich verschwindet der VfL Bochum aus der Spitzengruppe der 2. Bundesliga. Der VfL ist nur noch Sechster.
So etwas wird man von Bochums Trainer Gertjan Verbeek wohl niemals zu hören bekommen. „Wir haben über die gesamten 90 Minuten sehr gut verteidigt, das war unsere Basis“, sagte Markus Kauczinski. Der Trainer des Karlsruher SC wirkte dabei so aufgeräumt, wie man das nur sein kann nach einem 3:0-Sieg und sieben Spielen ohne Niederlage.
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Sicher hätten die Bochumer in ihrer starken Anfangsphase in Führung gehen können, wenn nicht sogar müssen. Aber Simon Terodde ist nun einmal ein Torjäger, keine Tormaschine - und in seinem direkten Umfeld, das muss man allmählich mal erwähnen, ist Torgefahr eher eine Rarität. Peniel Mlapa macht gelegentlich zwar ordentlich Druck, der coole Abschluss aber ist sein Ding nicht. Was für Onur Bulut und Thomas Eisfeld umso mehr gilt und sogar für Janik Haberer, der diesmal erst in der Schlussphase eingewechselt wurde und wahrlich kein Strafraum-Monster ist. Und Marco Terrazzino, über den nach dem hohen Sieg in Fürth noch alle Welt gesprochen hatte, fand in Baden gar keine Berücksichtigung mehr.
67 Prozent Ballbesitz für den VfL Bochum
Das alles mag die derzeit fehlende Effektivität in der Offensive erklären, aber sicher nicht die Wende, die das Spiel in Karlsruhe mit der ersten Chance der Gastgeber - durch Manuel Torres - erfuhr. Jetzt stimmten nämlich die Abstände nicht mehr bei den Bochumern. So wurde Hiroki Yamada, nachdem er den Zweikampf mit Anthony Losilla gewonnen hatte, nicht unter Druck gesetzt und konnte nach außen passen, wo Torrres alle Zeit der Welt hatte, in die Mitte zu flanken. Dort kümmerte sich weder Felix Bastians noch Patrick Fabian um den 22-jährigen Griechen Dimitrios Diamantakos - fertig war das 1:0. Kauczinskis Entscheidung, dieses Mal Diamantakos und Torres beginnen zu lassen, hatte sich ausgezahlt. Und weil die Außenverteidiger des VfL in ihrem Offensivdrang nun gezielt gebremst wurden, fehlte den Bochumern ein gutes Stück ihrer gewohnten Angriffswucht.
Der Rest war Konterfußball, kühl und beherrscht. Die Hausherren ließen sich nicht aus der Reserve locken und warteten auf die Unachtsamkeiten des Gegners, die prompt kamen und genutzt wurden durch Yamada, direkt nach dem Wiedefanpfiff war das wohl der Knackpunkt der Partie, sowie den eingewechselten Boubacar Barry.
Dass der VfL Bochum 67 Prozent Ballbesitz hatte und wesentlich mehr Pässe fabrizierte als der Gegner, spielte am Ende keine Rolle mehr. Kauczinski durfte sich „über die Null und die Drei“ freuen - und Gertjan Verbeek akzeptierte schließlich die Niederlage: „Insgesamt hat Karlsruhe verdient gewonnen.“
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Wie es nun weitergeht beim VfL Bochum nach sehr mäßigen sieben Punkten aus den letzten neun Spielen? Seine offensive Marschroute, das hat Gertjan Verbeek mehr als einmal betont, werde er nicht ändern. Die Spielphilosophie bleibt bestehen, das Streben nach Dominanz wird nicht aufgegeben, die Gegner sollen sich weiterhin nach dem VfL richten, das aber möglichst nicht ganz so erfolgreich wie am Freitag der Karlsruher SC.
Am 20. November kommt Union Berlin nach Bochum
Momentan verhindert die Schwäche praktisch aller Spitzenklubs noch, dass ein unüberwindbarer Graben nach oben aufreißt. Allerdings kosten die schlechten Ergebnisse Woche für Woche Boden, der VfL sinkt sanft, aber er sinkt und nähert sich damit allmählich einem zweistelligen Tabellenplatz. Am 20. November kommt Union Berlin ins rewirpower-Stadion zu einem Duell, das nicht nur wegen Sascha Lewandowski, dem ehemaligen Bochumer U19-Trainer, einen besonderen Stellenwert besitzt.