Bochum. Mit vier Punkten - zwei Toren und zwei Vorbereitungen - führt Onur Bulut die Scorerliste beim VfL Bochum an - und will vor allem eines: weiterspielen.

Wer sich Onur Bulut ein paar Monate lang nicht auf Zweikampf-Distanz genähert hat, stellt umgehend fest: Der Junge hat zugelegt. An Muskelmasse, an Körperspannung. Da steht einem ein Kerl gegenüber, kein Bubi mehr mit dem Traum vom Profifußball.

Und wer ihm ein paar Monate nicht länger zugehört hat als ein paar Small-Talk-Minuten, erkennt schnell einen weiteren Unterschied: Sein Selbstbewusstsein ist gestiegen. Onur Bulut, vielleicht die größte aufsteigende Überraschung von Vorbereitung und Saisonstart beim VfL, hat an Kraft gewonnen. Körperlich. Mental.

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Dabei ist er gleichsam doch der „alte“ geblieben, der immer noch gerade einmal 21 Jahre junge Spieler, der schon seit sieben Jahren das VfL-Trikot trägt. Zielstrebig, ehrgeizig ist er - zugleich teamorientiert, nachdenklich, ehrlich. Sein Charakter passt zu seiner Art des Spiels: geradlinig, immer mit Vollgas, mit viel Herzblut.

Hohe Qualität im Team

Topscorer? Bulut winkt sofort ab. „Ach“, sagt er. „Das muss man jetzt auch nicht überbewerten. Es sind doch erst drei Spiele gespielt.“ Drei Spiele plus eine Pokalpartie. Vier Siege. Onur Bulut war stets von Beginn an dabei, er hat zwei Tore vorbereitet und zwei Tore selbst erzielt gegen Duisburg und in Freiburg. Mit vier Punkten liegt er in der vereinsinternen Rangliste auf Rang eins. Vor Simon Terodde, vor Janik Haberer (je 3). Als rechter Flügelspieler besticht er mit enormem Laufpensum, trägt zur defensiven Stabilität des Teams bei. Zeit, mal zu genießen?

Bulut energisch: „Dafür ist es doch viel zu früh. Der Konkurrenzkampf ist noch größerer geworden. Ich reiße mir weiter den Hintern auf, um zu spielen.“ Offensivkräfte wie der bundesligaerfahrene Neuzugang Peniel Mlapa oder der giftige Selim Gündüz, der am vergangenen Sonntag sein erstes Testspiel absolvierte nach viermonatiger Verletzungszeit, hat Bulut im Nacken. Er sagt: Konkurrenz macht stark. Den Einzelnen. Das Team. „Die Qualität in der Mannschaft ist super, dadurch wird man auch im Training immer besser“, sagt Bulut. „Wenn man einen schlechten Tag hat, kann sofort ein Spieler reinkommen mit anderen Qualitäten. Das ist gut für die Mannschaft.“

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Den Hintern aufgerissen hat sich Familienmensch Bulut, der mittlerweile wieder bei seinen Eltern in seiner Heimat Werdohl wohnt, schon immer - Stammkraft bei den Profis war er noch nie. Fast jede Position hat er gespielt in den letzten zwei Jahren; wo einer ausfiel, war Bulut da. Hinten rechts. Defensiv zentral. Offensiv zentral. Ganz vorne. Ein Lückenfüller? „So lange ich spiele, passt mir eigentlich jede Rolle“, sagt Bulut. Typisch für ihn.

Seine Flexibilität komm Bulut zugute

Aber er hat dazugelernt. Seine Flexibilität komme ihm zwar zugute, um oft dabei zu sein; aber um zur Startelf zu zählen, sei es von Vorteil, „auf einer festen Position zu spielen“; auch taktisch gesehen. „Es macht mir Spaß, rechts vorne zu spielen“, sagt Bulut. „Man kann Tore erzielen, vorbereiten, aber auch viel nach hinten helfen.“

Schlagfertig, leicht verschmitzt, auch das ist Onur Bulut geblieben. Wohin führt der Weg des VfL? Bulut: „Ins rewirpower-Stadion. Erst gegen Nürnberg. Dann gegen Sechzig München.“