Bochum. . Der Trainer verfällt vor dem Saisonstart in Lobhudelei. Nach dem Testspielerfolg über Borussia Dortmund sorgt nur eine Personalie für Irritationen.

Vor zwei Wochen etwa mochte er sich noch nicht konkret äußern über die Ziele, die man bei realistischer Betrachtung anstreben dürfe mit dem VfL Bochum in der neuen Zweitliga-Saison. Schließlich, so Gertjan Verbeek damals, wisse er ja noch nicht genau, mit welchen Spielern er rechnen und planen könne.

Dann besiegte seine Mannschaft Borussia Dortmund vor vollen Tribünen und begeisterten VfL-Fans mit 2:1, das löste offenbar die emotionale Bremse. „Ich hoffe, dass wir um den fünften, sechsten Platz spielen können“, sagte der Holländer anschließend, obwohl sich die Personalie Michael Gregoritsch weiterhin im Zustand eines schwebenden Verfahrens befindet.

Tauziehen um Michael Gregoritsch

Immer wieder mal kündigt irgendein Medium das bevorstehende Ende des Tauziehens um den 21-jährigen Österreicher an, ohne dass sich faktisch etwas tut. Klar ist: Der Hamburger SV will den Offensivspieler, den der VfL Bochum ja erst vor kurzem aus seinem Vertrag mit der TSG Hoffenheim herausgekauft hatte, unbedingt.

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Was die Hanseaten nicht wollen, ist eine Kaufsumme von drei Millionen oder sogar mehr zu bezahlen. Und so entwickeln beide Seiten Druck. Beim HSV spekuliert man inzwischen offensichtlich darauf, dass der rasant nahende Saisonstart der Zweiten Bundesliga die Bochumer zum Einlenken zwingt.

Heinemann macht Werbung beim HSV

Dass VfL-Urgestein „Funny“ Heinemann, dessen Vertrag in Bochum in diesem Sommer nicht verlängert wurde und der zuvor zwei Jahre beim HSV seine Brötchen verdient hat, den ja oft in der jüngeren Vergangenheit irrlichternden Nordlichtern Gregoritsch medienwirksam ans Herz gelegt hat („Es lohnt sich um ihn zu kämpfen“), dürfte nun nicht so wirklich zur Verhandlungsstrategie der Hamburger, die auf keinen Fall mit einer Drei vor dem Komma abschließen wollen, passen.

Sollte man sich doch noch einigen und der talentierte Angreifer in Bochum seinen Spind räumen, was zu erwarten ist, dann wird VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter sicher rasch eine, vermutlich sogar mehrere Alternativen präsentieren. Um Thomas Eisfeld beispielsweise ist es zwar ruhig geworden zuletzt, aber die Verpflichtung des in der vergangenen Saison nur vom FC Fulham ausgeliehenen Mittelfeldspielers ist noch nicht vom Tisch. Zudem müsste dann noch ein Angreifer her. Ohne Gregoritsch dürfte es dem VfL nämlich – nach dem freiwilligen Weggang von Stanislav Sestak – etwas an Dynamik und Torgefahr mangeln.

Erfahrene Neuzugänge

Dennoch hat das Bochumer Aufgebot grundsätzlich an Qualität gewonnen. Tim Hoogland, Jan Simunek, Tobias Weis und Nando Rafael verfügen allesamt über Erstligaerfahrung und sind gewiss keine heurigen Hasen. Simunek und Weis, die gefühlten Neuzugänge, werden zwar nach ihren langen Verletzungspausen am Sonntag in Paderborn noch nicht der Bochumer Startelf angehören, aber sie werden Bestandteil der Mannschaft und damit fit genug sein für einen Teileinsatz. Denn faule Kompromisse mag Gertjan Verbeek, der die Belastung seiner Spieler in der Vorbereitung sehr genau dosiert hat, überhaupt nicht.

Von einer „guten Mentalität“ seiner Spieler und „viel Engagement“ sprach Verbeek jüngst, auch die körperliche Verfassung sei so, wie er sich das vorstelle. Für seine Verhältnisse war das eine ausgewachsene Lobhudelei und müsste eigentlich den derzeit ohnehin recht ausgeprägten Optimismus rund um die Castroper Straße endgültig in den Himmel schießen lassen. Ein Erfolg beim Bundesliga-Absteiger Paderborn zum Auftakt – und gegen den MSV Duisburg dürfte die Bude voll sein.