Bochum. Wir haben uns mit dem langjährigen VfL-Profi Patrick Fabian über das System von Trainer Verbeek und die Qualität der 2. Bundesliga unterhalten.
Er gehört dem VfL Bochum seit 2000 an, ist seit 2007 Profi. Urgestein sagt man gerne zu einem wie Patrick Fabian. Der Innenverteidiger, der sein Kämpferherz bei drei Kreuzbandrissen nachdrücklich unter Beweis gestellt hat, führte das VfL-Team zuletzt als Kapitän auf den Platz. WAZ-Redakteur Michael Eckardt sprach mit dem 27-Jährigen über die anstehende Spielzeit.
Werden Sie Kapitän bleiben? Ist überhaupt schon darüber gesprochen worden?
Patrick Fabian: Nein, das wurde noch nicht thematisiert. Wie ich unseren Trainer kenne, wird er irgendwann die Binde nehmen, sie einem in die Hand drücken und sagen: Du machst das.
Es kann also sein, dass Sie nicht berücksichtigt werden. Zumal Sie ja in Konkurrenz stehen zu Jan Simunek und möglicherweise diesmal keine 30 oder 31 Spiele bestreiten werden wie in den vergangenen zwei Jahren.
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Fabian: Kapitän hin oder her, das heißt doch nicht, dass andere weniger in der Verantwortung stehen. Ich bin jemand, der schon vorweg gehen will, aber das ist nicht abhängig von der Binde. Und zum Konkurrenzkampf: Das muss man auch mal von der anderen Seite sehen, weil es doch auch schön ist, dass wir so gut besetzt sind. Für mich geht es grundsätzlich nicht um persönliche Schicksale, ich bin durch und durch Teamspieler und möchte einfach eine erfolgreiche Saison spielen - so oder so.
Sind denn Ihrer Meinung nach dafür die Grundlagen gelegt? Es hat sich ja einiges geändert, ich nenne mal ein paar Stichworte: Feldbetten, ungewohnt großer Kader, etliche Trainer.
Fabian: Es ist natürlich anders, wenn Du morgens so vielen Leuten die Hand schütteln musst. Am Anfang war der große Kader sicher gewöhnungsbedürftig. Aber das ist jetzt vorbei, die Jungs sind außerdem alle charakterlich einwandfrei. Und das mit den Feldbetten gab es ja schon einmal, unter Heiko Herrlich. Es war übrigens auch ein Wunsch der Mannschaft, sich zwischen zwei Trainingseinheiten mal hinlegen und entspannen zu können und nicht auf irgendwelchen Kisten sitzen zu müssen.
Testspiel beim MSV Duisburg am Samstag
Vermutlich erneut pausieren wird Michael Gregoritsch, wenn der VfL Bochum am heutigen Samstag beim MSV Duisburg (18.30 Uhr) sein siebtes Testspiel absolviert. Auch Tobias Weis und wohl Felix Bastians werden in Duisburg noch geschont.
Beim MSV muss man auf die NeuzugängeDan-Patrick Poggenburg (Schienbeinbruch) und Andreas Wiegel (Einblutung am Knie) verzichten.
Abgereist ist inzwischen der Trainingsgast der Bochumer, Igor Kharatin (20). Der junge Ukrainer kommt wohl nicht für einen Vertrag infrage.
Ein Schwerpunkt der Vorbereitung sollte sein, weniger Gegentore zu bekommen. Gegen Münster hat es aber zweimal und gegen PAOK Saloniki sogar dreimal gerappelt. Woran hakt’s?
Fabian: Ich habe mich tierisch aufgeregt über die drei Gegentore. Ich kann aber weiterhin nur immer wieder betonen, dass wir uns defensiv nur als komplette Mannschaft verbessern können. In der letzten Saison hatten wir noch nicht die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive gefunden, aber jetzt glaube ich, dass wir mannschaftlich auf einem guten Weg sind. Doch es bleibt dabei: Es sind eben nicht nur die letzten vier Spieler, die verteidigen.
VfL-Urgestein Patrick Fabian ist von der Verbeekschen Spielidee überzeugt
Jetzt bevorzugt Trainer Gertjan Verbeek ja ein anspruchsvolles, nicht ganz einfach zu spielendes System. Die Mannschaft müsste in der Beziehung aber doch ein gutes Stück voran gekommen sein.
Fabian: Ja, ist sie auch. Im Winter hatten wir ja nur vier Wochen Vorbereitungszeit, das war ein bisschen knapp. Aber ich glaube, inzwischen ist die Umstellung auf das aktuelle Sytem in den Köpfen der Spieler angekommen. Das ist wie beim Autofahren, irgendwann tut man das automatisch. Ich persönlich bin von unserer Spielidee überzeugt, aber man muss halt auch komplett als Mannschaft funktionieren, um gute Ergebnisse zu erzielen.
Wenn man sich die künftigen Gegner so anschaut, könnte man allerdings auf den Gedanken kommen, dass es sich um eine sehr ambitionierte Spielidee handelt. Wie flexibel seid Ihr denn?
Fabian: Aber wir wollen das doch genau so: Die anderen Mannschaften sollen sich an uns anpassen, wir wollen nicht reagieren müssen. Jedenfalls nicht grundsätzlich. Der Gegner soll sich in aller Regel nach uns richten. Diese Marschroute nimmt auch, glaube ich, unsere Fans mit.
Aber wird das auch in der kommenden, vermeintlich extrem stark besetzten, Zweitliga-Spielzeit möglich sein?
Fabian: Wir werden in den nächsten Monaten erst noch sehen, wie stark die Liga wirklich ist. Ich sehe im Moment vor allem einen Klub, RB Leipzig, der den Aufstieg geradezu erzwingen will. Und in der kommenden Saison scheint das noch dringender zu sein für die Leipziger als in der vergangenen. Davon abgesehen habe ich das Gefühl, dass drei Viertel der beteiligten Mannschaften um den Aufstieg mitspielen wollen und vielleicht vom Potenzial her auch könnten. Es gibt praktisch keine Außenseiter, jeder Gegner hat vor dem Anstoß eine 50:50-Chance. Das ist jedenfalls meiner Meinung nach der aktuelle Stand.