Bochum. Der notenbeste Feldspieler nach den ersten 19-Zweitliga-Partien kann dem VfL in dieser Saison allerdings nicht mehr helfen. Ein Zwischenzeugnis.

Platz zehn, 28:28 Tore - Der VfL Bochum ist nach 19 Spieltagen Zweitliga-Mittelmaß. auf einen hoffnungsvollen Saisonbeginn folgte ein Negativtrend - spielerisch, in Sachen Ergebnisse, am Ende auch bei der Außendarstellung.

Licht und Schatten finden sich auch im Zwischenzeugnis der VfL-Spieler. Yusuke Tasaka und Simon Terodde überraschten positiv, der Defensivverbund hingegen wackelte oft bedenklich. Allerdings entstammt auch der notenbeste Feldspieler der Abwehrreihe: Innenverteidiger Jan Simunek glänzte bis zu seiner Verletzung, die letztlich sogar das Saisonaus für den Tschechen bedeutete.

In die Wertung aufgenommen wurden von uns nur Spieler, die bislang auf mindestens drei bewertete Einsätze kam.

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Die Abwehr - Starke Torhüter, Simunek wird vermisst 

Andreas Luthe (12 Einsätze / 12 benotet) – Note: 2,71

Spielte ein alles in allem gutes Halbjahr. Nicht unumstritten bei den Fans, auch weil er mit dem Ball am Fuß viele Bolzen produziert. Diesbezüglicher Tiefpunkt: sein Patzer im Heimspiel gegen 1860 München, als er die Löwen mit einem Fehlpass im eigenen Sechzehner zum 0:3 einlud. Die vereinzelten „Luthe raus“-Rufe danach waren allerdings unangebracht. Denn über die gesamte Saison hatte er seinen Strafraum gut, und die Linie noch besser im Griff. Hielt dem VfL dadurch mehr als einen Punkt fest. Und holte einen sogar in der Offensive: Mikael Forssell konnte im Heimspiel gegen Darmstadt nur zum 1:1 ausgleichen, weil Luthe ihn per Kopfball-Vorlage bediente.

Michael Esser (7/7) – Note: 2,36

Seine Gegentorqoute sähe wesentlich netter aus, wenn er nicht beim 0:5-Debakel in Heidenheim von seinen Vorderleuten im Stich gelassen worden wäre. Zeigte, ähnlich wie Luthe, starke Paraden auf der Linie, solides Stellungsspiel im Stafraum und weniger herausragende Qualitäten mit dem Ball am Fuß. Bewies allerdings unterm Strich, dass man sich zu hundert Prozent auf ihn verlassen kann, wenn Luthe ausfällt.

Stefano Celozzi (16/16) – Note: 3,94

Der Rechtsverteidiger spielte vorher in Frankfurt und Stuttgart in der ersten Liga, stach bislang beim VfL aber keinesfalls heraus. Im Gegenteil: Trotz seiner Schnelligkeit belebte er das Bochumer Offensivspiel nur äußerst selten; in seiner Halbjahres-Bilanz steht nur ein Scorerpunkt. Auch defensiv nicht immer auf der Höhe. Direkt am ersten Spieltag spielte er einen Katastrophen-Rückpass auf den Fürther Przybylko, der sich mit dem Treffer zum 1:1-Endstand bedankte. Der Auftakt eines sehr mäßigen Halbjahres.

Fabian Holthaus (4/3) – Note: 4

Der U19-Europameister rückte dreimal in die Startelf, als Perthel verletzungsbedingt ausfiel. Für weitere Einsätze empfahl er sich nur bedingt. Tempo und Engagement sprachen für ihn, Stellungs- und Passspiel eher dagegen. Dürfte kaum noch eine Rolle spielen auf der Linksverteidigerposition, wenn Felix Bastians wieder fit wird.

Jan Simunek (6/6) – Note: 2,57

Es gehört wohl zu den ärgerlichsten Umständen aus Sicht des VfL, dass der Tscheche verletzungsbedingt nur auf sechs Einsätze kam – und bis zum Saisonende fehlen wird. Wirkte nach Jahren des Rumpelfußballs wie ein wohltuender Stilbruch in der Bochumer Innenverteidigung, weil er nicht nur Zweikampf, sondern auch Aufbauspiel kann. Überzeugte nicht nur als Abwehrchef, sondern trug sich auch einmal per Assist in Braunschweig in die Scorerliste ein. Wurde vor wenigen Tagen an der Hüfte operiert, muss Anfang Januar noch mal unters Messer. In seinem Fokus: die Vorbereitung auf die nächste Saison.

Patrick Fabian (19/19) – Note: 3,42

Begann an der Seite von Jan Simunek ähnlich stark, wie er die vergangene Spielzeit beendet hatte. Gegen Ende des Halbjahres wirkte der Innenverteidiger allerdings zunehmend unsicher im Spielaufbau. Nur dreimal ging der VfL ohne Gegentor vom Platz, was sicher nicht ausschließlich, aber nicht unwesentlich an einer nicht ganz intakten Innenverteidigung lag. Mit ordentlichen Zweikampfwerten, in der Abstimmung mit Cacutalua aber nicht immer optimal.

Malcolm Cacutalua (15/15) – Note: 3,36

Dass er an Weihnachten schon auf 15 Zweitliga-Einsätze zurückblicken kann, hätte er sich vor der Saison noch nicht träumen lassen. Als Backup für die Innenverteidigung verpflichtet, wurde er mit Beginn der Verletzungsprobleme von Jan Simunek ganz wichtig für den VfL. Begann stark, vor allem im Passspiel, hatte danach aber mit Schwankungen zu kämpfen, die ein 20-Jähriger nun mal durchlebt. Sagt über sich selbst, dass er noch am Kopfballspiel arbeiten müsse. Alles in allem aber mit solider Debütsaison im Profibereich.

Timo Perthel (15/15) – Note: 3,53

Der Linksverteidiger startete mit teils fahrigen Auftritten in die Saison, stabilisierte sich aber zusehends. Kann hohes Tempo gehen, schlägt ordentliche Flanken - hat im Vorwärtsgang seine Stärken. Zusammen mit Simon Terodde zweitbester Vorbereiter des VfL (4 Assists). In der Defensivarbeit allerdings mit Luft nach oben. Muss zulegen, wenn Felix Bastians fit wird.

Heiko Butscher (6/3) – Note: 3,5

Lieferte ordentliche Leistungen ab, wenn er gebraucht wurde. Im Zweikampf und in der Luft immer noch eine Bank, allerdings mit deutlichen Defiziten in Sachen Schnelligkeit.

Das Mittelfeld - Tasaka überrascht 

Danny Latza (18/18) – Note: 3,55

Der laufstärkste Spieler des VfL. Spult in der Regel um die zwölf Kilometer pro Partie ab, ist dabei zweikampfstark. Genau wie sein Partner auf der Sechs, Anthony Losilla, aber nicht immer glücklich in der Abstimmung mit der Viererkette. Könnte vor allem in der Offensive zulegen: Gab zwar die viertmeisten Torschüsse aller Bochumer ab (30), traf aber nicht einmal ins Schwarze. Immerhin: Zwei Assists stehen für den 25-Jährigen zu Buche. Kann mehr, als er bisher zeigte.

Anthony Losilla (19/19) – Note: 3,61

Technisch stark, engagiert, aber immer wieder auch mit Schwächen im Passspiel und im Stellungsspiel. Meist etwas defensiver als Latza, daher auch mit relativ wenigen Offensivszenen. Sein bislang einziger Saisontreffer war allerdings äußerst sehenswert: Am zweiten Spieltag in Aue gelang ihm ein eleganter Chip über Aue-Keeper Männel aus 18 Metern. Darüber hinaus trug er sich nur nur noch mit einer Torvorlage in die Scorerliste ein.

Yusuke Tasaka (19/19) – Note: 3,18

Wohl kaum jemand beim VfL hätte dem Japaner eine Träne nachgeweint, wenn er im Sommer in Japan geblieben wäre. Umso erstaunlicher war die Art und Weise, wie er zurückkam aus dem Sommerurlaub. Vom ersten Tag an gab der Mittelfeldstratege Vollgas – erst im Training, dann auch in den Test- und Pflichtspielen. Viel durchsetzungsstärker als in der vergangenen Spielzeit, deutlich zielstrebiger, gab zusammen Gregoritsch die zweitmeisten Torschüsse aller Bochumer ab. Erzielte zwei Tore selbst, bereitete fünf weitere vor und ist damit nach 19 Partien schon um zwei Scorerpunkte besser als nach seinen 31 Partien der letzten Saison – und gehört zu den sechs besten Vorlagengebern der Liga. Baute zum Winter hin etwas ab, ist aber ganz sicher eine der positivsten Überraschungen des VfL-Halbjahres.

Michael Gregoritsch (14/13) – Note: 3,27

Kann noch richtig wertvoll werden, wenn er mit derselben Konstanz gute Leistungen abliefert, mit der er Journalisten zum Lachen bringt. Dafür, dass er meist über die linke Außenbahn und selten im Sturmzentrum agierte, strahlte er ordentlich Torgefahr aus. Stark mit dem linken Fuß, stark im Kopfballspiel. Drei Tore und zwei Vorlagen stehen in seiner Halbjahres-Bilanz, die mit ein wenig mehr Ruhe im Abschluss noch besser aussehen könnte. Setzte mit seinem Marco-van-Basten-Gedächtnis-Volleytor gegen Nürnberg eines der Highlights der ersten Saisonhälfte.

Tobias Weis (11/10) – Note: 3,4

Startet in Bochum nach Zeiten der Trainingsgruppe 2 in Hoffenheim einen Neuanfang. Brauchte eine Weile, um seinen Trainingsrückstand aufzuholen, entwickelte sich gegen Ende des Halbjahres aber zu einer festen Größe im Bochumer Mittelfeld. Musste sich auch einmal als Rechtsverteidiger versuchen – das ging allerdings, wie so ziemlich alles am Tag des 0:5 in Heidenheim, komplett in die Hose. Rettete seinem Team mit seinen Treffern gegen St. Pauli (3:3) und Aue (1:1) jeweils einen Punkt. Könnte noch sehr wichtig werden in dieser Saison, wenn sich seine Formkurve weiterhin so entwickelt wie zuletzt.

Selim Gündüz (8/5) – Note: 3,5

Siebenmal kam er von der Bank, einmal stand er in der Startelf. Haute sich immer voll rein, agierte deswegen aber auch nicht selten überhastet. Von ihm bekommt man Tempo und ordentliches Passspiel – mit ein bisschen mehr Ruhe am Ball könnte er eine größere Rolle spielen.

Onur Bulut (4/4) – Note: 3,25

Zweimal eingewechselt, zweimal von Beginn an. Vollbrachte dabei keine Wunderdinge, lieferte aber ordentliche Leistungen ab.

Adnan Zahirovic – ohne Note

Ein Startelf-Einsatz steht für ihn zu Buche, dreimal kam er von der Bank. Machte dabei einen ordentlichen Job, zeigte aber auch, dass er spielerisch limitierter ist als seine Konkurrenten im Mittelfeld.

Piotr Cwielong – ohne Note

Brachte es bei seinen zwei Kurzeinsätzen auf 45 Minuten Spielzeit. Nicht mehr als eine absolute Not-Option im aktuellen Kader.

Henrik Gulden – ohne Note

Der Youngster spielte bislang nur acht Minuten gegen Braunschweig, war zum Teil auch verletzt. Vielleicht wieder eine Option, wenn er die Winter-Vorbereitung komplett durchziehen kann.

Der Angriff - Terodde, der Überflieger 

Marco Terrazzino (13/9) – Note: 3,44

Ähnlich wie Weis mit Trainingsrückstand und ohne Matchpraxis nach Bochum gekommen, musste sich der schnelle Außenspieler erstmal mit der Reservistenrolle abfinden. Kam bisher elfmal von der Bank, durfte nur zweimal von der ersten Minute an aufs Feld. Kann mit seiner Schnelligkeit sehr belebend wirken für das Offensivspiel, lieferte aber auch schon einige sehr fahrige und übermotivierte Auftritte ab. Brachte es zu einer Torvorlage und einem Treffer. Muss noch zulegen, will er über die Jokerrolle hinauskommen.

Mikael Forssell (10/5) – Note: 3,4

Der Finne ist der Edeljoker des VfL: Bei allen seinen zehn Einsätzen kam der ehemalige Chelsea-Profi von der Bank. Zeigte, dass er auch in dieser Rolle durchaus Akzente zu setzen vermag, lieferte aber auch wenig Argumente, um ihn ins erste Glied rücken zu lassen. Zwei Saisontore bislang – nicht nur seiner eigenen Meinung nach ausbaufähig.

Stanislav Sestak (19/18) – Note: 3,81

Der Bruch in der Bochumer Saison beim 0:5 in Heidenheim war auch ein Bruch in seiner persönlichen Saison. Der Rückkehrer legte mit richtig guten Leistungen los, zeigte, dass er sich als hängende Spitze mit Terodde hervorragend ergänzen kann. Nach dem sechsten Spieltag hatte „Stani“ schon drei Tore und drei Vorlagen in seiner Bilanz stehen. Danach allerdings häuften sich die Spiele, in denen er kaum eingebunden war, in denen er glücklos spielte. Nur noch zwei Treffer kamen nach dem sechsten Spieltag hinzu.

Simon Terodde (19/19) – Note: 3,21

Spielt in Bochum bislang die Saison seines Lebens. Traf vor allem in den ersten Wochen, wie er wollte. Zehn Tore und vier Assists machen ihn hinter dem Ingolstädter Pascal Groß zum zweitbesten Scorer der Liga. Eine Überraschung, brachte er es bei Union Berlin in der letzten Spielzeit doch nur auf fünf Tore und drei Vorlagen. Darüber hinaus oft mit dem Rücken zum Tor anspielbar, stark in der Ballbehauptung und beim Weiterleitung. Insgesamt eine riesengroße Bereicherung für den VfL-Angriff. Nicht nur aufgrund seiner Treffsicherheit.