Bochum. Nachdem der erste Heimsieg gegen Aalen glückte, hat sich der VfL Bochum Gedanken über seine taktische Ausrichtung gemacht. Für die kommenden Wochen setzt Trainer Peter Neururer auf eine andere Marschroute: Weniger Pressing, mehr Konter.
„Wir müssen versuchen, in jedem Spiel so aufzutreten wie in der zweiten Halbzeit gegen Aalen“, sagt Peter Neururer. Damit meint der Trainer des VfL Bochum weniger die drei Treffer, die der VfL in dieser Phase erzielte am Freitagabend beim erlösenden ersten Heimsieg der Saison. Drei Treffer kann man ja schwer planen. Aber die taktische Ausrichtung, die kann man einstudieren, vorgeben, auch: umsetzen.
Neururer wendet sich endgültig ab vom Pressing und Gegenpressing, das im Training geradezu „sensationell“, so Neururer, geklappt haben soll; auf großem Feld, „als die Nerven auch eine Rolle spielten“, wollte das aber selbst gegen das vergleichsweise kleine Aalen so überhaupt nicht funktionieren im ersten Durchgang. Die Räume, die der VfL dem Gast bot, waren riesengroß, die Zweikampfquote war erbärmlich.
„Etwas tiefer stehen“ also soll, ja: müsse sein Team fortan immer, ob zu Hause gegen Aalen, das Schlusslicht, oder auswärts in Ingolstadt, beim Tabellenführer und kommenden Gegner am Samstag (13 Uhr).
Kurze Laufwege in der Defensive
Defensiv sollen die Laufwege „kurz sein“, so der Trainer, „damit wir gut in die Zweikämpfe kommen“. Und dann, nach Balleroberung, soll der VfL schnellstmöglich umschallten, die „Spitzen sich entwickeln lassen“. Diese auf Konter ausgerichtete Marschroute „kann meine Mannschaft am besten spielen“. Diesen Weg habe man zwischenzeitlich „verlassen“, nun aber „wiedergefunden“.
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Auch dies zählt der Trainer zu einem Findungs-, Lern- und Entwicklungsprozess, den der VfL Bochum in dieser Saison meistern müsse, meint der Trainer, nachdem fast die komplette Stammelf ausgetauscht worden war.
Auch wenn der Abstand nach unten nun etwas größer und der nach oben etwas kleiner geworden sei, ist die Perspektive Aufstieg 2014/15 für Neururer weiterhin „nur Träumerei“. Wenn das Gerüst dieser Mannschaft zusammenbliebe und der Kader um vier, fünf Spieler ergänzt und verstärkt werden könnte zur nächsten Saison, „dann hätten wir eine relativ gute Möglichkeit, oben angreifen zu können“.
Ob das realisierbar ist angesichts eines Simon Terodde, der sich mit nun zehn Saisontoren sicherlich in die Notizbücher anderer Klubs gespielt hat, oder eines Danny Latza, dessen Vertrag ausläuft nach dieser Saison, ist noch Zukunftsmusik, dafür dreht sich dieses Geschäft zu schnell in alle möglichen Richtungen.
"Auch das Glück ist zurückgekehrt"
Das Spiel gegen Aalen allein lieferte dafür ja etliche Beispiele. Schafft der Gast vor der Pause ein Tor, das förmlich in der Luft lag, oder bekommt der ansonsten gute Timo Perthel für seine Kung-Fu-Einlage zu Spielbeginn die Rote Karte, die er für das hohe gestreckte Bein nahe am Gesicht des Aaleners vorbei hätte bekommen müssen statt nur Gelb, würde man jetzt über andere Dinge diskutieren als erlaubte oder nicht erlaubte Blicke nach oben. „Diesmal ist auch das Glück zu uns zurückgekehrt. Ich mag mir nicht ausmalen, wenn einige Szenen anders gelaufen wären“, fasste es Sportvorstand Christian Hochstätter im „Reviersport“ zusammen.
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Ein bis zwei Plätze aber, sagt Neururer, könne man bis zur Winterpause schon noch nach oben klettern, fünf Partien gibt es noch: Ingolstadt, Sandhausen und Fürth auswärts, St. Pauli und Aue daheim.
Im Fokus steht naturgemäß zunächst das Spiel beim FCI, der gegen Nürnberg seine erste Niederlage kassierte (1:2). „Das ist für unser Spiel egal“, sagt Neururer: „Wir richten unsere Spielweise nur nach unseren Qualitäten aus.“
Pressing zählt nicht mehr dazu.
Luthe muss pausieren - Esser auch
Andreas Luthe pausierte gestern wegen seiner Rückenproblematik (Wirbelsäule). Ob er am Samstag spielen kann, ist offen. Sein Vertreter Michael Esser fehlte (krank), dürfte bis zum Spiel in Ingolstadt aber wieder fit sein. Wenn beide ausfielen, würde Felix Dornebusch ins Tor rücken.
Das gilt vermutlich auch für Yusuke Tasaka (nach Schlag aufs Knie) und Michael Gregoritsch (Oberschenkelprobleme).