Gelsenkirchen. . Bei Schalkes 1:2-Niederlage im Testspiel bei Tottenham Hotspur wird deutlich: Noch fehlt der Mannschaft von Trainer Jens Keller mehr als nur der Feinschliff. Kevin-Prince Boateng muss wahrscheinlich wieder auf die Sechs, denn Max Meyer glänzt auf anderen Positionen nicht.

Die Kiebitze beim Schalker Training mussten am Sonntag lange warten, bis die Spieler raus auf den Platz kamen. Keine Bange: Es gab noch keine Krisensitzung hinter verschlossenen Türen, aber Jens Keller arbeitete die 1:2-Niederlage vom Samstag im letzten Härtetest bei Tottenham Hotspur genauso akribisch auf wie ein Pflichtspiel. „Wir haben das Spiel ganz sachlich analysiert und deutlich gemacht, woran wir noch arbeiten müssen in den nächsten Tagen – genau wie wir das nach einem Bundesligaspiel machen“, berichtete Keller anschließend. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass es jetzt bald wieder los geht: In genau einer Woche, am 18. August (Montag), steht das DFB-Pokalspiel bei Dynamo Dresden an.

Eigentlich war geplant, dass bis dahin nur noch der Feinschliff ansteht, aber weil Schalke in der Vorbereitung durch die vielen Verletzten quasi eine Woche zum Einspielen verloren hat, geht es jetzt immer noch um Grundsätzliches. Zum Beispiel, auf welcher Position Kevin-Prince Boateng spielen soll. Nach der Partie am Samstag in Tottenham geht die Tendenz wohl zurück auf die Sechs und damit zu der Aufstellung, die Schalke in der vergangenen Rückrunde so stark gemacht hat.

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Meyer glänzt nur auf der Zehn

Die Gründe: Zum einen hat sich Boateng in den letzten Testspielen als Zehner nicht gerade unentbehrlich gemacht – sein Tor in Tottenham schoss er, nachdem Keller in der Halbzeit umgestellt hatte und Boateng von der Sechs kam. Zum anderen ist aber auch klar: Max Meyer kann seine Klasse als Zehner am besten entfalten, auf der linken Seite ist er nur eine Notlösung. Zu der musste Keller in den vergangenen Testspielen greifen, weil ihm viele Außenspieler fehlten. Nun aber meldet sich Sidney Sam zurück, Julian Draxler ist wieder im Training, und Eric-Maxim Choupo Moting ist auch eine Alternative für die Außenbahn, wenn Klaas-Jan Huntelaar wieder im Angriff spielt.

Für Keller sind das im Moment noch Optionen: Erst einmal muss er die Spieler wieder alle zusammen haben. Bedenken, dass Boateng nur widerwillig wieder ins defensive Mittelfeld rückt, hat er nicht: „Wenn ich das so entscheide, wird er das auch so annehmen. Aber die Entscheidung ist noch nicht gefallen“, erklärt der Trainer. Er will „das Beste für die Mannschaft“ finden und sieht in einem Punkt schon klar: „Max Meyer ist im Zentrum stark. Links ist nicht seine beste Position.“

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Indes ist das Puzzlespiel um die beste Offensivreihe längst nicht das einzige, was Keller nach dem Spiel in Tottenham beschäftigt: Auch die Abwehr steht noch nicht. „Wir haben viel zu viel zugelassen“, kritisiert der Trainer: In der ersten Halbzeit spielten Matip und Santana im Zentrum, nach dem Wechsel Ayhan und Santana. Ein Stoppschild für die Engländer um den starken Ex-Schalker Lewis Holtby waren sie alle nicht, und Keller war auch von den gewählten Mitteln seiner Verteidiger nicht gerade begeistert. Sein sarkastischer Kommentar: „Wir haben es mit Daumendrücken versucht, dass es Abseits ist und der Schiri es pfeift.“ Zweimal klappte es nicht: Bei den Toren der Londoner durch Adebayor (29.) und Soldado (66.). Weitere Treffer verhinderte der starke Ralf Fährmann, für Schalke wäre der Ausgleich durch Donis Avdijaj möglich gewesen – den Spielanteilen hätte es nicht entsprochen.

„Man darf das Spiel nicht überbewerten“, sagte Fährmann: Schalke habe die Lehren daraus gezogen und am Sonntag dann besprochen, „welcher Spieler auf welcher Position am besten aufgehoben ist.“ Und dabei ging es ganz sicher auch um Boateng.