Gelsenkirchen. . Felix Magath, einst Trainer auf Schalke und nun mit dem FC Fulham abgestiegen, kritisiert den Kapitän der Königsblauen: „Ein Schwachpunkt in unserem Spiel bleibt Benedikt Höwedes.“ Dieser aber betont, dass die Außenverteidiger in der Nationalmannschaft defensiv orientiert seien.

Drei Vorrunden-Spiele, 270 Minuten auf dem Platz. Be­nedikt Höwedes ist der einzige Spieler des FC Schalke 04, der dies bei der Fußball-Weltmeisterschaft von sich behaupten kann. „Alle meine Hoffnungen wurden erfüllt“, sagt der Kapitän der Königsblauen im Interview mit DFB.de. „Wir haben die Gruppe gewonnen und uns für das Achtelfinale qualifiziert. Mich freut sehr, dass ich dazu meinen Beitrag leisten konnte. Es hätte nicht besser laufen können.“

In jenem WM-Achtelfinale trifft Deutschland am Montag (22 Uhr, ZDF live und in unserem Ticker) auf Algerien – und da fällt den etwas Älteren gleich dieses 1:2 von der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien ein, das später nach dem deutschen 1:0 gegen Österreich in der „Schande von Gijón“ gegipfelt ist. Ein Problem? Zumal das deutsche Team auch im ersten Aufeinandertreffen – 1964 mit 0:2 in Algier – das Nachsehen hatte? „Nicht wirklich“, meint Benedikt Höwedes. „Niemand von uns war bei einem der beiden Spiele dabei. Au­ßerdem können wir die Vergangenheit nicht ändern. Wir können nur die Zukunft gestalten. Und wir werden alles dafür tun, dass in Zukunft der erste Sieg gegen Algerien in der Statistik stehen wird.“

„Wenn ich wieder auf Schalke bin, werde ich ganz klar wieder als Innenverteidiger spielen“

Dass der 26-jährige Innenverteidiger in Porto Alegre erneut in der deutschen Startelf stehen wird, daran gibt es kaum Zweifel. Bundestrainer Joachim Löw setzt auf den Schalker – als Außenverteidiger auf der linken Seite. Und Benedikt Höwedes hat sich damit angefreundet. Zumal er auf dem Platz schon einiges erlebt hat und „mich die Erfahrung ruhig macht, weil ich meine Qualitäten kenne“, wie er sagt. „Mit den Jahren weiß man besser, seinen Körper und seine Leistung einzuschätzen. Das hilft, im Spiel auch in kitzeligen Situationen nicht nervös zu werden.“

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Es ist aber für den Deutschen A-Jugend-Meister von 2006 auch klar, dass das Dasein des linken Verteidigers nur ein Intermezzo ist, dass er bei seinem Klub, obwohl er es schon getan hat, weder als linker noch als rechter Verteidiger auflaufen wird. „Wenn ich wieder auf Schalke bin, werde ich ganz klar wieder als Innenverteidiger spielen“, betont Be­nedikt Höwedes und lacht. „Daran gibt es keinen Zweifel.“

Zunächst aber wird der Kapitän der Königsblauen in Brasilien noch als linker Außenverteidiger gebraucht. Und das gefällt seinem ehemaligen Trainer Felix Magath überhaupt nicht. „Ein Schwachpunkt in unserem Spiel bleibt Benedikt Höwedes als linker Außenverteidiger. Von ihm, der als Fußballer keinen linken Fuß hat, werden in der Offensive keine Impulse kommen“, schreibt der 60-Jährige in seiner WM-Kolumne für das Hamburger Abendblatt. „In den anstehenden K.-o.-Spielen gegen weit stärkere Gegner werden wir dadurch ausrechenbar, weil uns in der Offensive eine zusätzliche Option fehlt. Das kann ein Problem werden, nicht im Achtelfinale, aber eine Runde später, wenn mit mutmaßlich Frankreich der erste Prüfstein wartet.“

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10,8 Kilometer Laufleistung gegen die USA

Aber erwartet Bundestrainer Joachim Löw überhaupt so viele offensive Impulse seiner Außenverteidiger? „Bei der Nationalmannschaft ist es ja so, dass wir zwar in das Offensivspiel eingebunden sind, im Grundsatz aber defensiv orientiert sind“, erklärt Benedikt Höwedes, der vom Fußball-Rummel in Brasilien immer wieder aufs Neue begeister ist und von einer fantastischen Stimmung spricht. „Unser Fokus liegt darauf, dass wir gut verteidigen.“ Und das ist bei den klimatischen Verhältnissen nicht immer ganz einfach, so dass Benedikt Höwedes von seiner Laufleistung beim 1:0 gegen die USA – 10,8 Kilometer – zunächst auch ein bisschen überrascht gewesen ist.

„Das ist ja nix!“, betont er. Nichts? „Nicht als Außenverteidiger“, meint er. „Wenn ich mir den Wert ansehe, dann eher nicht. Es ist ein anderes Laufen. Als Außenverteidiger muss man hoch- und runtermarschieren, läuft längere Strecken am Stück. Als Innenverteidiger läuft man häufig zehn Meter vor, dann zehn Meter zurück. Deswegen läuft man als Außenverteidiger im Normalfall schon den einen oder anderen Kilometer mehr. Deswegen wundert mich die Zahl.“