Gelsenkirchen. Mit einer Willensleistung leitete der Kapitän des FC Schalke 04 den Ausgleich gegen Ghana ein. Auch im Abwehr-Roulette dürfte der 26-Jährige weiter gute Karten haben.
An Benedikt Höwedes führt momentan sogar auf dem Weg zur Arbeit kein Weg vorbei. Der Kapitän des FC Schalke 04 prangt auf großflächigen Plakaten an wichtigen Straßen-Knotenpunkten mit dem Slogan „Mit aller Kraft gegen das Rauchen“, eine Kampagne der Deutschen Krebshilfe.
Mit aller Kraft stemmte sich der Nationalverteidiger auch am Samstag im zweiten Gruppenspiel der WM in Fortaleza gegen Ghana gegen die drohende Niederlage. Wie eine Eins stand der 26-Jährige in der 71. Minute bei einem Eckball von Toni Kroos hoch in der Luft, mit wilder Entschlossenheit lenkte er die Kugel Richtung zweiten Pfosten, wo Miroslav Klose mit dem 2:2-Ausgleichstreffer größeren Flurschaden von der DFB-Elf fernhielt.
Man mag sich lieber nicht ausmalen, wie die Partie zu Ende gegangen wäre, hätte sich Benedikt Höwedes in dieser Szene nicht zu dieser Willensleistung aufgerafft, ob das Team von Trainer Joachim Löw in der Schluss-Viertelstunde noch genug Energie aufgebracht hätte, um wenigstens dieses Remis zu retten.
Es war mehr als ein Assist des Schalke-Verteidigers, auch wenn ihm in dieser Szene wohl sein dritter Treffer im Adler-Trikot „gestohlen“ worden war. Doch Klose spitzelte noch in die Kopfball-Verlängerung und erzielte sein 15. Rekordtor bei einer WM. „Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht im Abseits stehe, deswegen habe ich den Ball dann noch reingemacht“, schilderte der Torjäger seinen Rekordmoment.
Kevin-Prince Boateng blieb blass
Da die Schwächen der Nationalmannschaft vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen die USA vornehmlich in der Defensiv-Abteilung zutage traten, dürfte in den nun folgenden Tagen eine herzhafte Diskussion über Sinn und Unsinn einer Abwehrkette mit vier gelernten Innenverteidigern aufbranden. Höwedes dürfte, obwohl er sich auf der Linksverteidiger-Position nicht gerade wohl fühlt und seine Angriffskollegen nicht üppig mit Flanken von außen verwöhnt, dabei ganz gute Karten bei Löw haben. Der gelernte Stürmer ist bei Standards im Zentrum immer eine Macht.
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So ist er bei diesen Welt-Titelkämpfen momentan der auffälligste königsblaue Akteur in einem Nationaltrikot. Der Rest klagt über Unterbeschäftigung oder spielt für den weiteren Turnierverlauf bald keine Rolle mehr. So wartet DFB-Kollege Julian Draxler weiterhin auf seine erste Einsatzminute bei einer WM. Und auch das mit Spannung hochstilisierte Bruder-Duell zwischen Jérôme und Kevin-Prince Boateng wurde zu einer eher trägen Familienbegegnung. Die Halbbrüder standen nur in der ersten Halbzeit gemeinsam auf dem Feld. Der Münchner Jérôme blieb mit muskulären Problemen in der Kabine, Halbbruder Kevin-Prince schaffte nur sieben Minuten mehr Einsatzzeit. Als die Partie Fahrt aufnahm und Ghana aufdrehte, hatte Nationalcoach Kwesi Appiah den Schalker vom Feld geholt, den man danach im intensiven Meinungsaustausch mit dem gar nicht erst eingesetzten Michael Essien auf der Ersatzbank sah.
Markige Worte Richtung Appiah verkniff sich der Schalker aber diesmal, er stellte sich offiziell ganz in den Dienst der Mannschaft: „Ich denke jetzt nicht über mich nach, ich denke an das Team. Es geht nicht immer um mich“, meinte der 27-Jährige. Wohl wissend, dass er während seiner 52-minütigen Einsatzzeit nicht gerade Werbung in eigener Sache betrieben hatte.