Gelsenkirchen. Schalke 04 ist auf Platz drei direkt in die Champions League eingezogen. Damit sind die Königsblauen zum dritten Mal nacheinander in der Königsklasse vertreten. Was Trainer und Mannschaft in der Rückrunde geleistet haben, ist erstaunlich und lobenswert. Ein Kommentar.

Es galt, sich noch einmal zu konzentrieren. Noch einmal die Kräfte zu bündeln, noch einmal den Gegner nicht zu unterschätzen - auch wenn der schon zuvor Auflösungserscheinungen gezeigt hatte und am letzten Saison-Spieltag nur noch eine Not-Elf aufbieten konnte. Die Profis des FC Schalke 04 lösten auch diese Aufgabe, sie erfüllten ihre Favoritenrolle mit dem Pflichtsieg gegen den nun abgestiegenen 1. FC Nürnberg. Während diese letzte Hürde eher wie erwartet genommen wurde, kam die Entwicklung, die Schalke in der Rückrunde genommen hat, überraschend. Man darf ja nicht vegessen: Zwischenzeitlich war selbst das vorgegebene Saisonziel, der zur Champions-League-Qualifikation berechtigende vierte Platz, schon kaum noch in Sichtweite.

Aber im Winter ist einiges passiert. Die Verantwortlichen drehten an ein paar Stellschrauben (Stichworte Torwartwechsel und Ausmusterung Jones), und die Spieler rauften sich zusammen. Sie wussten, dass es so nicht weitergehen konnte, dass sie nicht weiterhin Punkte liegen lassen durften, nur weil sie selbst zu wenig investierten. Und siehe da: Gleich zu Beginn des Jahres 2014 präsentierte sich ein ganz neues Team. Ein Team, das sich auch durch zwei heftige Rückschläge gegen die Top-Teams von Real Madrid und Bayern München nicht aus der Bahn werfen ließ. Ein Team, das vor allem deshalb viel Lob verdient hat, weil es unter schwierigsten Bedingungen durchzuhalten hatte: Keine Verletztenliste in der Bundesliga war so dramatisch lang wie die des FC Schalke 04. Und das nicht nur zwischenzeitlich, sondern dauerhaft.

Keller suchte nie nach Entschuldigungen

Und an dieser Stelle müssen dringend auch ein paar Worte über den Trainer verloren werden. Denn Jens Keller hat nie gemault, nie gejammert, nie nach Entschuldigungen gesucht - egal, welche Hiobsbotschaften er gerade mal wieder zu verkraften hatte. Anstatt immer wieder aufzuzählen, welche Hochkaräter ihm nicht zur Verfügung standen, stärkte er alle diejenigen, auf die er nun zwangsläufig bauen musste. Vor allem die ganz jungen Spieler wie Leon Goretzka und Kaan Ayhan zahlten ihm dieses Vertrauen mit enormen Leistungssprüngen zurück.

Nach dem tief enttäuschenden Pokal-K.o. gegen Hoffenheim im Dezember schien Jens Keller, der Schalke bis dahin keine spielerische Struktur verpasst hatte, erledigt zu sein. Auch intern wurde über eine mögliche Ablösung diskutiert, bevor entschieden wurde, doch noch mit ihm weiterzumachen. Keller ließ sich durch nichts beirren und schon gar nicht umhauen. So sehr die Kritik an ihm nach der Hinrunde berechtigt war, so sehr muss man jetzt vor ihm den Hut ziehen. Dieser dritte Platz ist definitiv auch sein Verdienst.