Gelsenkirchen. . Ein Muskelbündelriss stoppt Kapitän Benedikt Höwedes, für den sogar die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Gefahr geraten ist. Und bei Rechtsaußen Jefferson Farfan, der wieder einmal durch unprofessionelles Verhalten auffiel, stehen die Zeichen schon auf Abschied.

Weltmeister Andy Brehme, der Konfuzius unter den Fußballprofis, der einst alle Brasilianer als „technisch serviert“ erachtete, wusste in seiner unvergleichlich weisen Art auch eine Pechsträhne in den Lauf des Lebens einzuordnen: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!“

Benedikt Höwedes wird sich in diesen Tagen fragen, warum ausgerechnet er immer wieder in Fladen latschen muss. Im Champions-League-Spiel bei Real Madrid hat sich der Kapitän des FC Schalke 04 zum dritten Mal in drei Monaten eine Muskelverletzung zugezogen, diesmal eine besonders heftige: Nationalmannschafts- und FC-Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt diagnostizierte in München einen Muskelbündelriss im Adduktorenbereich. Dem Abwehrspieler drohen circa sechs Wochen Pause, er wird allenfalls zum Saisonende wieder spielen können.

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Mal abgesehen davon, dass seine Mannschaft inzwischen ohne neun Verletzte auskommen muss: Der Fall Höwedes hat auch eine traurige persönliche Note. Denn die WM-Teilnahme des 26-Jährigen ist akut in Gefahr. Bundestrainer Joachim Löw kündigte ja bereits an, dass er nur topfitte Spieler mit nach Brasilien nehmen will.

„Es ist für uns katastrophal, und es ist für ihn katastrophal“, klagte Schalkes Trainer Jens Keller, nachdem er am Donnerstag mit der jüngsten Hiobsbotschaft konfrontiert worden war. „Immer wieder plagen Benedikt Muskelverletzungen, irgendetwas muss da nicht stimmen. Es ist alles untersucht worden, und jetzt wird alles noch mal untersucht. Es ist einfach nur deprimierend.“

Jens Keller, als Improvisationskünstler bewährt, wird am Samstag im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig wieder aus wenigen Versatzstücken ein annehmbares Aufstellungsbild zaubern müssen. Auch Jefferson Farfan liegt weiterhin auf Eis. Derzeit lässt es sich auch noch nicht zuverlässig prognostizieren, ob der peruanische Angreifer am Dienstag im Derby bei Borussia Dortmund wieder zur Verfügung stehen kann. Farfan wird seit Wochen von einer Kniereizung geplagt, und das allein wäre schon Grund genug, seine Lage als problematisch zu beurteilen. Doch Farfan, der in seiner Karriere schon öfter aneckte als ein Betrunkener im Tunnel, hat sich auch durch seine Shopping-Tour nach Mailand, die er für eine geeignetere Reha-Maßnahme als eine vom Klub verordnete physiotherapeutische Behandlung hielt, ins Abseits gestellt. Es heißt, er soll kurz vor einer Suspendierung gestanden haben – Schalke aber kann es sich angesichts seiner Verletztenmisere nicht leisten, freiwillig auf einen begnadeten Fußballer wie den rasenden Rechtsaußen zu verzichten.

Indizien deuten allerdings darauf hin, dass Farfan voraussichtlich nur noch bis zum Saisonende ein Königsblauer bleiben wird. Der 29-Jährige ist zwar bis 2016 an den Klub gebunden, dem er seit 2008 angehört, doch eine Ausstiegsklausel, in der 15 Millionen Euro Ablöse fixiert sein sollen, ermöglicht ihm einen früheren Absprung. Gut denkbar, dass er von deutscher Disziplin genauso die Nase voll hat wie der Verein von Farfans ewigen Eskapaden.

Heldt hat Alternativen im Blick

Schon vor einer Woche wurde Manager Horst Heldt gefragt, was er zum angeblichen Interesse von Galatasaray Istanbul an Farfan zu sagen habe, und seine Antwort fiel verräterisch knapp und emotionslos aus: „Jeff hat bei uns einen Vertrag.“ Heldt hätte auch sagen können, dass er alles dafür tun werde, dass dieser Kontrakt eingehalten wird, doch stattdessen deutete er, ohne konkret zu werden, ein Interesse an Augsburgs Aufsteiger André Hahn an. Leverkusens Nationalspieler Sidney Sam kommt im Sommer ohnehin, zudem hat Schalke auch die Angel nach Hoffenheims begehrtem Brasilianer Roberto Firmino ausgeworfen – denn auch Julian Draxler könnte ja bei einem entsprechenden Angebot im Sommer verschwinden.

Es fällt nicht leicht, unter all diesen Umständen den Fokus auf den Liga-Alltag zu lenken. Um noch einmal Andreas Brehme zu bemühen: Den Schalkern „steht noch ein hartes Programm ins Gesicht“.