Essen. . Der nächste Gegner des FC Schalke 04 ist nicht gerade ein Traditionsverein. Die TSG Hoffenheim ist sehr schnell mit sehr viel Geld ihres Mäzens zu einem Bundesligklub aufgebaut worden. Und trotzdem gibt es Fußballfans aus dem Ruhrgebiet, die sich gegen heimische Klubs und für 1899 entscheiden.

Eine Frage, die sich Gelsenkirchenern nicht stellt, kann im benachbarten Essen schon hitzige Kontroversen auslösen. Und zwar dann, wenn es um die Vereinszugehörigkeit geht. Schalkes kommender Gegner, die TSG 1899 Hoffenheim, hat im Ruhrgebiet mittlerweile drei offizielle Fanclubs. Der Fanclub Essen/Ruhr hatte gestern Vereinsabend und stimmte sich mit Bier und Gesang auf das Spiel am Samstag ein.

„Am Anfang war das alles nur ein Jux“, sagt Karl-Heinz Rüsing. Doch dann ging alles ratzfatz. „Wir brauchten fünf Mitglieder, eine eigene Satzung und einen Wimpel“, erklärt der Essener. Und dann war er schon gegründet, der erste Fanclub der TSG Hoffenheim im Ruhrgebiet. Das war am 1. April 2008. Die TSG hatte gerade den FC Augsburg mit 2:0 besiegt und damit den zweiten Tabellenplatz in der 2. Bundesliga untermauert. Unter Trainer Ralf Rangnick gelang nur wenige Wochen später der Aufstieg in die 1. Bundesliga. Die Hoffenheimer feierten und mit ihnen auch der Fanclub Essen/Ruhr.

Ausgerechnet Hoffenheim

Aber warum ausgerechnet Hoffenheim? Wir haben Schalke 04, RW Essen, den MSV Duisburg, RW Oberhausen oder den VfL Bochum. Zur Not noch den BVB. Aber warum schenken Menschen aus dem Ruhrgebiet ihre Aufmerksamkeit einem Verein, der im 350 Kilometer entfernten Kraichgau gegen den Ball tritt? Einem Verein, der seinen sportlichen Erfolg vor allem dem Milliardenvermögen eines einzelnen Mannes zu verdanken hat? Fragen, mit denen die mittlerweile über 60 Mitglieder des Essener Fanclubs immer wieder konfrontiert werden. Fragen, die jedes einzelne Mitglied wie einen Außerirdischen erscheinen lassen. Aber: Sie sind unter uns, mitten im Ruhrgebiet.

Auch interessant

„Wir wollten kein Schalke und kein Dortmund. Hoffenheim war der gemeinsame Nenner. Ein Verein, der ganz anders war und der sofort Spaß gemacht hat“, sagt Karl-Heinz Rüsing. Der Vorsitzende des Essener Fanclubs erinnert sich an die ersten Monate des Bestehens, in denen die Hoffenheimer auch fußballerisch mit tollem Tempo- und Kombinationsfußball Argumente lieferten. Im April 2009 reisten die Essener erstmals zu einem Heimspiel nach Sinsheim. Die supermoderne Rhein-Neckar-Arena war gerade fertig gestellt worden. Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen. Eine Zeit, in der die Ruhrgebiets-Hoffenheimer zig Mal nach Sinsheim und zu vielen Auswärtsspielen in der ganzen Republik reisten. Mit Schalke verbindet der Essener Fanclub nicht nur die gemeinsame Sprache. Beispielsweise auch den größten Erfolg der Hoffenheimer Vereinsgeschichte. Am 14. Dezember 2008 empfing der Aufsteiger die Königsblauen zum letzten Spiel der Hinrunde. Gerald Asamoah schoss Schalke in Führung, Selim Teber traf zum 1:1-Endstand. Dieser Punktgewinn gegen Schalke bedeutete gleich im ersten Jahr der Hoffenheimer Ligazugehörigkeit die Herbstmeisterschaft.

"Schalke hat Wut im Bauch"

Mit einem ähnlichen Resultat wären Karl-Heinz Rüsing und Kollegen auch am Samstag zufrieden. An eine Wiederholung des DFB-Pokal-Achtelfinalspiels (Hoffenheim siegte auf Schalke 3:1) glaubt Rüsing zumindest nicht: „Schalke hat nach den bitteren Niederlagen gegen Real Madrid und Bayern München sicher eine gehörige Portion Wut im Bauch. Das wird ein ganz schweres Spiel für uns“, sagt Rüsing.