Oberhausen. Der RWO-Vorstand entschied sich schon im Dezember dagegen, einen Lizenzierungsantrag für die Dritte Liga zu stellen. Der wäre zu früh und zu teuer für den Verein gekommen: Hajo Sommers, Thorsten Binder und Herbert Jöring erläuterten dies im Gespäch mit der Sportredaktion.

In Fankreisen hatte es zuletzt Aufregung und Unverständnis darüber gegeben, dass RWO keine Lizenz für die Dritte Liga beantragen wird. Die Sportredaktion unterhielt sich mit den RWO-Vorständen Hajo Sommers, Thorsten Binder und Herbert Jöring über die Hintergründe.

Keine Lust auf Dritte Liga?

Sommers: Die kommende Saison nicht. Abgesehen davon, dass es eine Schweine-Liga mit hohen Kosten und idiotischer Aufstiegsregelung ist, werden wir in der nächsten Spielzeit unseren Konsolidierungskurs in der Regionalliga fortsetzen. Wir brauchen dieses Jahr, um von unseren 750 000 Euro Schulden herunter zu kommen, die wir aus der Dritten Liga noch mitschleppen.

Das hört sich aber sportlich nicht so ambitioniert an.

Binder: Wir werden den Fehler, den wir beim Aufstieg in die Zweite Liga gemacht haben, nicht wiederholen. Wir haben nicht das Personal, wir haben nicht das Geld, um nächstes Jahr eine Dritte Liga zu finanzieren. Man bräuchte wieder einen Geschäftsführer, einen Pressesprecher. Die Entscheidung, keinen Lizenzierungsantrag zu stellen, wird vom Aufsichtsrat komplett getragen.

Herbert Jöring, Thorsten Binder und Präsident Hajo Sommers sprachen im Interview über die RWO-Zukunft.
Herbert Jöring, Thorsten Binder und Präsident Hajo Sommers sprachen im Interview über die RWO-Zukunft. © Tom Thöne / WAZ FotoPool | Tom Thöne / WAZ FotoPool

Jöring: Natürlich hätten wir gern einen Antrag gestellt. Aber die Entscheidung fiel im Dezember bei 17 Punkten Rückstand auf Fortuna Köln. Einen Lizenzierungsantrag schüttelt man mal nicht so einfach aus dem Ärmel, das ist monatelange Arbeit. Das wären mit Wirtschaftsprüfer, TÜV und Geschäftsstelle Gesamtkosten von 50 000 Euro geworden. Unsere Arbeitszeit noch nicht mal mitgerechnet. das ist Geld, das wir nicht haben . Es ist auch kein Sponsor um die Ecke gekommen, der gesagt hat, ich finanziere Euch das.

Sommers: Das macht man nicht mal so eben auf dem Bierdeckel, das ist ein 256 Seiten starkes Werk, bei dem ein Verein komplett die Hosen herunter lässt. Da hängen so viele Dinge dran. Und wenn der DFB dann merkt, da ist nicht wasserdicht, steht man im nächsten Jahr unter verstärkter Beobachtung und hat ein schweres Leben.

Aber sportlich gesehen, sollte es doch Ziel sein, weiter nach oben zu kommen.

Sommers: Haben wir ja. Ziel war vor der Saison Platz fünf. Jetzt sagt die Mannschaft, wir wollen Rang drei. Wenn wir Glück haben, schaffen wir Platz zwei. Das sind sportliche Ambitionen, die uns in eine Saison führen sollen, wo wir sagen können: Jetzt wollen wir angreifen.

Jöring: Aber wir wollen kontinuierlich aufbauen. Stand Dezember war, dass Fortuna Köln, SF Lotte, Schalke und Viktoria Lizenzierungsanträge stellen werden. Alles Mannschaften deutlich vor uns, alle mit besserer finanzieller und personeller Ausstattung. Es müsste mit dem Teufel zugehen, sollte es eines dieser Teams, die vielleicht Rang eins schaffen, keine Lizenz bekommen. Das Geld fr den Antrag hätten wir guten Gewissens, selbst wenn wir es gehabt hätten, nicht ausgeben wollen. Auch jetzt nicht, bei besserer Tabellensituation.

Und dann kam auch noch der Mastbruch hinzu.

Sommers: Die Folgen sind noch gar nicht abzusehen. Die DFB-Auflagen haben sich für die Dritte Liga nochmals verschärft. Sicher ist, dass wir auch hier Geld für Sicherheit und Licht in die Hand hätten nehmen müssen. Hinzu kommt auch noch eine Bürgschaft über 250 000 Euro, die man hätte hinterlegen müssen. Das haben wir nicht. In der Zweiten Liga sind es 600 000 Bürgschaft, das schafft man mit vier Millionen Fernsehgeld. Aber 250 000 Euro Sicherheit bei 750 000 Euro Fernsehgeld in der Dritten schafft kaum einer. Es gibt so viele Negativbeispiele, da wollen wir nicht mehr zugehören. Harakiri gibt es bei uns nicht.

Sehen die Fans jetzt nur noch Freundschaftsspiele?

Sommers: In dieser Liga ist Fortuna Köln so weit enteilt, dass quasi jedes Spiel ein Freundschaftsspiel ist. Wir haben noch zwölf Partien. Selbst wenn wir alle gewinnen, müsste Fortuna ganz schön viel verlieren. Und die anderen auch.

Binder: Wir sind am größtmöglichen Erfolg, auch in dieser Saison interessiert. Die Mannschaft findet sich immer mehr und es ist ihr Ziel, Erfolg zu haben. Wir schaffen uns hier eine prima Perspektive für die nächste Spielzeit. Deswegen wird jedes Spiel bitterernst genommen.

Wobei im Stadion jetzt wenig geht.

Jöring: Das trifft uns nicht nur finanziell hart. Das Stadion ist wie der Gasometer für sehr viele Menschen ein Wahrzeichen Oberhausens. Wir wollen es als Club wieder werden, im und mit dem Stadion.