Gelsenkirchen. . Max Meyer brach am Mittwoch das S04-Training ab - „eine reine Vorsichtsmaßnahme“, wie der 18-Jährige anschließend erklärt. Trotz des eisigen Windes ist bei Schalke eitel Sonnenschein angesagt. Bei Max Meyer sowieso. Die Nationalmannschaft ist für den Schalker aber noch kein Thema.
Da sagen alle, dass es keinen richtigen Winter gibt, in diesem Jahr: Eiskalt ist der Wind, der über die Trainingsanlage des FC Schalke 04 weht und man sieht es den Spielern an, dass sie jetzt wohl lieber an einem der oft besungenen 1000 Feuer stehen würden. Aber Jens Keller scheucht seine Jungs in Richtung kommenden Spieltag und weiter in Richtung Erfolgsspur.
Seine Jungs scheinen das kapiert zu haben. „Papa“ Kyriakos Papadopoulos spurtet über den ganzen Platz und versucht, Max Meyer einen Ball abzunehmen. Der Grieche erweckt dabei den Eindruck, als wolle er die Welt aus den Angeln heben. Das gefällt den „Sehleuten“, die wie immer zahlreich an der Bande stehen und ihre Schalker bewundern. Wie gesagt, es ist kalt, wenn man so im Wind steht, aber die Temperatur kühlt sich noch einmal spürbar bei allen Beteiligten ab, als Max Meyer plötzlich aus dem Training genommen wird. „Nee, jetzt nich auch noch den“, sagt ein Fan entsetzt, der „Schalker Peter“ auf seine Kutte gestickt hat. Was ist passiert?
Auch interessant
„Ich bin gestern mit Sead Kolasinac kollidiert und habe mir dabei einen Pferdekuss eingehandelt. Dass ich jetzt aus dem Training raus bin, ist eine reine Vorsichtsmaßnahme“, versichert der Youngster, der derzeit die Blau-Weißen Herzen höher schlagen lässt. Irgendwie beißen sich seine giftig grünen Schuhe mit der Farbe seiner Fußballgarnitur, aber das passt zur Stimmung.
Besser mit Kevin-Prince Boateng
Die Jungs sind gallig, sind enger zusammen gerückt. „Ja, warum sollen wir keinen Spaß haben? Wenn wir am Sonntag nachlegen, dann haben wir einen optimalen Start in der Rückrunde hingelegt. Das muss doch Spaß machen“, sagt Max Meyer. Er ist dabei bescheiden, betont dabei, dass er eigentlich ein U23-Spieler ist. Aber: Sich auf der 10 festgespielt zu haben, macht ihn stolz. „Wichtig ist, dass der Hunter wieder dabei ist. Mit Kevin-Prince Boateng und ihm sind wir besser. Wenn Julian wieder ins Team zurück kommt, sind wir noch besser. Wir bewegen uns besser und wir sind schneller“, sagt Meyer. Nein, alles läuft für ihn selbst noch nicht so, wie er es sich erträumt, aber er freut sich darüber, dass es so läuft, wie es läuft. „Innerhalb der Mannschaft ist vieles einfach besser geworden. Wir reden mehr miteinander. Das machen wir so aus dem Bauch heraus und nicht auf irgendwelchen verordneten Sitzungen“, erklärt das Talent, das in der Marktwert-Tabelle eines Internetanbieters mit vier Millionen gehandelt wird.
Kein Kontakt zum Bundestrainer
Wer glaubt, ihn dafür zu bekommen, wird allerdings selig. Das Tor zur großen Karriere hat sich für Max Meyer schon etwas mehr als nur einen Spalt breit geöffnet. Klar, dass jetzt erste Fragen zum Thema Nationalelf laut werden. „Ich spiele in der U19. Mit Jogi Löw habe ich noch nicht gesprochen. Da gibt es noch keine Kontakte“, sagt Max Meyer mit entwaffnender Ehrlichkeit und verbannt die Spekulationen um eine Berufung in den WM-Kader klar in das Reich der Gerüchteküche.
Auch interessant
Er hat noch gute Kontakte zur Schalker A-Jugend, betont er. Und er verrät, dass dort noch etliche Talente schlummern. Schön, dass er die nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung für seinen S04 sieht. „Jeder kennt seine Aufgabe. Wir wollen wieder in die Champions-League“, sagt Meyer. Und genau so ehrlich und unbefangen kommt seine Antwort auf die Frage rüber, ob Schalke einen Torwart mit großem Namen braucht: „Wir haben Ralf Fährmann“, sagt Meyer und geht duschen.
Am Nachmittag steht er wieder auf dem Trainingsplatz. Die Wolken verziehen sich. Da passt die Meldung aus dem Lager von Trainer Jens Keller, dass Jefferson Farfan nur eine Reizung im Sprunggelenk hat und deshalb individuell trainiert hat. Tim Hoogland hat einen Schlag abbekommen und wurde wie Meyer nur als Vorsichtsmaßnahme vom Platz genommen. Vorsicht ist auch eine Mutter des Schalker Erfolgs.