Doha. . Ralf Fährmann hat Timo Hildebrand in der Hinrunde als Stammtorwart beim FC Schalke 04 abgelöst. Diese Position will der 25-Jährige in der Rückrunde festigen. Im Interview spricht der Schalke-Torwart über den Faktor Glück, sein Standing in der Mannschaft und den Konkurrenten Timo Hildebrand.

Einen Menschen hat Ralf Fährmann, der Torhüter des Fußball-Bundesligisten Schalke 04, im am Montag zu Ende gegangenen Trainingslager in Katar sehr glücklich gemacht: Er schenkte einem mitgereisten Fan seine Handschuhe. „Er hat mich in der blau-weißen Nacht darum gebeten“, sagt Fährmann. Im Interview spricht der 25-Jährige, der Timo Hildebrand als Schalkes Nummer eins abgelöst hat, auch über den Faktor Glück.

Brauchten Sie die Handschuhe nicht mehr? Die haben Ihnen in den vergangenen Monaten doch viel Glück gebracht.

Ralf Fährmann: Dieses Paar hatte seinen Dienst geleistet, der Grip war weg. Als Torhüter wechselt man etwa alle zwei Wochen seine Handschuhe. Aber manchmal behält man sie auch ein bisschen länger, wenn man gut damit spielt – so wie ich mit dem letzten Paar (lacht).

Wie wichtig ist Glück im Fußball?

Fährmann: Glück ist ganz, ganz entscheidend. Schon als junger Spieler braucht man ein Stückchen Glück, um überhaupt in die Bundesliga zu kommen. Wobei ich fest daran glaube, dass man sich einen gewissen Teil vom Glück auch erarbeiten kann. Am Ende werden die Fleißigen belohnt. Nur wann das Glück zu einem kommt, ist manchmal die große Frage.

Ist das Glück zu Ihnen in der Hinrunde gekommen? Beim letzten Spiel vor Weihnachten in Nürnberg haben Sie klasse gehalten, aber bei einem Lattentreffer hatten Sie Glück.

Fährmann: Das ist genau das Quäntchen Glück, das ich meine. Nach meiner Verletzung habe ich mich zwei Jahre lang nicht hängen lassen – vielleicht werde ich in einer solchen Situation nun dafür belohnt.

In Ihrer Karriere hatten Sie lange Zeit viel Pech mit Verletzungen. Nun gab es im November einen Trainingsunfall mit Dennis Aogo. Ihr Mitspieler hat sich dabei das Kreuzband gerissen, Sie blieben unverletzt. Glück gehabt?

Fährmann: Ich weiß nicht, ob das in dem Sinne Glück war. Das war eher ein großes Unglück. Für Dennis tat es mir wahnsinnig leid. Aber mich hat vielleicht in diesem Moment auch geschützt, dass ich körperlich stabiler geworden bin. Ich habe viel im Kraftbereich gemacht und dadurch auch an Härte gewonnen.

Hat man in diesem Job eigentlich Mitgefühl für Timo Hildebrand? Ihren Konkurrenten, der nicht glücklich gespielt hat und dadurch seinen Platz verloren hat.

Fährmann (überlegt): Für Timo ist das eine sehr schwierige Situation, aber eben auch Teil des Geschäfts. Mit mir hatte auch keiner Mitleid, als es für mich nicht so positiv lief. So ist das Geschäft. Ich versuche jetzt einfach, meinen Platz zu verteidigen.

Wie gefestigt sehen Sie Ihre Position als Nummer eins?

Fährmann: Ich habe bewiesen, dass ich eine gute Nummer eins sein kann, habe mich von Spiel zu Spiel gesteigert und weiß auch, was ich für ein Standing in der Mannschaft habe. Aber darauf kann ich mich nicht ausruhen. Ich möchte weiter meine Vorderleute vorantreiben, von Spiel zu Spiel wachsen und mit den Jungs eine erfolgreiche Rückrunde spielen.

Es gibt wenige Spieler, die so hartnäckig für das Glück gekämpft haben wie Sie. Selbst, als Sie vor einem Jahr die Nummer drei unter den Schalker Torhütern waren, haben Sie nicht aufgegeben und gesagt: „Dann muss ich eben noch härter arbeiten – irgendwann werde ich belohnt.“ So ist es gekommen.

Fährmann: Es gab kurze Momente, in denen ich überlegt habe, vielleicht doch zu einem schwächeren Verein zu wechseln, bei dem ich die Chance habe, zu spielen. Doch ich hätte es mir mein ganzes Leben lang nicht verziehen, wenn ich nicht alles dafür gegeben hätte, um auf Schalke die Nummer eins zu werden. Schalke ist mein Traumverein, hierhin bin ich als kleines Kind gewechselt, hier wollte ich immer Profi werden. Von daher habe ich einfach auf meine Chance gewartet. Das war der Weg, der am besten zu mir passt. Ich bin keiner, der vor irgendwelchen Aufgaben wegläuft.

Im Sommer kommt nun mit dem Düsseldorfer Fabian Giefer ein neuer Konkurrent. Ihm werden Sie Ihren Platz nicht kampflos überlassen…

Fährmann: Wenn ich in der Rückrunde meine Leistung so bringe wie in den letzten Spielen, wird es auch im Sommer keine Diskussionen geben. Ich weiß nicht, was mit Timo Hildebrand wird, dessen Vertrag ausläuft, und mit Lars Unnerstall. Es wird immer Konkurrenz geben. Schließlich kann ich ja nicht als einziger Torhüter in die Saison starten...

Trauen Sie sich zu, die Schalker Torwart-Frage über Jahre zu lösen?

Fährmann: Ich habe es selbst in der Hand. Wenn ich ganz ruhig meinen Job erledige, ohne wild zu werden in der Art, dass ich zu viel will, dann wird Ruhe in die Diskussion kommen. Davon bin ich überzeugt.

Ist die Situation für Sie jetzt psychologisch leichter als vor zweieinhalb Jahren? Damals standen Sie als Nachfolger von Manuel Neuer unter besonderem Druck – jetzt folgen Sie auf Timo Hildebrand.

Fährmann: Im Profifußball wird einem so oder so kein Fehler zugestanden. Das Erbe von Manuel Neuer, der ja eine Ära geprägt hat, war nicht leicht, aber bis zu meiner Verletzung bin ich gut damit klar gekommen. Jetzt ist es eine andere Situation, aber es ist nach wie vor Profifußball. Geschont wird man in dem Geschäft nicht.

Sie haben im Trainingslager mit Manuel Neuer gesprochen. Hat er Ihnen Glück gewünscht?

Fährmann: Erstmal musste ich ihm gratulieren, dass er Welt-Torhüter geworden ist. Aber Manu weiß auch, was ich kann, wir beide haben immer Kontakt. Er kann seine Vergangenheit ja auch nicht ganz ausblenden – im Herzen ist er immer noch ein bisschen Schalker, auch wenn er das verständlicherweise nicht immer so sagen kann.

Spricht man innerhalb der Mannschaft eigentlich über das Coming Out von Thomas Hitzlsperger?

Fährmann: Na klar. Man hat im Trainingslager ja genügend Zeit. Respekt, dass er das gemacht hat.

Könnte einen solchen Schritt auch ein noch aktiver Bundesliga-Profi tun?

Fährmann: Ich weiß es nicht, glaube aber, dass es vielleicht noch etwas Zeit braucht. Dafür ist die Fußball-Welt einfach insgesamt noch nicht tolerant genug. Mag sein, dass das von den eigenen Fans heute schon akzeptiert würde, aber spätestens bei einem Auswärtsspiel würde es schwierig werden. Vielleicht sieht es in zehn Jahren ganz anders aus. Momentan stelle ich mir das für einen aktiven Profisportler schon ziemlich schwer vor.

Schalke ackert in der Wüste

Trainer Jens Keller lässt seine Spieler täglich mehrmals auf den Plätzen der Aspire Acadamy schuften.
Trainer Jens Keller lässt seine Spieler täglich mehrmals auf den Plätzen der Aspire Acadamy schuften. © AFP
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Trainer Jens Keller lässt seine Spieler täglich mehrmals auf den Plätzen der Aspire Acadamy schuften. © REUTERS
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Trainer Jens Keller lässt seine Spieler täglich mehrmals auf den Plätzen der Aspire Acadamy schuften.
Trainer Jens Keller lässt seine Spieler täglich mehrmals auf den Plätzen der Aspire Acadamy schuften. © imago/Fassbender
Trainer Jens Keller lässt seine Spieler täglich mehrmals auf den Plätzen der Aspire Acadamy schuften.
Trainer Jens Keller lässt seine Spieler täglich mehrmals auf den Plätzen der Aspire Acadamy schuften. © imago/Fassbender
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Sehen Sie die Probleme nur bei den gegnerischen Fans? Oder würde es auch innerhalb der Mannschaft schwierig werden?

Fährmann: Nein, das würde reibungslos ablaufen. Das Standing innerhalb einer Mannschaft muss man sich auf dem Platz erarbeiten – nicht außerhalb. Wer auf dem Platz Gas gibt und Leistung bringt, steht in der Hierarchie oben. Was man außerhalb macht, ob man jetzt der Party-König ist oder ein besonders tolles Auto fährt, ist uninteressant.