Gelsenkirchen. Es war seine Chance, sich als neue Nummer eins zu beweisen. Doch beim 1:3-Pokalaus gegen Hoffenheim hatte Schalkes Schlussmann Ralf Fährmann kaum Gelegenheit seine Klasse unter Beweis zu stellen. Bei den Gegentoren war er wohl machtlos. Er wurde im Stich gelassen.
Ralf Fährmann liegt auf dem Rasen. Bäuchlings, den fassungslosen Blick in Richtung des eigenen Tores gerichtet. Aber am liebsten würde der Torwart des FC Schalke 04 in dieser 35. Minute sein Gesicht wohl tief in die kurzen grünen Halme drücken. Damit er den Ball nicht sehen muss, der irgendwie provozierend im Netz liegt. Zum dritten Mal - in den bislang absolvierten 35 Minuten des Achtelfinales im DFB-Pokal gegen 1899 Hoffenheim.
Schalke-Torhüter Fährmann musste sich wie im falschen Film vorkommen
Mit 1:3 (0:3) verlieren die Königsblauen das Bundesliga-Duell am Ende und scheiden aus dem Pokal aus. Ein herber Rückschlag ist das zum Auftakt der für den weiteren Saisonverlauf so entscheidenden Tage, die am kommenden Samstag das Liga-Duell mit Borussia Mönchengladbach sowie am nächsten Mittwoch das dramatische Gruppenfinale mit dem FC Basel um den Einzug in das Achtelfinale der Champions League bereit halten. „Das war besonders in der ersten Halbzeit eine indiskutable Leistung“, schimpft Trainer Jens Keller.
Auch interessant
Der traurigste Mann während und nach dieser Pokalpleite allerdings ist Schalkes Nummer 1, Schalkes Ralf Fährmann. Endlich steht er nach seiner langen Verletzungspause wieder zwischen den Pfosten, endlich kann er Spielpraxis sammeln und sich für weitere Einsätze empfehlen. So wie zuletzt bei Steaua Bukarest (0:0) und gegen den VfB Stuttgart (3:0), als die Königsblauen auch dank Ralf Fährmann jeweils ohne Gegentreffer blieben.
Doch gegen Hoffenheim muss sich der 25-Jährige vorkommen wie in einem falschen Film. Es ist fast absurd, wie der Treffer zum 0:1 durch Kai Herdling in der 21. Minute fällt. Der Hoffenheimer flankt aus gut 25 Metern vor das Schalker Tor, sein Mannschaftskollege Kevin Volland und Schalkes Verteidiger Christian Fuchs verpassen den zuvor auftickenden Ball und irritieren Fährmann dadurch. Der kann so nur zuschauen, wie die Kugel ins lange Eck fliegt. Ein ekeliger Ball für jeden Torwart.
Machtlos ist der königsblaue Schlussmann, als Volland in der 32. Minute aus kurzer Distanz zum 2:0 – zu allem Übel durch Fährmanns Beine – und Roberto Firmino (35.) zum 3:0 treffen. Er ist machtlos, aber bedient, weil er von seinen Vorderleuten in diesen Situationen schlicht und einfach im Stich gelassen wurde.
Torhüter-Frage auf Schalker nach 1:3 gegen Hoffenheim weiter offen
Auch interessant
Gelegenheiten sich auszuzeichnen und Pluspunkte im Kampf als dauerhafte Besetzung im Schalker Tor zu sammeln, bieten sich für Ralf Fährmann kaum. Erst in der Schlussminute, als die Hoffnung auf eine Wende nach Jefferson Farfans Anschlusstor zum 1:3 (67.) längst gen Null gesunken ist, kann er seine Klasse zeigen, als er gegen Anthony Modeste im Eins-gegen-eins mit einer Parade rettet.
Wie es für ihn nun weitergeht? Wie Schalke die Torwartfrage, die Entscheidung, ob Ralf Fährmann zwischen den Pfosten bleibt oder nach überstandener Verletzung Timo Hildebrand zurückkehrt, löst? Die Antwort auf diese Frage bleiben die Knappen nach dem Pokal-Aus schuldig. „Ich glaube nach diesem Spiel brauche ich nicht in eine Einzelkritik zu gehen“, sagte Jens Keller nur verärgert. Fährmann selbst wollte nach dem Spiel nichts über die schwierige Situation sagen.
Manager Horst Heldt hatte zwar im Vorfeld eine Festlegung „nach dem Pokalspiel“ bis Weihnachten angekündigt. Vorerst gilt es jedoch andere Probleme aufzuarbeiten.