Gelsenkirchen. Schalkes Vorsitzender Josef Schnusenberg und Finanzchef Peter Peters sehen den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gelassen entgegen. Und doch wird der Donnerstag ein ganz wichtiger Tag für den FC Schalke 04.

Gelsenkirchen. Der morgige Donnerstag wird ein wichtiger Tag für den FC Schalke 04. Der Gelsenkirchener Stadtrat stimmt am späten Nachmittag in einer nicht öffentlichen Sitzung darüber ab, ob der Fußball-Bundesligist 20 Millionen Euro erhält. Für diese Summe will die städtische Gesellschaft GEW Anteile an der Arena kaufen.

Doch auch mit einem „Ja” des Stadtrates ist das Geld noch nicht auf dem Konto der Schalker gelandet. Denn: Die Geldgeber der Schechter-Anleihe, über die der Klub in den vergangenen Jahren rund 85 Millionen Euro an Kredit aufgenommen hat, könnten den Handel aushebeln und das Geld fordern, das Schalke durch den Verkauf der Arena-Anteile hereinholt. Einer der Hauptinvestoren ist ein US-Lehrerverband.

Hintergrund: Die Arena gilt als Sicherheit für den Kredit, und Teile dieser Sicherheit würden nun an die GEW verkauft. Jedoch glaubt Vereinspräsident Josef Schnusenberg nicht daran, dass die Geldgeber Schwierigkeiten machen werden: „Warum sollten die das tun? Sie haben keinen Vorteil davon.”

Schalkes Finanz-Vorstand Peters Peters ergänzt: „Wir werden die Angelegenheit mit allen Beteiligten sauber abstimmen und sind zuversichtlich, dass wir jegliche Vorbehalte entkräften können und die Vereinbarung rechtskräftig wird.

Warum ist das neue Geld für Schalke nötig?

Nach den Bilanzzahlen des Klubs, die dieser Zeitung vorliegen, lag das Defizit, das nicht durch Eigenkapital abgedeckt war, Ende 2008 bei 55,9 Millionen Euro.

Die Gesamtschulden beliefen sich den Unterlagen zufolge auf beachtliche 235,1 Millionen Euro, nach 219,9 Millionen Euro im Jahr davor. Dabei lag der Umsatz zuletzt bei 156 Millionen Euro (nach 166,9 Millionen Euro im Jahr zuvor).

„Jeder Schraubenfabrikant, der derart hoch verschuldet wäre, müsste zum Insolvenzrichter gehen”, sagte ein Bilanzexperte dieser Zeitung, der namentlich nicht genannt werden wollte, nach Durchsicht der Zahlen.

„Blanker Unsinn” kontert Schnusenberg, der bis vor wenigen Wochen für die Finanzen auf Schalke zuständig war. Zwar bestätigt er ebenso wie Peters die Unterdeckung. Beide sprechen jedoch von einer rein bilanztechnischen Bewertung. „Wir sind nicht überschuldet”, versichern sie. Entsprechend sei der Verein auch nie in Gefahr gewesen, zum Insolvenzrichter zu gehen.

Schnusenbergs Argument: „Die wahren Werte sind in der Bilanz doch gar nicht angeführt.” Allein der Wert der Catering-Gesellschaft, der Rechteverwertung und der Holding beliefen sich aber – so der Steuerberater – auf rund 80 Millionen Euro, wie Gutachten belegen würden. Damit wäre Schalke rechnerisch sogar im Plus.

Peter Peters sieht den Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft ebenso „gelassen” entgegen wie dem Nachlizenzierungsverfahren der Deutschen Fußball-Liga. „Selbst wenn wir überschuldet wären, wäre dies nach der neuesten Gesetzeslage allein kein Insolvenzgrund mehr”, erläutert er. Und Schnusenberg ergänzt: „Überschuldung ist nur im Zusammenhang mit einer negativen Fortführungsprognose ein Insolvenzgrund.” Dies sei bei den Schalkern aber absolut nicht der Fall.

Wenn es nach dem Verein geht, verschwinden demnächst weitere Schuldenmillionen aus der Bilanz. Denn: Durch den Kauf der Arena-Anteile könnte die GEW Mehrheitseigner der Arena werden. Damit würden auch die Schulden in der Bilanz der GEW verbucht. Offensichtlich gibt es bei manchen Kommunalpolitikern aber Bedenken. In der nicht öffentlichen Vorlage für den Ratsbeschluss soll es allerdings heißen, dass für die Stadt keine weiteren Folgekosten entstehen. Entschieden wird am Donnerstag im Rat, ob Schalke die 20 Millionen Euro aus der Kasse erhält.