Gelsenkirchen. . Nach dem WM-K.o. giert der Hochgeschwindigkeitsfußballer Jefferson Farfan nach Erfolgen mit Schalke 04. Im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt zählt der Rechtsaußen nach überstandenem Muskelfaserriss wieder zur Startformation. Und im Hinterkopf hat er schon jetzt das wichtige Champions-League-Spiel in Bukarest.
Wenn es beim Training der Profis von Schalke 04 Anlässe zum Lachen gibt, ist Jefferson Farfan meist nicht weit. Der Peruaner liebt auch die kleinen Späße. Er schleicht sich schon mal von hinten heran, um einem Mitspieler einen Schubser zu verpassen, und wenn einer ausrutscht und auf dem Hosenboden landet, dann amüsiert sich Farfan köstlich. Für ihn muss Fußball immer auch Freude sein.
Seit ihm vor zwei Wochen nach seiner Einwechselung gegen Werder Bremen der Treffer zum 3:1 gelang, ist er bester Laune. Denn das war sein Comeback-Tor, vorher hatte er wochenlang gelitten, weil er zuerst verletzt zuschauen und sich dann im Aufbautraining quälen musste. Ein Muskelfaserriss in der Leiste hatte das geschafft, was gegnerischen Verteidigern oft nicht gelingt: den Turbo-Rechtsaußen auszubremsen.
Ex-Schalke-Trainer Magath ließ Farfan oft alleine mit Medizinbällen schuften
Jefferson Farfan war nie der Typ, der bei Verletzungen oder im Urlaub asketisch lebte und topfit zurückkam. Felix Magath, den Farfan bis heute so sympathisch findet wie einen entzündeten Weisheitszahn, ließ ihn zur Gewichtsreduzierung oft alleine mit Medizinbällen schuften – Lunge, komm bald wieder. Sein heutiger Trainer aber ist zufriedener mit dem lebenslustigen Angreifer. „Er hat schon in der Reha-Phase sehr viel getan und nicht auf dem Sofa gelegen“, sagt Jens Keller vor dem Spiel an diesem Samstag (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) bei Eintracht Frankfurt. „Wie er trainiert hat, ist er auf jeden Fall ein Mann für die Startformation.“ Farfan scharrt schon mit den Stollen: „Ich habe mich gut vorbereitet und glaube, dass ich wieder richtig zuschlagen kann.“
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Schalke braucht Farfan, aber Farfan braucht auch Schalke. Denn eine Wunde an seiner Seele ist noch nicht verheilt. Anfang September lag er rücklings auf dem Rasen von Lima und heulte Mitleid erregend. Peru hatte das WM-Qualifikationsspiel gegen Uruguay trotz eines Treffers und vieler Tricks von Farfan mit 1:2 verloren, und er wusste: Das war’s, die WM in Brasilien wird ohne ihn stattfinden, dieser „Traum eines jeden Fußballers“ bleibt unerfüllt. Auch fast drei Monate später verspürt er noch „eine große Enttäuschung“, aber gerade weil er die verarbeiten muss, giert er nach Schalker Erfolgen. Er gibt zu, dass er schon an die übernächste Partie denkt: Er sei „sehr auf das Spiel in Bukarest fokussiert“ – am Dienstag (20.45 Uhr, live in unserem Ticker) könnte Schalke vorzeitig ins Achtelfinale der Champions League einziehen, und wenigstens auf dieser internationalen Bühne will Farfan weiter tanzen. Die Königsklasse als Methadonprogramm.
Farfan trägt seit fünf Jahren königsblau
Seit fünf Jahren trägt der 27-Jährige nun schon königsblau, als er 2008 aus Eindhoven kam, gehörten noch Fabian Ernst, Levan Kobiaschwili, Vicente Sanchez und Orlando Engelaar zum Aufgebot, der Trainer hieß Fred Rutten – gefühlt also ist Farfan schon ewig Schalker. Dass er immer mal wieder offen mit ausländischen Klubs flirtete und sich dafür das Image des raffgierigen Söldners einhandelte, ist vergangen und vergeben. Sein Vertrag läuft bis 2016, und man darf es ihm abnehmen, wenn er versichert: „Ich bin glücklich hier.“ Er liefert den Leuten das Außergewöhnliche, er begeistert sie mit seinen Tempodribblings. Mit dem Ball am Fuß, scherzte der Hochgeschwindigkeitsfußballer mal im „Schalker Kreisel“, hätte er wohl auch gegen Usain Bolt eine Chance.
Auffälliger Schmuck, teure Uhren, schnelle Autos, der Name als Tattoo auf dem Rücken: ein extravaganter Kerl, dieser Farfan. In den Medien aber meidet er Selbstdarstellung, seiner Optik zum Trotz. In Interviews gibt er sich einsilbig, manchmal schaut er geradezu schüchtern nach unten, während auch nach fünf Jahren noch ein Dolmetscher redet. „Das Leben ist zu kurz, um deutsch zu lernen“, hat Oscar Wilde mal gesagt. Farfan aber versteht längst alles und spricht besser deutsch, als er die Leute glauben lässt, so hat er mehr Ruhe. Und man muss ihm neben Schnelligkeit auch Cleverness attestieren.