Gelsenkirchen. Der Fleischfabrikant ist nicht nur der Vorsitzende des Schalker Aufsichtsrates. Er ist Retter, Strippenzieher, Fan – und vor allem: Visionär. Denn es bleibt sein Ziel, dass sein Verein eines Tages Deutscher Meister wird.

Wenn der Name Clemens Tönnies fällt, hört man mittlerweile in allen gesellschaftlichen Kreisen gut hin. Der Mann aus Rheda-Wiedenbrück beschäftigt zurzeit zwar sehr stark die Fußballinteressierten, weil er beim FC Schalke 04 den Krisenmanager spielt. Aber Clemens Tönnies hat weitaus mehr als nur königsblaue Facetten zu bieten. Der 52-Jährige gehört zu den größten Unternehmern im Lande, findet sich gleichzeitig aber in den Ermittlungsakten der Justiz genauso wieder wie mitunter in Klatschspalten des Boulevards.

Das alles hatte sich Clemens Tönnies nicht träumen lassen, als er 1971 gemeinsam mit seinem 1994 an den Folgen einer Nierentransplantation verstorbenen Bruder Bernd einen Großhandel für Fleisch- und Wurstwaren eröffnete. Durchaus im Rahmen der Familientradition, der elterlichen Metzgerei in Rheda. Dort im Ostwestfälischen ist der Aufsteiger mittlerweile Inhaber eines großen Firmenimperiums mit rund 6000 Beschäftigten und mit einem Jahresumsatz von knapp vier Milliarden Euro. Die Tönnies-Fleischwerke sind der größte Fleischproduzent im Lande.

Den Anstoß gab Bruder Bernd

Clemens Tönnies (r.) mit dem am Montag beurlaubten Andreas Müller.
Clemens Tönnies (r.) mit dem am Montag beurlaubten Andreas Müller.

„Triebfeder” bei diesem Aufstieg sei in erster Linie sein älterer Bruder gewesen, erklärt Clemens Tönnies oft. „Bernd war sehr dominant”, sagt er immer wieder, und: „Wir wollten von Anfang an richtig was auf die Beine stellen.” Das ist gelungen. Wobei es letztlich auch Bernd war, der seinen jüngeren Bruder Clemens auf dem Sterbebett in die Pflicht nahm: „Kümmere dich um Schalke.”

Bernd Tönnies hätte nämlich 1994 die Präsidentschaft beim FC Schalke 04 übernommen, hatte dem Verein auch wirtschaftlich unter die Arme gegriffen, als finanziell einmal wieder alles drunter und drüber ging. Als Bernd Tönnies dann wenig später starb, ging Clemens als Sachwalter der Tönniesschen Interessen 1995 in den Aufsichtsrat, dessen Vorsitz er dann 2004 von dem verstorbenen FDP-Politiker Jürgen W. Möllemann übernahm.

Clemens Tönnies ist mittlerweile der mächtige Mann auf Schalke, spätestens seit er 2006 den großen Gazprom-Deal einfädelte, der den durch den Bau der Veltins-Arena belasteten Verein wirtschaftlich wieder auf Kurs brachte. Vorbei sind erst einmal die Zeiten, in denen Tönnies selbst ins Portmonee greifen musste, um den FC Schalke 04 mit einem 4,7 Millionen-Euro-Darlehen liquide zu halten.

Gefolgsleute in wichtigen Positionen

Bei so großem Engagement reicht ein Tönnies allein nicht, und deshalb hat der Schalker Aufsichtsratsboss auch Gefolgsleute in wichtige Positionen gebracht – allen voran Josef Schnusenberg (68) als Präsidenten des Vereins. Schnusenberg hatte Clemens Tönnies schon als Steuerberater dabei geholfen, den Fleischgroßhandel zu einem großen Konzern auszubauen. So groß, dass auch schon einmal die Staatsanwaltschaft näher hinsah, ob auch alles mit rechten Dingen zuging. 2007 bildete das Landeskriminalamt sogar eine Sonderkommission, Clemens Tönnies aber geriet nicht in die Fänge der Juristen.

Ein Mann, der so erfolgreich ist, kann es sich schon mal leisten, Schlagergrößen wie Howard Carpendale zu einem kleinen Geburtstagskonzert einfliegen zu lassen, wie zu seinem 50. Der zweifache Vater denkt aber auch sozial. Für die 2004 gegründete Aktion Kinderträume sammelt er Gelder, die in Scheckübergaben unter anderem an Showgrößen wie Schauspielerin Veronica Ferres von der Aktion Powerchild münden können (2007).

Vorbild Uli Hoeneß

Die Aktion Kinderträume des Vereins der deutschen Fleischwirtschaft schafft übrigens auch Verbindungen zum bayerischen Wurstfabrikanten Uli Hoeneß, der sich im Nebenberuf ja auch mit dem Fußball beschäftigt, als Manager des großen FC Bayern München. Die sportlichen Erfolge der Bayern sind Clemens Tönnies ein Vorbild. Trotz der aktuellen Turbulenzen will er Schalke 04 zum Deutschen Meister machen. Dem, der nicht glaubt, dass das gelingen könnte, pflegt er zu sagen: „Ich bin verdammt ehrgeizig.”

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