Gelsenkirchen. . Schalkes Manager Horst Heldt philosophiert vor dem Spiel in Braunschweig über taktische Möglichkeiten und Änderungen im Trainingsbetrieb – und er will Adam Szalai in Watte packen. Klaas-Jan Huntelaar lässt sich operieren und wird wohl drei bis vier Monate fehlen.
Es ist ein bisschen Galgenhumor dabei gewesen, als sich Trainer Jens Keller selbst als Option für die Offensiv-Abteilung des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 ins nicht ernst gemeinte Gespräch brachte. Vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) bei Aufsteiger Eintracht Braunschweig jedenfalls ist der Sturm der Königsblauen dünn besetzt. Sehr dünn sogar. Allerdings ist auch die Hoffnung groß, dass Kevin-Prince Boateng, Jefferson Farfán und Chinedu Obasi schon bald zurückkehren – und helfen können.
Eine solche Hoffnung gibt es bei Klaas-Jan Huntelaar bekanntlich nicht, der nach seiner erneuten Verletzung des rechten Knies für den Rest der Hinrunde ausfällt. „Das nächste Zeitfenster ist jetzt Katar“, sagt Manager Horst Heldt, also das Wintertrainingslager, in das die Königsblauen am 3. Januar (Freitag) fliegen werden. Das könnte jedoch knapp werden. Der 30-jährige Niederländer hat nämlich am Freitag bekanntgegeben, sein lädiertes rechtes Knie operieren zu lassen. Das teilte der Stürmer per Twitter mit. Damit wird Klaas-Jan Huntelaar wohl auch noch in der Vorbereitung zur Rückrunde im Januar fehlen. „Es war schwierig, aber ich habe mich entschieden, einen Eingriff vornehmen zu lassen“, schreibt er. „Die Genesungszeit wird drei bis vier Monate sein. Es ist ein harter, aber notwendiger Schritt.“
Heldt will Konzept für Phasen der Länderspiel-Pausen überdenken
Die Konsequenz ist, dass die Königsblauen mindestens den Rest der Hinrunde – also auch am Samstag im Eintracht-Stadion, das 25 540 Zuschauer fasst – mit nur einem Stoßstürmer bestreiten müssen: mit Adam Szalai und für den Notfall Routinier Gerald Asamoah von der Bank dahinter. Oder auch mal ohne Stoßstürmer – wie die Nationalmannschaft am vergangenen Dienstag beim 5:3 in Schweden mit dem ehemaligen Schalker Mesut Özil. „Wir haben“, erinnert Horst Heldt, „ohne echte Spitze eine gute Halbzeit in Hoffenheim gespielt.“ Erster Kandidat für den offensivsten Posten könnte Kevin-Prince Boateng sein, aber der Manager denkt auch an Jefferson Farfán. Oder auch an Christian Clemens? „Weiß ich nicht“, sagt der 43-Jährige.
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Ob der angespannten Personalsituation spricht Horst Heldt aber auch davon, dass „wir Adam schon ein bisschen in Watte packen müssen“. Und wie? Liegt der 25-jährige Ungar demnächst nur noch auf der Massage-Bank oder im Whirlpool? Der Manager schmunzelt. „Wir haben noch Variationsmöglichkeiten, aber wir kommen an unsere Grenzen“, sagt er, um zu erklären: „Wenn wir gegen Augsburg 3:1 führen, können wir ihn frühzeitig rausnehmen. Wenn man davon ausgehen kann, dass man das Spiel gewinnt.“
Horst Heldt gibt aber auch zu, das bisherige Konzept des FC Schalke 04 für die Phasen der Länderspiel-Pausen grundsätzlich überdenken zu wollen. Gerade nach der erneuten Verletzung Klaas-Jan Huntelaars, der am Montag unglücklich mit einem Akteur aus der Knappenschmiede zusammengestoßen ist. Macht es Sinn, den Trainingskader dann mit Fußballern aus der U 23 (Regionalliga) und U 19 (A-Junioren-Bundesliga) aufzufüllen? „Die jungen Spieler sind sehr motiviert, sie wollen sich präsentieren“, sagt Horst Heldt, ohne auszusprechen, was er eigentlich meint: übermotiviert – was jedoch, um das noch einmal sehr deutlich klarzustellen, mit dem Montag-Ereignis überhaupt nichts zu tun hat.
Keine Beschäftigungstherapie
Teil dieser Pflege für Adam Szalai ist allerdings nicht, die Schalker Spieler zu ermahnen, mit ihrer Nummer 28 während der Einheiten am Ernst-Kuzorra-Weg doch bitte besonders zärtlich und vorsichtig umzugehen. „Das ist Training, nicht Beschäftigungstherapie“, betont Horst Heldt. „Da muss man an seine Grenzen gehen. Und auch mal über seine Grenzen hinaus.“ Vielleicht ist dies auch am Samstag in der Partie beim Tabellenschlusslicht nötig, das dank seiner Außenreiter-Rolle kaum etwas zu verlieren hat. Zumal sie bei der Eintracht noch nicht vergessen haben zu genießen.
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„Wir erleben einen normalen Prozess. Wir müssen lernen“, sagt Braunschweigs 40-jähriger Trainer Torsten Lieberknecht. „Wir wussten um die Klasse der Bundesliga und wie schwer es für uns werden würde. Aber ich kann mich noch an Zeiten erinnern, noch gar nicht lange her, da mussten wir im Winter zum Laufen auf die Gokart-Bahn gehen.“ Als die Schalker Profis, von denen einige auch jetzt noch da sind, schon lange, lange in Watte gepackt worden waren.