Sinsheim. . Es bleibt dabei: Der FC Schalke 04 kann im Kraichgau nicht gewinnen - auch nicht am siebten Spieltag der Fußball-Bundesligasaison 2013/14. Dabei sah Schalke zur Pause schon wie der sichere Sieger aus. Doch die TSG Hoffenheim kam verwandelt aus der Kabine glich die 3:1-Gästeführung aus.

Am Ende schüttelten sie die Köpfe und schlichen ungläubig vom Platz: Eine zweimalige Zwei-Tore-Führung (2:0 und 3:1) reichte Schalke nicht zum so heiß ersehnten Auswärtssieg bei 1899 Hoffenheim. In einem verrückten und jederzeit spannenden Spiel hieß es 3:3 (1:3) – und am Ende hatte Schalke Riesenglück, dass die Hoffenheimer die Partie nicht noch vollends zu ihren Gunsten drehten.

Boateng, Matip und Höger erzielten die Tore für Schalke, Modeste, Firmino und Abraham krönten die Hoffenheimer Aufholjagd mit ihren Toren zum verdienten 3:3. Aber was war das für eine verrückte Partie – nicht nur die Knall-auf-Fall-Viertelstunde am Anfang.

Boateng verärgert über Nachlässigkeiten seiner Mitspieler

"Ich bin stinksauer", brach es aus Kevin-Prince Boateng nach dem Schlusspfiff raus: "Wir führen 2:0 und 3:1, dann denken einige, das ist doch zu einfach. Ein bisschen Hacke hier, ein bisschen Hacke da - so etwas darf nicht passieren. Wir hätten hier gewinnen müssen, die zweite Halbzeit haben wir völlig verschlafen."

3. Minute: Nach einer Super-Kombination über Jones, Höger und Farfan durchs Mittelfeld wird Max Meyer in den Strafraum geschickt, kurz vor der Torauslinie spielt der 18-Jährige einen genialen Rückpass auf Kevin-Prince Boateng, und der drischt die Kugel humorlos aus zwölf Metern oben in den Knick. 1:0 für Schalke – ein Auftakt nach Maß.

13. Minute: Freistoßflanke von Jefferson Farfan von der halblinken Seite, im Strafraum kommt Joel Matip ungehindert zum Kopfball und trifft zum 2:0 für Schalke – was war denn hier los?

Auch interessant

Höger bester Schalker beim 3:3 in Hoffenheim

Von Andreas Ernst

17. Minute: Timo Hildebrand bekommt eine flache Hereingabe von der rechten Seite nicht zu fassen, Benedikt Höwedes kann den Ball nicht richtig aus der Gefahrenzone schlagen, Andreas Beck spitzelt die Kugel auf Anthony Modeste, und der trifft aus kurzer Distanz ins fast leere Tor – nur noch 2:1 für Schalke, und auf einmal ist alles wieder offen.

40. Minute: Einwurf an der Mittellinie von Dennis Aogo auf Marco Höger. Der Mittelfeldspieler läuft ein paar Schritte in Richtung Hoffenheimer Tor, und weil er überhaupt nicht angegriffen wird, nimmt er dabei Tempo auf, steht auf einmal blank vor Torwart Koen Casteels und vollendet seinen Sololauf mit dem 3:1 – die Krönung einer irren ersten Halbzeit aus königsblauer Sicht.

Schalke im Mittelfeld ständig in Unterzahl

Zwischendurch hatte Schalke sogar noch zwei Chancen mehr: Einmal durch Christian Clemens, der nach einem prächtigen Zuspiel von Max Meyer übers Tor schoss (35.). Und dann noch einmal durch Max Meyer höchstpersönlich, der das Ziel von der Strafraumgrenze knapp verfehlte (44.). Schalke hatte scheinbar alles im Griff. Und das sogar ohne Stürmer, weil der immer noch von seiner Grippe geschwächte Adam Szalai nur auf der Bank saß, und aus der Not Kevin-Prince Boateng in den Angriff rückte. Für ihn spielte Max Meyer wieder auf der Zehn und zeigte wie schon beim Pokalspiel in Darmstadt sein herausragendes Talent.

Doch mit der Pausenführung war der Käse noch längst nicht gegessen – im Gegenteil. Denn Hoffenheim kam nach der Pause wie verwandelt aus der Kabine und stellte das Spiel mit zwei Toren binnen 13 Minuten wieder auf Anfang.

Auch interessant

Schalke kann Kraichgau-Bann nicht brechen

48. Minute: Dennis Aogo geht an der Strafraumseite viel zu ungestüm gegen Kevin Volland zu Werke, zieht dem Hoffenheimer Talent die Beine weg – und Schiedsrichter Daniel Siebert zeigt zu Recht auf den Punkt. Roberto Firmino verwandelt sicher zum 2:3-Anschlusstreffer.

61. Minute: Wieder ein ruhender Ball, wieder scheppert es im Schalker Tor – diesmal durch David Abraham. Der Innenverteidiger schlenzt einen Freistoß aus 24 Metern über die Mauer ins Netz – 3:3-Ausgleich, ein irres Spiel.

Schalkes Trainer Jens Keller reagiert, bringt Leon Goretzka für den schwachen Christian Clemens, weil die Blauen im Mittelfeld plötzlich ständig in Unterzahl scheinen und nur noch hinterherlaufen. Und nach 78 Minuten zieht er auch Boateng aus der Sturmspitze ins Mittelfeld zurück und bringt Adam Szalai für Max Meyer, weil bei dem Jungen die Kräfte zur Neige gehen.

Doch es bleibt ein Krimi bis zum Schluss. In der 84. Minute erlaubt sich Jermaine Jones einen haarsträubenden Fehler, verliert an der Mittellinie den Ball an Roberto Firmino, der mutterseelenallein in Richtung Schalker Tor läuft – und die Latte trifft. Und in der 88. Minute rettet Höwedes gegen Schipplock auf der Linie – was für ein Glück zum Schluss für Schalke.

S04 verpatzt Härtetest

1/79