Düsseldorf. . Die Polizisten in NRW haben die Entscheidung des NRW-Innenministers Ralf Jäger im Fall Schalke 04 ausdrücklich begrüßt. Denn es hat sich eine Menge Frust angestaut bei den Polizisten. Ganz offen heißt es: Wir wollen nicht mehr den Kopf hinhalten für Dinge, die eigentlich die Clubs regeln müssten.
Polizeibeamte in NRW äußerten am Donnerstag unversteckte Sympathie für Ralf Jäger (SPD). „Wir halten die Entscheidung des Ministers, den FC Schalke im eigenen Stadion selbst für die Sicherheit sorgen zu lassen, für richtig“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Karl-Heinz Kochs. Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in NRW signalisierte: „Wir unterstützen das.“ Jeder Verein sei selbst dafür verantwortlich, was im eigenen Hause geschehe. „Die Vereine müssen entscheiden, wen sie reinlassen und was die Leute mitbringen“, erklärte Peter Feldbrügge, Vize-Vorsitzender der DPolG im Land.
Ralf Jäger hat offenbar vielen Beamten aus der Seele gesprochen. Es hat sich eine Menge Frust angestaut bei den Polizisten, nicht erst seit dem umstrittenen Einsatz beim Spiel Schalke-Saloniki. Ganz offen heißt es: Wir wollen nicht mehr den Kopf hinhalten für Dinge, die eigentlich die Clubs regeln müssten. Hinter vorgehaltener Hand kommt dann noch der Hinweis: Und wenn wir den Vereinen in Notsituationen helfen, dann werden wir auch noch beschimpft.
Polizei in Gelsenkirchen überrascht
GdP-Landeschef Arnold Plickert hatte schon Ende August in einem Brief an die Schalker gesagt: „Glauben Sie wirklich, meinen Kollegen macht es Spaß, in einem vollbesetzten Schalker Block einschreiten zu müssen, nur weil der Verein diese Situation nicht in den Griff bekommt?“ An einer anderen Stelle wetterte Plickert in Richtung Schalke-Vorstand: „Es bleibt ihnen unbenommen, die Probleme im Stadion selbst zu lösen.“
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Aber eines mutet etwas seltsam an: Offenbar hatte der Minister in Düsseldorf etwas entscheiden, ohne sich zuvor darüber mit den Beamten in Gelsenkirchen auszutauschen: „Wir sind überrascht von dieser Nachricht, wir hatten bisher keine Kenntnis davon“, sagte Johannes Schäfer, Pressesprecher der Polizei in Gelsenkirchen.
GdP: Clubs müssen Sicherheit gewährleisten können
Der Sprecher der Gewerkschaft GdP im Land, Stephan Hegger, versicherte, dass die Polizei selbstverständlich auch künftig auf Schalke einschreiten werde, wenn Gefahr im Verzug sei. Die Eisatzkräfte befänden sich ja vor dem Stadion. Aber eines müsse auf jeden Fall korrigiert werden: „Es ist nicht in Ordnung, wenn Vereine, die Wirtschaftsunternehmen sind und Millionen Euro bewegen, die Polizei als zusätzliche Verstärkung in ihre Kostenplanungen einplanen.“ Wer sich hier auf die Polizei verlasse, der vernachlässige seine Sicherungspflichten. Die Clubs müssten viel mehr Geld in die Hand nehmen und ihre Helfer so ausstatten und ausbilden, dass sie die Sicherheit bei Spielen tatsächlich gewährleisten können. Die Gewerkschaft GdP lehnt es aber ab, die Bundesliga-Vereine für Polizeieinsätze bezahlen zu lassen.
Polizei stürmt Schalke-Kurve
Noch etwas gehört zu dem Ärger, der sich unter vielen Polizisten angestaut hat: Dass es ihrer Meinung nach manche Vereine mit den eigenen Hausordnung nicht ganz so ernst nehmen. Da dürften gewisse Fans auf den Tribünen mehr oder weniger tun, was ihnen gefällt, Pyrotechnik inklusive. Kontrolle und Einschreiten? Fehlanzeige.