Gelsenkirchen. Vier Tage nach dem Einzug in die Gruppenphase der Champions League hat der FC Schalke 04 auch in der Fußball-Bundesliga in die Erfolgsspur zurückgefunden. Die Königsblauen bezwangen beim Debüt des Last-Minute-Neuzugangs Kevin-Prince Boateng im Duell der Königsklassen-Teilnehmer Bayer Leverkusen mit 2:0 (1:0) und fuhren im vierten Versuch ihren ersten Saisonsieg ein.
Schalkes Fans sangen das Lied von der Legende, von der Liebe, die niemals endet. Glücklich lagen sie sich in den Armen, endlich hatten sie auch in der Arena mal wieder einen Grund zum Feiern. Nach dem Sprung in die Champions League am Dienstag in Saloniki glückte den Königsblauen auch in der Bundesliga der Befreiungsschlag: mit einem bemerkenswerten 2:0 gegen das mit drei Siegen in die Saison gestartete Team von Bayer Leverkusen. „Der S04 ist wieder da“, schallte es von den Rängen, als der erste Dreier eingefahren war.
Schon zu Beginn war zu erkennen, dass es sich die Schalker vorgenommen hatten, diesmal konzentriert zu bleiben und nicht durch eigene Fehler den Gegner einzuladen. Erst nach 15, 20 Minuten schlichen sich erste Fehler ein, vor allem beim Abspiel, manchmal kamen Pässe auch über wenige Meter nicht an. Schaden aber wurde nicht angerichtet, weil auch Bayer Leverkusen eher abwartend und wenig zielstrebig spielte.
Höger erwischt Ball mit der Schulter
Nach einer halben Stunde war auf beiden Seiten noch nicht eine einzige Torchance zu notieren. Die erste aber führte gleich zum Treffer: Jefferson Farfan zirkelte einen Freistoß von links auf den Fünfmeterraum, dort stiegen Joel Matip und Marco Höger gleichzeitig hoch, und Höger erwischte den Ball mit der hinteren Schulter – 1:0 nach 30 Minuten, Erleichterung für Schalke.
Die Fans hatten dieses Erlebnis herbeigesehnt, das war deutlich zu hören. Denn nun wurde es laut in der Arena. Nicht nur in der Nordkurve wurde gesungen, das ganze Stadion schmetterte Schalke-Lieder und feuerte das Team an.
Für einen Moment hielt der königsblaue Anhang noch den Atem an, als ein Schuss von Leverkusens neuem Angreifer Heung-Min Son knapp am Tor vorbeizischte. Auf der anderen Seite ergab sich aber auch noch eine gute Gelegenheit: Fünf Minuten nach dem Führungstreffer schoss Julian Draxler nach schönem Zusammenspiel mit Kevin-Prince Boateng am Tor vorbei.
Das ist Kevin-Prince Boateng
Der vom AC Mailand gekommene ghanaische Nationalspieler spielte als Zehner in der offensiven Mittelfeldreihe, tat sich aber in der ersten Hälfte noch etwas schwer, ins Spiel zu kommen. Der andere Schalker Debütant, der vom Hamburger SV ausgeliehene Dennis Aogo, verrichtete seinen Job hinten links als Alternative zum gesperrten Christian Fuchs gut, er war allerdings auch selten in Bedrängnis geraten.
Hildebrand als Schalke-Kapitän
Die normalerweise in der Offensive bestechend starken Leverkusener kamen nicht wie gewohnt zum Zuge, Schalkes Torwart Timo Hildebrand musste in den ersten 45 Minuten keine einzige Prüfung bestehen. Hildebrand führte die Königsblauen diesmal als Kapitän an, weil Benedikt Höwedes gesperrt und Klaas-Jan Huntelaar verletzt war. Freiwillig hatte Trainer Jens Keller hingegen auf Jermaine Jones verzichtet, der sich eine schöpferische Pause auch durchaus verdient hatte.
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In den beiden Champions-League-Qualifikationsspielen gegen Saloniki hatten 1:0-Führungstreffer den Schalkern keine Sicherheit verliehen. Diesmal aber verloren sie nicht gleich wieder die Nerven, diesmal kamen sie auch aus der Halbzeitpause konzentriert zurück. Und weiterhin bemühten sie sich darum, selbst das Spiel zu machen und dabei nicht dem Gegner leichtsinnig ins offene Messer zu laufen. Zu einer richtig guten Chance kamen sie in der 65. Minute bei einem Konter: Julian Draxler, diesmal auf links eingesetzt, spielte den Ball weit hinüber auf die andere Seite zu Jefferson Farfan, und dessen präzise Flanke hätte der in der zweiten Hälfte präsentere Kevin-Prince Boateng beinahe veredelt: Doch Bayer-Torwart Bernd Leno parierte den Klasse-Kopfball des neuen Schalkers.
Schalke schlägt Leverkusen
Nach wie vor blieb also trotz Überlegenheit des Heimteams die Führung dünn, und so war es klar, dass die Schlussphase noch spannend werden würde. Natürlich musste Leverkusen kommen und den Druck erhöhen, und so wurden die Schalker auch wiederholt in die Defensive gezwungen. Keller wechselte Jones für den angeschlagenen Torschützen Höger ein, ein frischer Kämpfer mehr konnte nicht schaden.
Farfan verwandelt Elfmeter
Bayer wurde gefährlich, Schalke zitterte und hatte Glück, dass Atsuto Uchida mit dem Kopf einen Schuss von Stefan Kießling abwehren konnte. Dann aber kam es in der 82. Minute zum entscheidenden Konter. Jones legte den Ball genau in den Lauf von Farfan, der zog unwiderstehlich an und konnte im Strafraum von Emir Spahic nur noch mit einem Foul gestoppt werden. Schiedsrichter Peter Gagelmann zeigte auf den Punkt, Boateng hätte gerne geschossen, doch Farfan wollte sich diese Chance nicht nehmen lassen: Der Peruaner verwandelte den Elfmeter sicher zum 2:0.
Ein hochverdienter Treffer, ein hochverdienter Sieg.