Thessaloniki. Manager Horst Heldt wollte den FC Schalke 04 eigentlich in die Spur bringen. Doch dann mussten die Königsblauen immer wieder Rückschläge hinnehmen. Nur einen Punkt holte Schalke aus den ersten drei Bundesliga-Begegnungen. Das Playoff-Rückspiel zur Champions League bei PAOK Saloniki wird zur Zitterpartie.
Es läuft nicht rund für Horst Heldt bei Schalke 04. Der umtriebige Sportdirektor der Königsblauen ließ in den vergangenen Monaten nichts unversucht, den traditionell schwierig zu führenden Klub aus dem Ruhrpott in die Spur zu bringen. Doch Heldt tritt auf der Stelle. Die Frage, ob er angesichts seiner bislang turbulent verlaufenen Amtszeit und der immer neuen Rückschläge mitunter der Verzweiflung nahe sei, beantwortete der 43-Jährige kürzlich nur indirekt, aber dennoch vielsagend.
"Natürlich denke ich sehr viel nach", sagte Heldt nach dem Hinspiel in der Champions-League-Qualifikation gegen PAOK Saloniki (1:1) in einer Journalistenrunde, "aber ich bitte um Verständnis, dass ich das hier nicht ausbreiten werde." Er wirkte angespannt, als sehnte er sich nach nichts mehr als ein bisschen Ruhe. Darauf wird er warten müssen. Am Dienstag beim Rückspiel in Griechenland steht Schalke mal wieder am Scheideweg, und vor allem Trainer Jens Keller, aber auch Heldt selbst enorm unter Druck.
Heldt sah BVB "nicht weit weg"
Unabhängig vom Ergebnis in Saloniki hatte Schalke in dieser Saison schon wieder genügend Stoff geliefert, damit sich die Konkurrenz, allen voran die von Borussia Dortmund, ins Fäustchen lachen konnte. Daran hatte auch Heldt maßgeblichen Anteil. Die Dortmunder seien "nicht weit weg", sagte er im SID-Interview vor dem Bundesliga-Start, man sei in der Lage, "mit ihnen zu konkurrieren".
Eine Aussage, die sich nur ein paar Wochen später als große Fehleinschätzung erweist und wie populistische Plauderei anmutet. Ein Zähler aus drei Spielen, dazu die Champions-League-Zitterpartie (heute, 20.45 Uhr/live im ZDF und in unserem Ticker) - nach der Punktlandung auf Platz vier in der vergangenen Saison trotz quälender Durststrecken und nicht enden wollenden Diskussionen um Coach Keller sollte auf Schalke alles besser werden, doch irgendwie geht die alte Leier nur wieder von vorne los.
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Und es ist nicht nur der Fehlstart in die Saison. Keller bemängelte bereits die fehlende Breite des Kaders, vom durch die Schalker Bosse viel zitierten Mentalitätswechsel ("erst Charakter, dann Talent") ist auf dem Platz kaum etwas zu sehen, die ohne Zweifel hochbegabte junge Garde der Schalker um Max Meyer, Christian Clemens und Leon Goretzka wirkt unter dem Druck überfordert. Auch Jungstar Julian Draxler, bei seiner Vertragsverlängerung Ende der vergangenen Saison wie ein Heilsbringer gefeiert, hinkt den Erwartungen hinterher.
Dass sich Heldt in dieser schwierigen Phase mit seinem Freund Markus Babbel, derzeit Trainer im Wartestand, in einem Restaurant in Düsseldorf zum gemeinsamen Essen trifft, ist zwar nicht anrüchig, aber auch nicht sonderlich geschickt.
Bislang Rückendeckung von Tönnies
Am kommenden Montag (2. September) schließt das Transferfenster, Heldt will und muss nachbessern. "Wir werden sehen, welche Ideen sich umsetzen lassen", sagte der Manager, der sich mittlerweile wohl ärgern dürfte, dass er die durchaus mögliche Verpflichtung einer potenziellen Führungskraft wie Sascha Riether vom FC Fulham nicht weiter verfolgt hat. Noch hat Heldt die Rückendeckung des mächtigen Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies, doch allzu sicher sollte er sich auch nicht sein.
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"Entweder ich schaffe Schalke, oder Schalke schafft mich", sagte Rudi Assauer einst. Der Mann, dem der Klub die Arena verdankt, wurde 2006 vom Aufsichtsrat um Tönnies abserviert.
Knapp drei Jahre später musste Andreas Müller, als einer der Uefa-Cup-Sieger von 1997 weitaus tiefer im Verein verwurzelt als Heldt, seinen Hut nehmen. Und auch bei Heldts Vorgänger Felix Magath zeigte Tönnies in der Schalker Sinnkrise 2011 wenig Geduld. Am vergangenen Samstag beim 1:2 bei Hannover 96 verließ der Aufsichtsratsboss vorzeitig die Tribüne. Ein nachdenklicher Heldt blieb alleine zurück. (sid)