Gelsenkirchen. In der zweiten Halbzeit des Play-off-Spiels zwischen Schalke 04 und PAOK Saloniki stürmten Polizisten die Nordkurve und setzten dabei Pfefferspray ein. Die Verantwortlichen der Königsblauen kritisierten den Einsatz. “Er war völlig unverhältnismäßig“, sagte Finanzvorstand Peter Peters.
Es lief nicht gut für den FC Schalke 04 im Play-off-Spiel gegen PAOK Saloniki. Die Mannschaft tat sich schwer, hatte gerade das Tor zum 1:1 kassiert - und dann gab es in der 74. Minute auch noch hässliche Szenen in der Nordkurve: Dutzende Polizisten stürmten den Block, in dem sich hauptsächlich Mitglieder der Fangruppe Ultras Gelsenkirchen (UGE) aufhalten. Dass die Polizisten zur Unterstützung Spray einsetzten, konnten selbst die Besucher der Haupttribüne sehen. Erst kurz vor dem Schlusspfiff zogen sich die Polizisten zurück. Noch in der Nacht verurteilte die Schalker Vereinsführung den Einsatz der Gelsenkirchener Polizei. Was war passiert? Wir klären auf!
Es ging offenbar um eine Fahne der mazedonischen Fangruppierung "Komiti Skopje". Diese Fangruppe ist mit den Schalker Ultras befreundet. Die Fahne provozierte anscheinend Fans von PAOK Saloniki, die - wie die Schalker mitteilten - mit einem "Angriff" auf die Nordkurve drohten. "Allein das Zeigen der roten Fahne", sagte eine Polizeisprecherin der ARD, "erfüllt den Tatbestand der Volksverhetzung". Die Polizei versuchte offenbar auf mehreren Wegen, die Fans zu bewegen, die Fahne abzuhängen - auch telefonisch, wie waz.de erfuhr. Doch darauf reagierten die Fans nicht. Weiter heißt es in einer Stellungnahme der Polizei: "Nach Aussage eines griechischen Polizeibeamten handelte es sich bei
dem Inhalt des Banners um volksverhetzende Tatbestände. Auch er selbst
fühlte sich erheblich beleidigt und gab an, dass besagtes Banner u. a.
schon für die erheblichen Ausschreitungen während des Spiels Rapid Wien
gegen PAOK Saloniki im Jahre 2012 mit verantwortlich war. Die mehr als 2000 griechischen Fans drohten mit Blockstürmen,
Spielfeldsturm und Spielabbruch. In einem solchen Fall wäre Leib und
Leben zahlreicher, auch unbeteiligter Zuschauer gefährdet worden."
Schalkes Finanzvorstand Peters will den Vorfall "unbedingt aufarbeiten"
Wohl deshalb entschied sich die Polizei für einen - nicht mit den Schalkern abgestimmten - massiven Einsatz und benutzte dabei Pfefferspray. "Dieser Einsatz war völlig unverhältnismäßig. Wir können dies absolut nicht gutheißen und bringen dafür nicht das geringste Verständnis auf. Dieser Vorfall muss unbedingt aufgearbeitet werden", sagte Schalkes Finanzvorstand Peter Peters. Die Fans reagierten auf den Polizeieinsatz mit wütenden Sprechchören wie "Bullen raus", "Alle Bullen sind Schweine" und "All Cops are Bastards, ACAB". Für die Schlussphase des Fußballspiels interessierte sich niemand mehr.
Schalke-Manager Horst Heldt lederte ebenfalls gegen die Polizei und wies darauf hin, dass vorher aus dem Gästeblock Böller aufs Feld geflogen waren und nach dem Ausgleichstor zum 1:1 bengalische Feuer brannten. "Unsere Fans haben uns sensationell supportet", sagte Heldt und ergänzte: "Ich habe weder Bengalos in unserer Kurve gesehen noch irgendwelche Knallfrösche gehört. Das alles habe ich auf der anderen Seite wahrgenommen. Von daher wundert es mich, dass die Polizei in unsere Kurve gegangen ist. Eigentlich hätte sie in die andere Kurve gehen müssen, wenn sie überhaupt in die Kurve geht." Mit Blick auf das Spiel in Hannover am Samstag sagte Heldt zynisch: "Wenn jetzt in Hannover Fans von uns eine Braunschweig-Fahne mit in die Kurve nehmen, gehen die dann wieder rein?"
Schalke-Torwart Hildebrand hat "sehr, sehr viel Unruhe" bemerkt
Laut Heldt hatten die Ereignisse in der Nordkurve auch Auswirkungen auf den Verlauf der Schlussphase: "Das hat den Spielfluss gestört." Torwart Timo Hildebrand äußerte sich ähnlich: "Ich habe gehört, dass sehr, sehr viel Unruhe hinter mir war, habe auch hingeguckt und Polizisten gesehen. Es ist immer besser, wenn positive Stimmung und positive Energie für die Mannschaft vorhanden ist." Auch Kapitän Benedikt Höwedes sagte: "Natürlich hab ich das mitbekommen."