Gelsenkirchen. Für den FC Schalke 04 könnte es noch dicker kommen: Neben Klaas-Jan Huntelaar und Sead Kolasinac müssen die Königsblauen nun möglicherweise auch längere Zeit auf Jefferson Farfan verzichten. Der Peruaner verletzte sich beim 1:1 (1:0) im Playoff-Hinspiel zur Champions League gegen PAOK Saloniki. Er hätte zum Mann des Abends werden können.

„So wie er in der Kabine liegt“, sagt Jens Keller wenig zuversichtlich, „dauert das länger.“ Neben dem unbefriedigenden 1:1 (1:0) des FC Schalke 04 im Play-off-Hinspiel um den Einzug in die Gruppenphase der Champions League gegen PAOK Saloniki droht Jefferson Farfan länger auszufallen. Mit einem dicken Knöchel und Problemen am Sprunggelenk verlässt der Peruaner in der 87. Minute niedergeschlagen den Platz. Dabei sieht es lange so aus, als ob er der Held des Abends werden könnte.

Plötzlich liegt dieser Ball vor Jefferson Farfan. Wie gemalt, wie dorthin beordert. Dabei kullert er eher zufällig zum Peruaner, weil Adam Szalai einen Augenblick zu lange zögert und sein Schussversuch abgeblockt wird. Sei’s drum. Er liegt vor Farfan – und der könnte all den Frust der vergangenen Tage darauf verwenden, diesen Ball in Richtung Tor zu dreschen.

Denn wie bei den Königsblauen läuft es zum Saisonbeginn trotz einer guten Vorbereitung auch bei Farfan nicht. Die Grippe, die ihn vor dem Pokalspiel in Nöttingen zehn Tage außer Gefecht setzt; das unnötige Freundschaftsspiel mit der peruanischen Nationalmannschaft in Südkorea, welches ihm vor der Partie in Wolfsburg die Kräfte raubt und eine seiner schlechtesten Leistungen im Schalker Trikot provoziert. All die Wut darauf könnte Farfan mit diesem Schuss abbauen.

Doch er schaut, er überlegt, innerhalb Sekunden.

Und dann schiebt der 28-Jährige mit all seiner Erfahrung diesen Ball in die lange Ecke des Tores der Griechen, wo er vom Innenpfosten zum 1:0 ins Netz rollt. So clever, so abgezockt. So scheinbar unbeeindruckt von allen äußeren Umständen. Von allem Krisen-Geschrei.

PAOK Saloniki macht hinten dicht

Denn diese erste halbe Stunde des für die Königsblauen so wichtigen Duells mit der Mannschaft ihres „Jahrhunderttrainers“ Huub Stevens spiegelt exakt die Erwartungen und Vorhersagen wider. Als reiche es nicht, dass der Niederländer bekanntermaßen ein eher die Defensive liebender Coach ist, seine Mannschaft paart Stevens’ Vorstellungen offensichtlich mit dem Geist Otto Rehhagels, der den Griechen 2004 die Europameisterschaft bescherte. PAOK macht – salopp gesagt – hinten dicht. Und lauert auf Konter.

Bis Farfan seinen Frust vergisst und die Führung erzielt.

Doch die königsblaue Unsicherheit, die Angst vor dem Verpassen der für Renommee und Kasse so wichtigen Gruppenphase der Champions League vertreibt der Peruaner mit seinem Tor nicht. Die Griechen profitieren von viel zu zaghaften Schalkern und erzielen in der 73. Minute den Ausgleich zum 1:1 per Distanzschuss.

Farfan? Unscheinbar in Hälfte zwei wie seine Mannschaftskollegen. „Ab der 50. Minute haben wir völlig aufgehört“, sagt Farfans Mannschaftskollege Julian Draxler später, „für mich ist das nicht zu erklären.“ Und: „Wir haben in der ersten Halbzeit ja gezeigt, dass wir ein gutes Team sind. Wir müssen nur vor dem Tor konsequenter werden.“ Wie? Das ist die Frage der kommenden Tage, wenn neben Klaas-Jan Huntelaar auch Jefferson Farfan länger pausieren müsste. Er, der vom Mann des Abends in wenigen Sekunden zum Pechvogel des Abends wird.