Gelsenkirchen. . Das 3:3 gegen den Hamburger SV geht mindestens zur Hälfte auf das Konto des Ex-Kölners. Zuvor hätte er nach der Pause um ein Haar das 3:2 erzielt. Die Pfiffe in der Arena, die vor allem bei Joel Matip immer wieder aufkamen, stoßen bei Christian Clemens auf Unverständnis.

Montag ist in der Bundesliga der Tag der Fehleranalyse. Und es gab für Cheftrainer Jens Keller nach dem irritierenden 3:3 gegen den Hamburger SV eine Menge aufzuarbeiten. Aber dazu gehört auch der entsprechende Zuhörerkreis. Beim Montagtraining auf dem Rasen fanden sich ein: Die Torhüter Ralf Fährmann und Lars Unnerstall, Tim Hoogland, Felipe Santana, Sead Kolasinac, Marco Höger, später Kyriakos Papadopoulos, dazu die U23-Akteure Robert Leipertz, Tim Bodenröder und Dario Schumacher. Alle hatten für Sonntagabend ein Alibi: Nicht eingesetzt.

Jene, die sich für die unbefriedigende Punkteteilung verantwortlich zeigen, waren längst auf Länderspielreise unterwegs. Einer fand sich dann doch: Christian Clemens, Neuzugang aus Köln, durfte ab von der Trainingstruppe regenerieren. Der gerade 22-Jährige hatte am Abend zuvor sein Bundesliga-Debüt gegeben, und wenn es ein paar Gewinner des ersten Spieltages gab, gehörte Clemens zweifellos dazu. Am Anfang begann der schnelle Mittelfeldmann, der auf beiden Flügeln einsetzbar ist, noch etwas verhalten, aber die Anspannung löste sich spätestens nach dem Seitenwechsel. Und zwei Minuten nach Wiederanpfiff hätte der U 21-Nationalspieler der Partie fast ein völlig andere Wendung gegeben.

Clemens geht „gern das Risiko“

Sein mutiger 18-Meter-Schuss, ziemlich ansatzlos abgezogen, verfehlte den linken Pfosten nur um die berühmt-berüchtigte Schamhaaresbreite. „Schade, ein bisschen mehr rechts, und er wäre drin gewesen“, so der Schütze, dessen Schuss kein Einzelvergnügen in der Saison bleiben soll: „Ich gehe gern das Risiko, weil ich einen guten Schuss habe, und suche öfter den Abschluss“, versprach der Ex-Kölner, der beim Zweitligisten in der Vorsaison immerhin sechsmal aus ähnlicher Entfernung einnetzen konnte.

Und ein halbes Tor gehörte ihm ja auch gegen den HSV: Sein Strahl nach 72 Minuten konnte Rene Adler im HSV-Tor nur von der Brust ins Feld abprallen lassen, wo Neuzugang Adam Szalai reaktionsschnell den Lapsus zum 3:3-Endstand ausnutzen konnte. „Ich weiß nicht, ob man das als Vorlage zählen kann. Jedenfalls bin ich froh, dass Adam da gestanden hat und uns zumindest den einen Punkt gerettet hat“, gibt sich der Vorarbeiter bescheiden. Ein Lob von Manager Horst Heldt für seine couragierte Spielweise gab es obendrein.

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Man traut es ihm zu, dass er die Lücke nach dem Abgang von Michel Bastos auf der linken Seite peu a peu wird schließen können. „Und wenn ein Neuer verpflichtet wird, werde ich mich auch dem Kampf stellen“, verspricht Clemens. Besonderen Druck in Liga eins beim Schalker Publikum verspüre er nicht, aus Köln ist er als Spieler bereits Kummer gewöhnt, keinem FC-Akteur sind Unmutsäußerungen fremd. Was nicht heißen soll, dass er sie gutheißt. Die Pfiffe in der Arena, die vor allem bei Joel Matip immer wieder aufkamen, stoßen auch beim Neuen auf Unverständnis: „Dass man den eigenen Spieler auspfeift, das gehört sich nicht. Da müssen die Fans anders mit umgehen.“