Gelsenkirchen. Bereits drei Gegentreffer musste der FC Schalke am ersten Spieltag einstecken. Viel lieber hätten die “Knappen“ drei Punkte nach der Auftaktpartie gegen den Hamburger SV gehabt, doch nach der enttäuschenden Vorstellung war nicht mehr drin für die Keller-Elf, auf die noch viel Arbeit warten.
Das Dumme am Fußball ist, dass man manchmal am Ende der Saison den Punkten nachtrauern muss, die man zwischendurch liegen gelassen hat. Und sollte dies Schalke in dieser Saison so ergehen, dann kann man gleich am ersten Spieltag anfangen mit der Verlustrechnung: Denn aus dem Heimspiel gegen den Hamburger SV war natürlich weitaus mehr eingeplant als dieses 3:3 (2:2), das Schalke zum Auftakt der Saison gleich zwei Punkte kostete. Einerseits. Andererseits: Nach dem Verlauf dieser unterhaltsamen 90 Minuten konnten die Gelsenkirchener fast froh sein, dass ihnen Neuzugang Adam Szalai mit seinem Ausgleichstor in der 72. Minute wenigstens noch einen Punkt rettete. Klaas-Jan Huntelaar, der die beiden ersten Tore für Schalke geschossen hatte, brachte das Dilemma zwischen Anspruch und Wirklichkeit auf den Punkt: „Ein Unentschieden war diesmal das Maximale für uns, weil wir zweimal einem Rückstand hinterherlaufen mussten“, sagte er: „Aber normal müssen wir zu Hause gewinnen.“
„Normal muss diese Führung doch Sicherheit geben"
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Ein Auftakt nach Maß sieht anders aus – „enttäuscht“ war das Wort, das den meisten Schalkern über die Lippen kam. Auch Trainer Jens Keller machte da keine Ausnahme. Was ihn ganz besonders ärgerte: Dass seine Mannschaft nicht einmal die frühe 1:0-Führung, die der ganz starke Huntelaar bereits nach 85 Sekunden nach einem Zuspiel von Julian Draxler erzielte, dazu nutzte, sich in einen kleinen Saisonauftakt-Rausch zu spielen. „Normal muss diese Führung doch Sicherheit geben, gerade zu Hause vor unsern Fans“, rätselte Keller. Doch das ganze Gegenteil war der Fall: Die Mannschaft setzte nach dem 1:0 nicht nach und zog sich lieber abwartend zurück – sie spielte so, dass Manager Horst Heldt den Auftritt in der Halbzeitpause sogar „pomadig“ nannte.
Gleich das erste Saisonspiel lieferte den Kritikern Argumente, die das Schalker Defensiverhalten als unzureichend für die ganz gehobenen Ansprüche ansehen. Sicher zum Teil auch eine Sache der beiden Sechser (Roman Neustädter und Jermaine Jones), aber namentlich festmachen ließ sich dies auch an Joel Matip, der in der zwölften Minute einen Handelfmeter verursachte, den Rafael van der Vaart zum 1:1-Ausgleich für den HSV nutzte. Matip war danach wieder der Zappelphilipp, der er an schlechten Tagen ist – er kann seine Nervosität dann nicht abschütteln. Auch bei den weiteren Gegentoren nach den Kopfbällen von Maximilian Beister (23.) und Lasse Sobiech (49.) war Matip nicht unbeteiligt, wobei das 1:2 schon eine Nummer aus dem Kuriositäten-Kabinett war: Beisters Kopfball sprang zuerst gegen die Latte und von dort gegen Schalkes Torwart Timo Hildebrand – und dann erst über die Linie ins Tor. So unglücklich diese Aktion war, so sehr prangerte Keller jedoch die Häufung der Abwehrlücken an: „Eigentlich hatten wir uns für diese Saison vorgenommen, weniger Gegentore zu kassieren. Und dann fangen wir schon wieder mit drei Stück an – viel zu viel.“
Mit Szalais Einwechslung ging ein Ruck durch die Mannschaft
Normalerweise kann ein Spiel mit drei Gegentoren fix erledigt sein, aber es gab eben auch noch positive Dinge, die Schalke noch den einen Punkt einbrachten: In der zweiten Halbzeit gab die Mannschaft ordentlich Gas, und auf die beiden Torjäger war ohnehin Verlass. Huntelaar erzielte mit dem Halbzeitpfiff den 2:2-Ausgleich, und als nach 57 Minuten auch noch Adam Szalai eingewechselt wurde, ging noch einmal ein richtiger Ruck durch Mannschaft und Fans. Und mit dem Tor zum 3:3-Endstand zeigte Szalai in der 72. Minute, dass Schalke das viele Geld (8,5 Millionen Euro Ablöse) in den Stürmer wohl gut investiert hat.
Es war ein verdientes Unentschieden in einem packenden Spiel mit einem überraschend starken HSV – darüber waren sich alle Beteiligten einig. Und trotzdem musste Keller unzufrieden sein, denn: „Wenn wir von Anfang an so gespielt hätten wie in der zweiten Halbzeit, dann hätten wir gewonnen.“