Berlin. Nach dem 2:2 im Rückspiel in Berlin verpasst die U17 das Finale um die Deutsche Meisterschaft. Leroy Sané vergibt schon nach 60 Sekunden die Chance zum Traumstart
Das Spiel ist aus. Es gilt, Frust zu bewältigen, die riesengroße Enttäuschung zu verarbeiten. Donis Avdijaj marschiert schnurstracks Richtung Kabinentrakt, um sich kurze Zeit später auf die Treppe davor zu hocken, Hendrik Lohmar lässt sich fallen und liegt auch zehn Minuten später noch irgendwo alleine auf dem Rasen des Amateurstadions im Berliner Olympiapark. Das Finale um die Deutsche Meisterschaft findet ohne die B-Junioren des FC Schalke 04 statt, weil sie wie schon beim Hinspiel (0:1) auch am Sonntag bei Hertha BSC nicht ihr großes Potenzial ausschöpften und nur ein 2:2 (1:2) schafften. „Wenn du in zwei Spielen drei Geschenke verteilst“, sagte Trainer Frank Fahrenhorst, „ist es schwierig, weiterzukommen.“
Diese Lust, diese Laune und dieser Spaß, mit denen die 16- und 17-jährigen Königsblauen durch die Bundesliga-Saison marschiert waren, hatten wie am Mittwochabend in Oer-Erkenschwick auch am Sonntagmittag in der Hauptstadt Schwierigkeiten, sich auszubreiten. Und Frank Fahrenhorst hatte auch „zwei, drei Spieler gesehen, die von der eigenen Überzeugung her nicht so drauf waren, wie man es von ihnen kennt“.
Sané hätte Traumstart bescheren können
Obwohl es einen Traumstart hätte geben können. Nicht einmal 60 Sekunden waren absolviert, als Leroy Sané auf der linken Seite von Donis Avdijaj bedient wurde, mit seinem Schuss aber an Hertha-Keeper Nils-Jonathan Körber scheiterte.
Um es vorwegzunehmen: Die Berliner boten wie schon im Hinspiel taktisch wieder eine ausgezeichnete Leistung. Doch für ihre Treffer brauchten sie gar keine große Klasse, sondern nur die freundliche Unterstützung der Schalker. Zum ersten Mal in der 22. Minute, als Daniel Koseler Herthas Fabio Mirbach so foulte, dass Schiedsrichter Timo Wlodarczak überhaupt keine andere Chance hatte, als auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Dominik Pelivan verwandelte eiskalt zum 1:0 und erhöhte in der Summe auf 2:0. „Er muss einfach nur nebenherlaufen“, sagte Frank Fahrenhorst. „Aber das ist halt ein hohes Niveau, da werden Kleinigkeiten bestraft.“
Ein Schock, obwohl Tim Bodenröder nur fünf Minuten später, nachdem sich Donis Avdijaj durchgewurschtelt hatte, der Ausgleich gelang. „Wir haben uns immer wieder ins Hintertreffen gebracht, und das hat ein bisschen auf die Moral geschlagen“, sagte der Schalker Coach, der drei Minuten vor der Pause gemeinsam mit Oliver Ruhnert, dem Sportlichen Leiter der Knappen-Schmiede, fast verzweifelte. Fast ohne Gegenwehr durfte Shawn Kauter aus 15 Metern schießen. Das tat er sehr platziert, so dass Janik Schilder zum zweiten Mal keine Chance hatte.
Pause. Und für die Experten, zu denen auch Werner Ipta (71) gehörte, der in den 60er Jahren für Schalke, Bayern München, Grasshoppers Zürich und Hertha BSC gespielt hatte, waren sich einig: Das Problem der königsblauen U-17-Fußballer ist die Defensive. „Thilo Kehrer ist nicht zu ersetzen“, sagte auch Bodo Menze, der Administrative Leiter der Knappen-Schmiede. Nach dem doppelten Bänderriss war an einen Einsatz des Innenverteidigers nicht zu denken.
Fahrenhorst: „Müssen uns an die eigene Nase fassen“
Wenn nicht hinten, dann also vorne mit der, um Hertha-Trainer Andreas Thom zu zitieren, „brutalen Angriffsqualität der Schalker“, die nach nur vier Minuten der zweiten Hälfte noch ein bisschen gesteigert wurde: Felix Platte, der seinen Platz für Tim Bodenröder im Sturm hatte räumen müssen, kam für Paul Stieber. Zunächst konnte Berlins Innenverteidiger Yanni Regäsel das 2:2 noch verhindern, als er einen Avdijaj-Schuss von der Linie kratzte, aber nach 59 Minuten fiel der Ausgleich. Nach einer Ecke von Ajdin Hrustic herrschte ausnahmsweise mal ein Durcheinander im Hertha-Strafraum, und Tim Bodenröder traf zum zweiten Mal. Und plötzlich war auch zu hören, dass im Gästeblock Schalker Fans waren.
Klar: Das Fahrenhorst-Team versuchte nun alles, um zumindest ins Elfmeterschießen zu kommen. Aber Tim Bodenröder köpfte vorbei, Maurice Multhaup scheiterte an Nils-Jonathan Körber, Donis Avdijaj wurde im letzten Moment vom überragenden Hertha-Innenverteidiger Jordan Torunarigha gestoppt, und Esad Morina bekam den Ball, als schon die Nachspielzeit lief, nicht unter Kontrolle. Schluss. „Wir haben uns durch nicht konsequentes Handeln und individuelle Fehler ins Hintertreffen gebracht“, sagte der enttäuschte Frank Fahrenhorst. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, dass wir im Hinspiel nicht das abgerufen haben, was wir können.“
Hertha BSC - FC Schalke 04 2:2 (2:1)
Tore: 1:0 Dominik Pelivan (22., Foulelfmeter), 1:1 Tim Bodenröder (27.), 2:1 Shawn Kauter (37.), 2:2 Tim Bodenröder (59).
FC Schalke 04: Schilder – Koseler, Tomasello (79. Morina), Dragon, Neubauer – Stieber (44. Platte), Lohmar – L. Sané (56. Hrustic), Multhaup – Bodenröder, Avdijaj.